Pforzheim. Vor einem dreiviertel Jahr wurde eine junge Pforzheimerin beim Baden unsittlich berührt. Drei Tatverdächtige sind unter 14 und bleiben somit ohne Strafe. Doch das Verfahren gegen einen 19-jährigen Mittäter läuft noch.
Doch auch wenn die heute 16-Jährige die Entscheidung bezüglich der drei Jüngsten erwartet hatte: Ihren Ärger darüber mildert dies nicht. Zu tief saß der Schock nach den Übergriffen zur Osterzeit 2017. Zu gering seien die Bemühungen der Behörden gewesen, ihr und ihrer Freundin zu helfen, über die ungewollten Berührungen am Po- und Brustbereich hinwegzukommen: „Unterstützungsangebote haben wir leider keine bekommen“, sagt Alina (Name geändert) im Gespräch mit der PZ. „Einige Tage nach der Tat wurden wir gebeten, nach Pforzheim zu kommen und unsere Aussagen zu machen“, erinnert sie sich. „Seitdem haben wir nichts mehr von der Polizei gehört.“ Auch über sonstige erzieherische Maßnahmen für die Täter sei sie nicht informiert worden.
Über diese kann der Pforzheimer Presse-Staatsanwalt Bernhard Ebinger Auskunft geben: Die drei unter-14-jährigen - und somit gemäß der Gesetzeslage nicht strafmündigen - Beschuldigten wurden demnach gemeinsam mit ihren Eltern von Fachkräften vom Haus des Jugendrechts zu einem Wertegespräch vorgeladen. Dagegen laufe das Verfahren gegen den ältesten Tatverdächtigen noch: Ein 19-Jähriger, der die Mädchen nach mehreren verbalen Annäherungsversuchen im Wasser an den Hüften berührt hatte. „Daraufhin haben wir seine Hände schnell von unserem Körper weggedrückt“, sagt Alina L. (Name geändert).
Der bis dahin unauffällige junge Mann habe die Tat eingeräumt und sich zumindest gegenüber der Polizei entschuldigt. Als erste Maßnahme sei eine sogenannte Interkulturell Orientierte Gesprächsweisung (IOG) eingeleitet worden. Hinter dem Wortungetüm verbirgt sich eine Jugendhilfemaßnahme vom Pforzheimer Bezirksverein für soziale Rechtspflege. Mit der Hilfe von Dolmetschern besteht dabei die Möglichkeit, Maßnahmen bei ausländischen Jugendlichen genauso durchzuführen wie bei deutschen, sagt Ebinger. Denn die Tatverdächtigen stammen aus dem Irak. Im konkreten Fall heiße dies: Der 19-Jährige müsse zu mehreren Terminen mit Sozialarbeitern erscheinen – zu einer Art „Training, um zu lernen, wie man sich hier verhalten muss“, so der Staatsanwalt. „Dazu gehört auch und gerade der respektvolle Umgang mit dem weiblichen Geschlecht.“
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