Tierheimleiterin Kristin Hinze versorgt zwei der geretteten und in Quarantäne gebrachten Katzen. Foto: Meyer
Pforzheim
Tierschützer fassungslos: 84 verwahrloste Kätzchen aus Pforzheimer Wohnung gerettet - und es könnten mehr werden
  • Claudius Erb

Pforzheim. Seit 143 Jahre gebe es den Tierschutzverein Pforzheim und Umgebung, aber dieser Fall übertreffe „alles, was es bisher gab“, sagt der Vorsitzende René Maier-Stadtaus. Auch aus der Fachliteratur kenne er nichts Vergleichbares, weswegen es sich zumindest bundesweit um einen Negativrekord handeln dürfte. Was das Tierheim aktuell erlebe, mache nicht nur ihn „fassungslos“, sondern auch sein Team „und wir werden immer fassungsloser“. Am Dienstag hat die Feuerwehr begonnen, verwahrloste Katzen aus einer Messie-Wohnung zu bergen. Auch am Donnerstag waren Einsatzkräfte dort weiter tätig.

Am Nachmittag waren es laut Maier-Stadtaus bereits 84 Tiere in katastrophalem Zustand, die das Heim aufnehmen musste. Die Zahl könnte noch ansteigen, denn die Suche nach Lebewesen in dem Chaos vor Ort dauert an. Dabei stößt das Tierheim längst an seine Grenzen. Mut macht den Helfern die große Hilfsbereitschaft, die Tierfreunde aus der Region zeigen.

Von „tierrechtlichen Verstößen in erheblichem Umfang“ spricht die Stadtverwaltung. Nach PZ-Informationen wurden die Tiere in einer Wohnung an der Westlichen aufgefunden. Laut Maier-Stadtaus war diese derart zugemüllt, dass die vom städtischen Veterinärdienst hinzugerufene Feuerwehr die Tür nicht aufbekam, weswegen die Bergung über Fenster erfolgen müsse. Die Einsatzkräfte machten einen „grandiosen Job“, betont Maier-Stadtaus: „Hut ab vor der Feuerwehr Pforzheim.“

„Am Anschlag“ seien auch alle Tierheimmitarbeiter samt Vorstand. Denn die Katzen seien in „denkbar schlechtem Zustand“, alle unterernährt, manche gezeichnet von Inzest, einzelne derart versehrt, dass für sie wohl jede Hilfe zu spät komme und sie von ihrem Leid erlöst werden müssen.

Auf 100 Katzen ist das Tierheim ausgelegt, der Quarantänebereich war schon zuvor voll. Deshalb würden nun rasch Katzenzimmer zu Quarantäneräumen umgerüstet.

Sämtliche Vierbeiner, die in jener Wohnung auf nur rund 100 Quadratmetern lebten, müssten untersucht und behandelt werden, weswegen die Tierärztin im Dauereinsatz sei. Sie blieben so lange unter Verschluss, bis sie aufgepäppelt und geimpft seien. Erst wenn das Veterinäramt die Tiere freigebe, könnten sie weitervermittelt werden. Räumlich und finanziell ist das Tierheim mit dieser Lage überfordert. Wie Maier-Stadtaus berichtet, haben andere Heime Hilfe angeboten. Viele Menschen bewege der Fall. Etliche brächten spontan Sachspenden vorbei oder stellten Geld zur Verfügung. Decken, Handtücher, Futter, Bares: Das Tierheim kann jede Hilfe gut gebrauchen.

Wer das Tierheim durch Sach- oder Geldspenden unterstützen will, erhält alle Infos dazu auf www.tierheim-pforzheim.de

Mehr über die Rettung der Kätzchen lesen Sie am Freitag in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news.