Nun komplett rot: die unfallträchtige Schwelle am Nagoldhang. Foto: Erb
Pforzheim
Stadt streicht auch Tempobremse am Nagoldhang rot an - Kritik der Anwohner reißt nicht ab

Pforzheim. Das ging dann plötzlich doch schnell: Auch die von Anwohnern besonders kritisch beäugte obere Fahrbahnschwelle am Nagoldhang ist nun wie die beiden unteren Tempobremsen komplett rot gestrichen worden. Damit reagierte die Stadtverwaltung nicht zuletzt auf einen Unfall, bei dem ein älterer Radfahrer just an dieser Stelle üble Verletzungen erlitten hatte. Endgültig gebannt sehen Anlieger die Gefahr dadurch aber nicht.

Ein wenig aufatmen dürften Bewohner der Südweststadt wie Dieter Junkert aber nach dieser Korrektur. Er hatte die PZ auf sein monatelanges Ringen um eine Verbesserung der aus seiner Sicht äußerst riskanten Lage aufmerksam gemacht. Trotz all seiner Warnungen war schließlich ein Senior bei der Fahrt mit dem Rad bergab auf dem Nagoldhang am ersten Schweller aufs Gesicht gestürzt und hatte dabei unter anderem drei Zähne verloren.

Wie von der Stadtverwaltung versprochen, wurde diese zunächst nur teilweise mit Farbe markierte Fahrbahnschwelle nun wie die zwei weiteren komplett rot markiert. In der Kritik steht aber nicht nur deren Erkennbarkeit, sondern weiter auch deren Beschaffenheit.

So wandte sich nun Andreas Bittighofer an die PZ. Es sei „frech, eine Schwelle so hoch zu bauen“, urteilt der Rechtsanwalt. Er erinnert daran, dass er vor Jahren schon einmal einen Prozess für eine Mandantin geführt hat, die dort ebenfalls schwer zu Schaden kam. Die Schülerin sei nachts über den Nagoldhang geradelt, an jener Stelle, wo wie so oft ein geparktes Wohnmobil das Hinweisschild verdeckte, schwer gestürzt und habe wie jetzt der Senior mehrere Zähne verloren. Die damalige Richterin habe danach selbst eine Testfahrt mit dem Rad unternommen und die Schwelle problemlos überwunden, weswegen die Klage abgewiesen wurde. „Aber das war bei Tag, und die Richterin wusste, was auf sie zukommt“, gibt  Bittighofer zu bedenken. Für Auswärtige sei dieses asphaltgraue Hindernis zumindest bislang wie aus dem Nichts gekommen.

Mit dem Auto aufgesessen

Doch auch Ortskenntnis schützt vor Schaden nicht, wie der Anwalt selbst erfahren musste. Mit seinem E-Auto sei er jüngst trotz Schritttempos aufgesessen, das Auto weist unten nun Schleifspuren auf. Wie Anwohner Junkert spricht sich Bittighofer dafür aus, diese Schwelle ganz anders zu gestalten. Nach Vorbild der in Frankreich bevorzugten Lösung oder der in Pforzheim etwa für die Kiehnlestraße gewählten Variante des aufgeschraubten „Berliner Kissens“, plädiert der Jurist für eine zusätzliche weiße Zickzack-Markierung und einen längeren, flacheren Aufbau.

Die Stadtverwaltung hatte auf PZ-Anfrage betont, dass sämtliche Schwellen am Nagoldhang gemäß den Richtlinien geplant und hergestellt worden seien. Bei Einhaltung von Tempo 30 und „allgemein angepasstem Fahrverhalten“ gebe es keine Probleme. Einheitliche Lösungen für Schwellen in Pforzheim seien nicht geplant.