Pforzheim. Die Baby-Boomer gehen in den nächsten Jahren in Rente. 27.400 Menschen werden laut einer Untersuchung des Pestel-Instituts im Jahr 2035 in Pforzheim ihren Ruhestand genießen. Die Wissenschaftler des Instituts warnen in einer Mitteilung: „Der Wohnungsmarkt in Pforzheim ist mit der neuen Rentnergeneration der geburtenstarken Jahrgänge komplett überfordert. Es fehlen Seniorenwohnungen“, sagt Matthias Günther. Schon jetzt gebe es einen massiven Mangel an altersgerechten Wohnungen. „Das wird sich in den nächsten Jahren allerdings noch enorm verschlimmern. Oder anders gesagt: Pforzheim rast mit 100 Sachen auf die graue Wohnungsnot zu“, so Günther.
Der Leiter des Pestel-Instituts nennt dazu konkrete Zahlen: So gibt es aktuell rund 61.500 Haushalte in Pforzheim. In 31 Prozent davon würden Senioren leben. „Bereits heute braucht Pforzheim rund 4400 Wohnungen für die älteren Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Doch diese Seniorenwohnungen gibt der Wohnungsmarkt in Pforzheim bei weitem nicht her“, sagt der Experte.


Bezahlbare Wohnungen werden in Pforzheim immer weniger
Eigentlich sei der Bedarf sogar noch höher, so das Pestel-Institut.
„Ein Großteil der altersgerechten Wohnungen wird noch nicht einmal von Älteren bewohnt. Oft nutzen nämlich auch Familien den Komfort einer Wohnung ohne Schwellen, mit breiten Türen, Fluren und Räumen“, sagt Günther.
Neben dem Neubau sei deshalb vor allem eine Sanierungsoffensive notwendig, um für mehr seniorengerechte Wohnungen in Pforzheim zu sorgen. „Statt mit einem effektiven Programm fürs Senioren-Wohnen das Problem anzupacken, hat vor allem der Bund den Kopf in den Sand gesteckt und die graue Wohnungsnot seit Jahren ignoriert“, kritisiert Günther den Staat.
Das müsse sich jetzt dringend ändern, fordert Katharina Metzger. Sie ist Präsidentin des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), der die Regional-Untersuchung zum Senioren-Wohnen beim Pestel-Institut in Auftrag gegeben hat. An die Adresse der Bundestagsabgeordneten von CDU und SPD aus Baden-Württemberg richtet Metzger einen eindringlichen Appell: „Das Wohnen muss bei den Koalitionsverhandlungen ein absoluter Schwerpunkt sein.“
Eine künftige schwarz-rote Bundesregierung müsse den Wohnungsbau als Motor für die Binnenkonjunktur entdecken und nutzen: „Es geht um mehr Seniorenwohnungen, die durch Neubau und Sanierung entstehen müssen – auch in Pforzheim. Außerdem um mehr bezahlbare Wohnungen und um mehr Sozialwohnungen“, so die Präsidentin des Baustoff-Fachhandels.
Die neue Bundesregierung müsse die Brisanz, die die Wohnungsnot habe, dringend erkennen: „Wer schlecht wohnt, fühlt sich schlecht regiert. Wer eine horrende Miete zahlen muss oder erst gar keine Wohnung findet, die er noch irgendwie bezahlen kann, bei dem wächst Frust“, warnt Katharina Metzer.


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Gemeinsam mit den Wissenschaftlern des Pestel-Instituts warnt der Baustoff-Fachhandel die neue Regierung so weiterzumachen wie bisher: „Wenn sich die Wohnungsbau-Krise weiter zuspitzt, wird das auch in Pforzheim einen erheblichen Verlust von Arbeitsplätzen auf dem Bau bedeuten“, sagt Matthias Günther.
Der Chef-Ökonom des Pestel-Instituts hat bei einer Sanierungsoffensive für mehr altengerechte Wohnungen vor allem auch die rund 8900 Haushalte in Pforzheim im Blick, wo Senioren in den eigenen vier Wänden wohnen: „Es ist wichtig, älteren Menschen für ihr Wohneigentum rechtzeitig einen Anreiz zu geben, ihr eigenes Zuhause seniorengerecht umzubauen.“ Das Wichtigste seien große Bäder mit einer Dusche ohne Schwellen und Stufen.


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Bei Senioren, die zur Miete wohnen, warnt das Pestel-Institut vor Altersarmut: „Bei vielen Baby-Boomern gab es immer wieder Phasen von Arbeitslosigkeit. Außerdem waren die geburtenstarken Jahrgänge die, die oft zum Niedriglohn gearbeitet haben. Also gehen viele der Baby-Boomer mit einer eher kleinen Rente nach Hause. Ihre Miete können sie sich damit nicht mehr leisten. In Zukunft werden also deutlich mehr Menschen als heute in Pforzheim auf staatliche Unterstützung angewiesen sein, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben“, so die Prognose des Pestel-Institutsleiters.
Auch das Mieter-Portemonnaie der Senioren wurde bei der Untersuchung angeschaut: So liegt laut Institut die durchschnittliche Kaltmiete in Pforzheim aktuell bei rund 7,40 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. 66 Prozent der Seniorenhaushalte, die zur Miete wohnen, leben sogar günstiger: rund 5100 Haushalte in Pforzheim, in denen Ältere leben, zahlen nach Angaben des Pestel-Instituts derzeit weniger als die Durchschnittsmiete.


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Für die öffentlichen Kassen sei es in der Regel deutlich günstiger, altersgerechten Wohnraum zu schaffen. „Andernfalls sind Ältere nämlich gezwungen, ins Heim zu gehen. Und die Kosten für einen Heimplatz stehen auf Dauer in keinem Verhältnis zu dem, was der Staat investieren müsste, um eine altersgerechte Wohnung zu schaffen“, so Günther.

