Spuren der Mafia führen Journalisten bis nach Pforzheim.

Gerhard Ketterl
Pforzheim
Spur der italienischen Mafia führt nach Pforzheim

Deutschland ist eines der wichtigsten Rückzugsgebiete der italienischen Mafia. Doch im Gegensatz zu Italien kann Mafia-Vermögen in der Bundesrepublik viel schwieriger beschlagnahmt werden. Das RTL-Nachtjournal, das gemeinnützige Recherchebüro correctiv und die „Pforzheimer Zeitung“ sind dieser Thematik auf den Grund gegangen.

Monatelang recherchierte Nachtjournal-Moderator Maik Meuser gemeinsam mit deutschen und italienischen Kollegen in Deutschland aber auch in Sizilien. In Pforzheim stoßen die Journalisten auf einen Mann, der in Italien zehn Jahre wegen Waffenbesitz und Mitgliedschaft in der Mafia im Gefängnis gesessen hat. Gemeinsam mit einem Verwandten, der sechs Jahre inhaftiert war, hat er innerhalb weniger Jahre Immobilien im Wert von 1,5 Millionen Euro erworben – kurz, nachdem die beiden in Italien entlassen worden waren. Giovanni Z. (Name geändert) erklärt, er habe alles Negative zurückgelassen und wolle in Deutschland neu anfangen.

Um sich ein genaueres Bild zu machen, reisen die Reporter in den Heimatort der beiden Männer, in die sizilianische Provinz Agrigento. Dort trifft Meuser auf den Journalisten Franco Castaldo, der seit drei Jahrzehnten über die Mafia schreibt und ihm erklärt, wie die jetzt in Pforzheim Residierenden aktiv in einem Mafia-Krieg mitwirkten, bei dem am Ende mehr als 300 Menschen starben. Bei Gesprächen mit italienischen Ermittlern kommt immer wieder der Vorwurf auf, Deutschland mache es den Mafiosi viel zu leicht.

Tatsächlich gibt es bei uns keinen eigenen Mafia-Paragrafen, der die Mitgliedschaft an sich unter Strafe stellt. Auch können italienische Staatsanwälte sehr viel einfacher Mafiosi überwachen und etwa ihre Vermögen einziehen als in Deutschland. Dabei sagt Sigurd Jäger, der Leiter für Organisierte Kriminalität im LKA Stuttgart, dass alle Erfahrungen zeigen, man könne aus der Mafia nicht austreten. „Wenn man da einmal Mitglied ist, dann bleibt man da Mitglied, außer man geht tatsächlich zur Polizei und wird Kronzeuge und geht in den Zeugenschutz.“ Von mindestens 550 Mafiosi, die in Deutschland leben, weiß das BKA. Das Dunkelfeld dürfte deutlich größer sein.

Der Text ist in Zusammenarbeit mit dem Recherchezentrums CORRECTIVentstanden. CORRECTIVfinanziert sich ausschließlich über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Der Anspruch: In monatelanger Recherche Missstände aufdecken und unvoreingenommen darüber berichten. Wenn Sie CORRECTIV unterstützen möchten, werden Sie Fördermitglied. Informationen finden Sie unter correctiv.org

Die Reportage ist am Mittwoch kurz nach dem RTL-Nachtjournal um Mitternacht zu sehen, außerdem am Donnerstag um 14.30 Uhr auf n-tv. Die Details der Nachforschungen werden um Mitternacht auf der Internetseite correctiv.org veröffentlicht.

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