Sie haben auch ihre Erfahrungen gemacht: Die Grünen-Kreistagsabgeordneten und Gemeinderätinnen Elisabeth Vogt und Pina Stähle, Gleichstellungsbeauftragte Kinga Golomb, FDP-Stadträtin Andrea Pachaly-Szalay, Grünen-Stadträtin Stefanie Barmeyer und SPD-Stadträtin Annkathrin Wulf (von links). Foto: Morelli
Pforzheim
Viel erreicht, aber nicht am Ziel: Frauen in der Politik tauschen sich zu Film „Die Unbeugsamen“ aus
  • Sofia Morelli

Pforzheim. „Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie allein den Männern überlassen könnte“, stellte Käte Strobel, SPD-Politikerin und eine der ersten weiblichen Bundestagsabgeordneten, im Jahr 1959 fest. Wie viel Mut, Kraft und Ausdauer es den Frauen ihrer Generation abverlangte, die Gleichberechtigung voranzubringen, ruft die Vorstellung des Dokumentarfilms „Die Unbeugsamen“ am Freitagabend im Kommunalen Kino in Erinnerung.

Kämpfen ist die richtige Tat

Der Regisseur Torsten Körner porträtiert darin die Politikerinnen der Bonner Republik mit Originalaufnahmen und aktuellen Interviews, in denen die Protagonistinnen auf ihre Schwierigkeiten und Erfolge zurückblicken. Ursula Männle von der CDU erzählt von ihrer Deutschlehrerin, die Politik als unweiblich deklarierte. Ingrid Matthäus-Maier beschreibt ihr Entsetzen über die hässliche Stimmung und die herablassenden, übergriffigen Kommentare nach der Bundestagsrede zu Schwangerschaftsabbrüchen von Waltraud Schoppe. „Kämpfen ist nicht das richtige Wort, aber die richtige Tat“, fasst Rita Süssmuth, die ehemalige Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit im Kabinett Kohl, zusammen.

Im Anschluss an die Filmvorstellung nutzen die Gleichstellungsbeauftragten Susanne Brückner und Kinga Golomb von Pforzheim und dem Enzkreis die Erfahrungsberichte als Anknüpfungspunkt, um den direkten Austausch des Publikums mit lokalen Kommunalpolitikerinnen herzustellen. Die ehemalige Grünen-Landtagsabgeordnete Renate Thon erinnert sich daran, wie ein Professor während ihres Mathematikstudiums in den 70er Jahren das geschickte Auftreten einer Kommilitonin mit der Aussage „Ausnahmen bestätigen die Regel“ abtat.

Mannsein als Kompetenz

Zwei Jahrzehnte später machte die Grünen-Stadträtin Stefanie Barmeyer hingegen bereits deutlich bessere Erfahrungen an der Universität. Unterstützung bekommt sie auch von ihrem Mann, der ihr immer wieder versichert: „Klar kannst du das!“ Dass es jedoch nach wie vor viel zu tun gibt, macht die Erzählung der SPD-Stadträtin Annkathrin Wulff deutlich. Bei ihrem Vorstoß, sich dem Ausschuss Wirtschaft und Digitales anzuschließen, sprach ihr ein Parteikollege mit dem Kommentar „Ich dachte, wir verteilen die Ausschüsse nach Kompetenz“ die Fähigkeit dazu ab.

Aus dem Publikum meldet sich die Jugendgemeinderätin Hannah Wolff zu Wort und bittet um Unterstützung. Ihren Wunsch nach mehr Präsenz von Politikerinnen und dem direkten Kontakt zu den Anwesenden beantworten die Vertreterinnen aller Fraktionen mit einer Einladung, bei einer ihrer Parteien vorbeizuschauen und Angebote wie das Mentoring-Programm „Politik braucht Frauen!“ zu nutzen. Die FDP-Stadträtin Andrea Pachaly Szalay betont darüber hinaus, wie wichtig es ist, an Schulen über politische Laufbahnen zu informieren. Den Wert von mutmachenden Veranstaltungen verdeutlicht die Wortmeldung von CDU-Gemeinderätin Petra Wißmann. Sie denke viel zu oft: „Das kannst du so nicht sagen“. Die Frauen im Film haben ihr jedoch gezeigt, dass sie öfter den Mund aufmachen sollte.