Die Hauptpersonen des Abends (von links nach rechts): Die Auszubildenden Lina Vasile (Friseur „La Magia“ , Platz sechs bis zwölf), Elisabeth Klapper (Wildpark Pforzheim, Platz drei), Melanie Kocher (Autohaus „Auto&Service“, Platz sechs bis zwölf), Nina Gessert (Siloah St. Trudpert Klinikum Pforzheim, Platz eins), Jan-Luca Schmitt (SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach, Platz sechs bis zwölf), Michael Feitenhansl (Gimber Optimaler, Platz sechs bis zwölf), Lisa Hofsäß (Metzgerei Kuppinger, Platz sechs bis zwölf), Julia Böckler (Böckler Immobilien, Platz sechs bis zwölf), Maren Herb (Studio Gieske, Platz sechs bis zwölf), Robin Heidrich (Sparkasse Pforzheim Calw, Platz fünf), Dennis Raible (Autohaus ahg Pforzheim, Platz vier) und Johanna Vilhès (Polizei Pforzheim, Platz zwei).
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Begehrte Siegerin: Nina Gessert (rechts) gibt Okan Güldal und Stefanie Reinhardt von der PZ-Tochterfirma TV-BW Medienproduktionen ein Interview.
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Bei so viel Action gehen die Zuschauer in den ersten zwei Reihen lieber in Deckung: Die Sportschule Kwak zeigt, wie aufregend die koreanische Kampfkunst Taekwondo sein kann.
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Pforzheim
Sie haben entschieden: Das ist die "Auszubildende des Jahres" der PZ

Pforzheim. Erwartungsvolle, teils angespannte Blicke richteten sich von den Zuschauerreihen auf die Bühne im PZ-Forum. Dort wurde an diesem Donnerstagabend der „Azubi des Jahres“ gekürt – ein Titel, den die Leser der „Pforzheimer Zeitung“ vergeben haben.

Im vergangenen Jahr hat die PZ jeden Monat einen Auszubildenden aus Pforzheim oder der Region in Text, Bild und Video vorgestellt – persönlich und beruflich. „Unsere Jungredakteure haben sich in den Operationssaal, ins Tiergehege, in den Streifenwagen und hinter die Metzgertheke gewagt und sich für den Nachwuchs reingehängt“, umschrieb der geschäftsführende PZ-Verleger Thomas Satinsky die Serie. Schließlich durften die Leser für ihren Favoriten abstimmen. Das Ergebnis blieb bis zu diesem Abend geheim.

Koreanische Kampfkunst

Doch das war nur einer der Gründe dafür, warum eine gewisse Anspannung in der Luft lag. Da gab es nämlich auch noch die rund 25 jungen Sportler, die plötzlich lauthals schreiend in den Saal stürmten und den Zuschauern die wildesten Kampfszenen vorführten. Das ein oder andere Mal waren erschreckte Zwischenrufe zu hören, als die Taekwondo-Schüler der Sportschule Kwak aus Pforzheim mit waghalsigen Sprüngen Holzbretter zertrümmerten oder die Füße bis zur Nasenspitze in die Luft streckten. Doch alle Kunststücke gingen gut aus und wurden von den Zuschauern mit tosendem Applaus quittiert.

Es gibt keine Verlierer

Dann kam endlich der Teil des Abends, auf den die Azubis und deren Begleiter lange hingefiebert hatten: die Siegerehrung. Am Ende war es eine ganz schön knappe Kiste. Lediglich 20 Stimmen trennten die erstplatzierte Krankenpflegerin Nina Gessert und die zweitplatzierte Johanna Vilhès von der Polizei in Pforzheim. Nina Gessert darf sich nun auf ein tolles Wochenende mit einem Fußballspiel von Bundesligist Borussia Dortmund freuen. Sponsor Auto & Service in Pforzheim ließ sich nicht lumpen und stellt der jungen Frau für das Wochenende obendrein noch einen Vorführwagen zur Verfügung.

Die angehende Polizistin Johanna Vilhès erhielt ein nagelneues iPad von Saturn auf der Wilferdinger Höhe. Auf dem dritten Platz landete die Tierpflegerin Elisabeth Klapper vom Wildpark, die ebenfalls ein Tablet entgegennehmen durfte und dabei lautstark von ihren Kollegen angefeuert wurde, die eigens zu diesem Anlass kleine Fahnen mit dem Namen der jungen Frau darauf gebastelt hatten.

Auf den Rängen vier und fünf liegen Automobilkaufmann Dennis Raible vom Autohaus ahg mit einem Gutschein von der Fitness Factory in Pforzheim sowie Finanzassistent Robin Heidrich von der Sparkasse Pforzheim Calw, der nun Besitzer eines PZ-Digitalabos ist.

Verlierer gab es an diesem Abend im PZ-Forum nicht, niemand musste mit leeren Händen nach Hause gehen: Alle zwölf Azubis erhielten jeweils einen Gutschein der Pforzheimer Kinobetriebe sowie ihre gerahmte Azubi-Seite aus der PZ.

„Auch wenn es nicht für die vorderen Plätze gereicht hat, war es eine tolle Erfahrung für mich und ich bin froh, dabei gewesen zu sein“, sagte Jan-Luca Schmitt, frisch gebackener Operationsassistent aus dem SRH Klinikum in Karlsbad-Langensteinbach. Frank Böckler, Chef der gleichnamigen Immobilienfirma und Vater von Julia, die selbst Auszubildende des Monats Januar wurde, sah das ähnlich: „In einer Zeit, in der nur noch wenige Schulabgänger eine klassische Ausbildung absolvieren und viel lieber studieren möchten, kam diese Serie genau richtig.“

Interview mit Nina Gessert: „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen“

Erfolgreicher hätte der Abend für Nina Gessert nicht enden können: Die 20-Jährige macht ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin im Siloah St. Trudpert Klinikum in Pforzheim. Sie hat die PZ-Leser überzeugt und ist am Donnerstagabend zum „Azubi des Jahres 2018“ gekürt worden. Im Interview mit der PZ spricht sie über die harten Seiten ihrer Ausbildung, räumt mit Klischees auf und gibt Tipps für diejenigen, die noch nicht wissen, wo es für sie beruflich hingehen soll.

PZ: Herzlichen Glückwunsch zum Sieg, Frau Gessert. Haben Sie im Siloah St. Trudpert Klinik alle Patienten fleißig zum Abstimmen motiviert?

Nina Gessert: Ich selbst habe kaum Werbung gemacht, aber meine Kollegen und meine Lehrerinnen von der Schule haben die Werbetrommel gerührt, selbst im Intranet des Siloah wurde der Aufruf veröffentlicht. Alle haben sich wirklich bemüht, das fand ich unglaublich toll.

Haben Sie nach so viel Hilfe mit dem Sieg gerechnet?

Überhaupt nicht. Ich war mir sicher, dass die Polizistin Johanna Vilhès ganz vorne dabei sein wird, weil es ein toller Beruf ist und bestimmt viele für sie abstimmen. Als ich dann am Ende auf der Bühne stand und mein Name gesagt wurde, konnte ich es gar nicht glauben. Stimmt das jetzt? Bin wirklich ich gemeint? Dann war ich aber richtig stolz und habe mich total gefreut.

Wie haben Sie den Gala-Abend im PZ-Forum erlebt?

Das Schönste am heutigen Abend war, die anderen elf Azubis persönlich kennenzulernen. Die kannte ich bisher ja nur aus der Zeitung. Da konnte jeder noch ein paar Sätze zu seiner Ausbildung, Hobbys und Zukunftsplänen sagen.

Im Mai 2018 waren Sie „Azubi des Monats“. Für den Artikel und das Video auf PZ-news haben Ihnen zwei Redakteure bei der Arbeit über die Schulter geschaut. Wie ist das, wenn plötzlich alle Augen auf Sie gerichtet sind?

Es war wirklich das erste Mal, dass ich vor der Kamera stand. Ich war natürlich super nervös und sehr glücklich, dass alles gut geklappt hat. Auf jeden Fall war es eine ganz besondere Erfahrung.

Was schätzen Sie am meisten an Ihrer Ausbildung?

Definitiv die Vielseitigkeit. Ich könnte beispielsweise nicht jeden Tag vorm Computer sitzen. Solche Berufe sind auch total wichtig. Aber ich persönlich brauche Abwechslung: jeden Tag andere Menschen, andere Krankheitsbilder. Das finde ich echt spannend.

Gibt es viele Klischees über den Beruf der Krankenpflegerin? Was davon stimmt? Was nicht?

Es gibt viele Klischees. Aus diesem Grund wollte ich die Ausbildung anfangs auch nicht machen. Jeder hat gesagt: „Nina, da musst Du nur doofe Aufgaben machen und den Ärzten hinterherrennen.“ Aber es ist das totale Gegenteil. Man trägt viel Verantwortung für die Patienten und arbeitet gut mit den Ärzten zusammen, bespricht die Therapie mit ihnen. Die Klischees stimmen nicht, der Beruf wird zu schlecht dargestellt. Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen.

Vielleicht stecken Sie andere junge Leser mit Ihrer Begeisterung an und der ein oder andere fragt sich, ob die Ausbildung auch was für ihn wäre. Was muss man mitbringen?

Man sollte auf jeden Fall den Kontakt mit Menschen mögen – selbst dann, wenn das Gegenüber schlecht gelaunt ist. Man muss leider auch damit klarkommen, Menschen leiden zu sehen. Wir haben junge Patienten, die an Krebs erkrankt sind – das ist hart. Aber es gibt so viele schöne Seiten: Wenn ein Baby zur Welt kommt oder wir Menschen helfen können und sie wieder gesund werden. Das zaubert mir immer ein Lächeln ins Gesicht.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Im Oktober ist Ihre Ausbildung zu Ende.

Ich möchte zunächst weiter Erfahrung sammeln auf der Station. Dann möchte ich Fortbildungen machen. Man kann sich in unterschiedliche Richtungen weiterbilden. Am liebsten möchte ich einmal die Leitung einer Station übernehmen. Das ist das Ziel.

Als Preis für den ersten Platz bei der Azubi-Gala haben Sie Karten für ein Spiel des BVB und ein Mietauto für den Weg ins Stadion bekommen. Sind Sie denn Fußball-Fan?

Ich gehe total gerne ins Stadion. Bezüglich der Vereine bin ich offen, ich habe keinen festen Favoriten. Für mich geht es mehr um die Atmosphäre. Meine beste Freundin wird mich begleiten. Sie ist selbst Fußballerin und großer Fan. Das wird ein cooles Wochenende.

Haben Sie als „Azubi des Jahres 2018“ noch einen Tipp für alle jungen Menschen da draußen?

Am wichtigsten ist, dass man einen Beruf lernt, der Spaß macht. Außerdem würde ich immer davor ein Praktikum machen, um zu wissen, was auf mich zukommt. Wenn es die Zeit erlaubt, am besten einen Monat lang. So habe ich es gemacht und keine Sekunde davon bereut.