Neben Sänger Jay Alexander treten weitere Musiker wie Jonas Gavriil oder Sonja Priehn bei dem Solidaritätskonzert im Kulturhaus Osterfeld auf.
Peter Hennrich
Pforzheim
Solidaritätskonzert in Pforzheim am 28. November: Musik gegen jede Form des Hasses

Pforzheim. Am Anfang stand ein Gespräch – ein Gespräch zwischen dem Pforzheimer Juwelier Georg Leicht und seinem Freund Igor Levit, dem bekannten jüdischen Pianisten, der gerade dabei ist, Weltkarriere zu machen. Levit sei schockiert darüber gewesen, dass es aus der Mitte der deutschen Gesellschaft keine Reaktion gegen den zunehmenden Antisemitismus gibt, so Leicht. Der Pianist habe auch als Reaktion darauf dann ein Solidaritätskonzert am Berliner Ensemble organisiert.

Und Leicht? Der kam am vergangenen Sonntag mit Eventmanager Gerhard Baral (Bündnis Pforzheim nazifrei) ins Gespräch: „Ich habe ihn gefragt, ob es in Pforzheim eine Initiative gegen Antisemitismus gibt. Das hat er verneint.“ Daraus erwuchs die Idee, ein klares Zeichen zu setzen – gegen die klaren Ausbrüche von Antisemitismus in der Stadt, aber auch gegen die Art wie Gespräche inzwischen geführt werden.

Georg Leicht Interview Opernball
Georg Leicht ist einer von drei Initiatoren. Aus einem Gespräch Leichts mit dem jüdischen Pianisten Igor Levit erwuchs die Idee für das Solidaritätskonzert.
Meyer

Ein vielseitiges Programm

Zusammen mit Akteuren wie dem Stadttheater, aber auch Paul Taube vom Kulturhaus Osterfeld wurden die Netzwerke aktiviert. Herausgekommen ist innerhalb kürzester Zeit eine Veranstaltung, die mit Musik regionaler Künstler und Gesprächen mit Betroffenen am Dienstag, 28. November, ab 19.30 Uhr im Kulturhaus Osterfeld nicht nur ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen will, sondern laut Baral generell gegen Intoleranz.

„Es werden auch Muslime und Muslima angespuckt und angegriffen, auch hier in Pforzheim“, stellt er gegenüber der PZ fest. Bereits nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober habe man kurzfristig eine gut besuchte Veranstaltung im Theater auf die Beine gestellt. Auch dieses Mal waren die Akteure sofort mit an Bord. Und mit ihnen bekannte Künstler aus der Region, die nicht bereits durch Verträge anderweitig gebunden waren. „Wir wollten bewusst keine großen Namen aus Düsseldorf oder Hamburg, sondern etwas mit Künstlern aus der Region machen. Wir wenden uns ja auch an die Menschen der Region“, so Baral weiter. Die Auftretenden bekommen keine Gage, in Einzelfällen aber Spesen.

Jörn Huber und Gerhard Baral
Eventmanager Gerhard Baral führt mit Stefanie Wally durch den Abend.
Meyer

„Wir hätten noch viel mehr machen können“, man wolle sich aber auf gut eineinhalb Stunden beschränken. Eineinhalb Stunden, in denen nicht nur Textauszüge aus dem Osterfeldstück „Akte Luftballon“ oder aus dem Stück „Mein Volk“ von Sonja Priehm zitiert werden, sondern die auch von Stefanie Wally und Baral moderierte Gespräche mit Initiator Georg Leicht, Vertretern des Rates der Religionen und dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Rami Suliman umfassen. „Wir wollen von Suliman wissen, wie es den Menschen hier geht.“

Paul Taube Osterfeld
Paul Taube ermöglicht die kurzfristige Nutzung des Kulturhauses Osterfeld.
Meyer

PZ-Verleger ebenfalls Sponsor

Möglich gemacht wird dieses sehr kurzfristige Solidaritätskonzert auch durch die tatkräftige Unterstützung von PZ-Verleger Albert Esslinger-Kiefer, der neben Politikern und anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu den Unterzeichnern der begleitenden Initiative für Toleranz und „gegen jede Form von Intoleranz, Hass, Unterdrückung und Antisemitismus in unserer Stadt und in unserem Land“ zählt. Baral und Leicht seien mit ihrer Idee auf ihn zugekommen, so Esslinger-Kiefer. Gemeinsam mit PZ-Mediengestalterin Martina Flagmeyer wurde dann binnen eines Tages eine umfassende Anzeige für das Konzert geschaffen. Diese beinhaltet zudem eine öffentliche Positionierung weiter Teile der Stadtprominenz.

Die Unterstützung des Konzerts durch die PZ als Sponsor für die Öffentlichkeitsarbeit ist dem Zeitungsverleger aber auch ein persönliches Anliegen.

„Wir im PZ-Medienhaus begleiten diese Aktion mit großer Überzeugung. Ich war als junger Mann ein Jahr lang bei Albert Schweitzer in seinem Urwald-Hospital in Lambarene. Der Friedensnobelpreisträger hat mich sehr geprägt, dort habe ich soziale Kompetenz gelernt. Und die gilt es jetzt mal wieder anzuwenden", sagt Albert Esslinger-Kiefer.

Der Eintritt beträgt zehn Euro. Der Reinerlös geht an den interreligiösen Kindergarten Irenicus.