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Pforzheim/Enzkreis. Wer an touristische Ziele im Raum Pforzheim/Enzkreis denkt, hat vermutlich das Kloster Maulbronn oder direkt eine Wanderung durch den Nordschwarzwald im Sinn. Aus Sicht des Enzkreisabgeordneten und tourismuspolitischen Sprechers der FDP-Landtagsfraktion Prof. Dr. Erik Schweickert und seines Pforzheimer Kollegen und FDP-Landtagsfraktionsvorsitzenden Dr. Hans-Ulrich Rülke hat die Region jedoch noch deutlich mehr zu bieten. „Der Tourismus ist eine Leitökonomie Baden-Württembergs. Unser Ziel muss deshalb sein, auch in unserer Region noch brachliegendes Potenzial zu heben. Gerade als nördliches Tor zum Schwarzwald bieten sich aus unserer Sicht noch viele Möglichkeiten“, hebt deshalb der FDP-Tourismusexperte Schweickert hervor. Im Rahmen einer kleinen Anfrage (Drs. 17/9404) erkundigten sich die Liberalen deshalb nun beim zuständigen Wirtschaftsministerium, wo aus Sicht der Landesregierung die größten Chancen für den regionalen Tourismus liegen und welche Schwächen bislang identifiziert wurden.
Internationale Strahlkraft attestiert das Ministerium dabei bislang nur dem Kloster Maulbronn und mit Abstrichen dem Technischen Museum und dem Schmuckmuseum in Pforzheim, die allerdings vorrangig von sogenannten Special Interest Gruppen angesteuert werden. Entsprechend werde die Region vorrangig von Tagesgästen besucht. Das lässt sich auch an der unterdurchschnittlichen Aufenthaltsdauer von Übernachtungsgästen in der Region ablesen, die 2024 in Pforzheim 1,8 Tage und im Enzkreis 2,0 Tage betrug. Zum Vergleich: Bereits im südlich gelegenen Kreis Calw liegt diese mit 3,5 Tagen weit über dem Landesschnitt von 2,5 Tagen.


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Differenziert betrachtet werden muss die Situation der Hotellerie und Gastronomie, die sich seit Beginn der Corona-Pandemie zwischen Pforzheim und dem Enzkreis unterschiedlich entwickelte. So sank zwar jeweils die Zahl der Gastronomiebetriebe zwischen 2019 und 2023 von 438 auf 382 in Pforzheim und von 425 auf 379 im Enzkreis. Gleichzeitig stiegen die Umsätze im Pforzheimer Gastgewerbe im selben Zeitraum jedoch von 73,2 Millionen Euro auf 89,9 Millionen Euro während sie im Enzkreis mit rund 72 Millionen Euro stagnierten. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich auch bei den Beherbergungsbetrieben, deren Zahl in Pforzheim nur von 29 auf 28 sank, während im Enzkreis von ehemals 79 Betrieben nur noch 63 blieben. Auch hier stiegen die Umsätze in Pforzheim von 36,8 Millionen Euro auf 54,1 Millionen Euro, während im Enzkreis 2023 mit 32,4 Millionen Euro Umsatz 1,7 Millionen Euro weniger umgesetzt wurden als 2019. Auch bei den Übernachtungen konnte der Stadtkreis die Vorpandemiezahlen bereits 2022 wieder erreichen, während der Enzkreis noch deutlich dahinterliegt. „Diese Entwicklung verdeutlicht, dass besonders ländliche Gastronomiebetriebe immer stärker unter Druck geraten. Entlastungen wie bei der Mehrwertsteuer sind deshalb dringend notwendig. Der klassische Dorfgasthof ist und bleibt als Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft ebenso wie als Ziel für hungrige Touristen wichtig“, betont deshalb der FDP-Tourismusexperte Schweickert.


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Zusätzliches Potenzial attestieren die Liberalen der Region dementsprechend im Bereich des Natur- und Wandertourismus. So bietet Pforzheim als Startpunkt für die wichtigsten Fernwanderwege des Schwarzwalds eine gute Basis. Auch eine stärkere Verknüpfung von Wander- und Weintourismus sei eine gute Möglichkeit für die Region bei Touristen zu punkten. Als potenzielles Beispiel verweist Schweickert auf Überlegungen Eisingens, die dortige alte Kelter in ein Weinerlebniszentrum zu verwandeln.
Allgemein, betont auch Rülke, habe die Region in Sachen Tourismusinfrastruktur noch Nachholbedarf. „Dass in Pforzheim im Extremfall gleich zwei Aussichtstürme und damit auch touristische Ziele langfristig wegfallen könnten, ist kein gutes Signal. Umso wichtiger wäre ein Neubau der Hohen Warte und der Erhalt des Büchenbronner Aussichtsturms“, so der Pforzheimer Abgeordnete, der bereits angekündigt hatte, sich für eine Förderung aus dem Tourismusinfrastrukturprogramm des Landes einzusetzen. Dass sich die Bereitschaft zu Investitionen in den Tourismus trotz der angespannten Haushaltslage vieler Kommunen lohnt, unterstreicht wiederum auch das Wirtschaftsministerium. Touristische Projekte könnten demnach zusätzliche Umsätze, Arbeitsplätze und Steuereinnahmen einbringen und nicht nur die Attraktivität einer Region sondern auch die Lebensqualität vor Ort verbessern. Das sei jedenfalls ein guter Anreiz für die Gemeinden sich Gedanken über mögliche Projekte zu machen, heben schließlich auch Rülke und Schweickert hervor.