Bestätigt konnte sich 2014 beim Empfang zu seinem 80. Geburtstag der ehemalige Rektor Professor Ruperth Huth (links) fühlen: Er boxte vor 25 Jahren den Studiengang Wirtschaftsrecht durch. Rechts der aktuelle Rektor Professor Ulrich Jautz, der 2001 an diese Fakultät berufen wurde. Archivfoto: Seibel
Pforzheim
Studiengang Wirtschaftsrecht feiert Geburtstag an der Hochschule Pforzheim

Pforzheim. Aus dem Neugeborenen, dem manche keine Überlebenschance gaben, ist eine stattliche Person geworden – herangereift in den vergangenen 25 Jahren: Zum Wintersemester 1996/97 startete an der Hochschule Pforzheim der damals neue Studiengang Wirtschaftsrecht. Es war die erste Fachhochschule in Deutschland – nach dem Vorbild der amerikanischen Law Schools.

Seit dessen Einführung haben über 1000 Studierende den Studiengang in Pforzheim absolviert. Deutschlandweit haben über 60.000 Studierende das Fach belegt und den Weg in die Arbeitswelt gefunden, wo sie in einer Vielzahl von Unternehmen und Organisationen in unterschiedlichsten Funktionen mitgestalten und Verantwortung übernehmen.

„Vom Balg zum Prachtexemplar“, titelte die PZ in einer Bestandsaufnahme vor fünf Jahren und warf einen Blick zurück: Gegen massive Widerstände der Volljuristen und Universitäten boxte der damalige Rektor Rupert Huth den neuen Studiengang durch. „Noch nie habe ich in meiner akademischen Laufbahn so viel Prügel bekommen“, erinnert sich der Gründungsrektor der fusionierten Fachhochschule für Wirtschaft und der Fachhochschule für Gestaltung. Es war abfällig die Rede von „Schmalspur-Juristen“ – und wer brauche diese schon? Die neuen Lehrenden – allesamt Volljuristen wie beispielsweise der heutige Rektor Professor Ulrich Jautz, als Rechtsanwalt und Spezialist für Wirtschaftsprivatrecht mit Schwerpunkt Gesellschaftsrecht 2001 an die Hochschule berufen – hieß es selbstbewusst: „Volljuristen kultivieren den Streit – Wirtschaftsjuristen lösen Probleme“, so der mittlerweile pensionierte Mitgründer des Studiengangs, Professor Rainer Gildeggen im Gespräch mit der PZ.

Absolvent wird Professor

Die Absolventen arbeiten als Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer, sind Unternehmensberater, arbeiten im Einkauf oder im Vertragsmanagement, sind Softwareverkäufer, Geschäftsführer kleinerer Unternehmen oder bei Automobilunternehmen und Zulieferern in der Region – immer an der Schnittstelle zwischen Recht, Betriebswirtschaftslehre und Technik.

Seit Kurzem gibt es auch erste Wirtschaftsjuristinnen und -juristen, die ihr Wissen als Professorinnen und Professoren an nachfolgende Generationen weitergeben. Wer eine Professur an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften anstrebt, muss neben einem Bachelor- und Masterabschluss sowie einer Promotion auch eine mindestens fünfjährige Berufstätigkeit nachweisen, mit der der Praxisbezug der Lehre sichergestellt werden soll. An der Hochschule Pforzheim wurde zum Sommersemester 2021 mit Steffen Kroschwald ein Absolvent des Studiengangs Wirtschaftsrecht aus Pforzheim als Professor berufen. Seinen Masterabschluss und seine Promotion erlangte Kroschwald an der Universität Kassel. Während seiner Zeit bei Porsche war er als Datenschutzbeauftragter im Bereich Smart Mobility tätig. Dort begleitete er unter anderem die Entwicklung von Fahrzeugsystemen und Menüsteuerungen in Fahrzeugdisplays in datenschutzrechtlicher Hinsicht.