

- dpa /lsw/juw/sw
Stuttgart/Pforzheim. Ein völlig verregnetes Wochenende hat die Wasserstände in den Flüssen Baden-Württembergs ordentlich ansteigen lassen. An vielen Gewässern wurden die zweijährlichen Hochwasserstände erreicht. Einzelne Flüsse kamen nach Angaben der Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg (HVZ) sogar in die Nähe der Zehnjahresmarken. Betroffen seien vor allem das Allgäu und der nördliche Schwarzwald. Bis Dienstag soll es noch weiterregnen. Darüber hinaus warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) in einigen Regionen vor orkanartiken Böen.

Hochwasser in Pforzheim und dem Enzkreis
Im Nordschwarzwald - unter anderem im Bereich Neuenbürg und Bad Wildbad - zeigt die Wetterkarte des DWD ein leuchtendes Rot. Das heißt: Gewarnt wird vor ergiebigem Dauerregen (bis Dienstag, 12 Uhr) sowie vor orkanartigen Böen (von Montag, 22 Uhr, bis Dienstag, 9 Uhr). Zu erwarten sind demnach orkanartige Böen mit Geschwindigkeiten zwischen 95 km/h (26m/s, 51kn, Bft 10) und 115 km/h (32m/s, 63kn, Bft 11) anfangs aus westlicher, später aus nordwestlicher Richtung.
Der heftige Regen hat auch schon für den ersten Erdrutsch gesorgt. Gegen 14.30 Uhr hatte ein Autofahrer gemeldet, dass auf der B294 in Höhe des Gewerbegebiets Gräfenau zwischen Höfen und Calmbach Erde und Steine liegen würden. Während ein Bagger des Bauhofs Höfen das Material zur Seite schob, regelte die Polizei den Verkehr einspurig am Erdrutsch vorbei.
Für Pforzheim und den Rest des Enzkreises wird vor Dauerregen sowie schweren Sturmböen (85 bis 100 km/h) gewarnt.
Schon am Montagmorgen waren die Pegel der beiden Flüsse Enz und Nagold sichtbar angestiegen. In Pforzheim, wo die Enz in den Wochen zuvor zwischen 50 und 70 Zentimetern stand, wurden da nach Angaben der Hochwasserzentrale des Landes Baden-Württemberg bereits rund 1,60 Meter gemessen. Um 14.15 Uhr war mit einem Pegelstand von 1,90 Meter ein vorübergehender Höchststand erreicht. In der Folge ging er wieder leicht zurück, lag aber auch am späteren Nachmittag noch über dem sogenannten Grenzwert der Hochwassermeldeordnung (1,70 Meter).

Von Zwei- oder Zehnjahresmarken ist die Enz in Pforzheim noch deutlich entfernt: Der Wert für ein zweijährliches Hochwassr liegt hier bei 2,10 Meter, der für ein zehnjährliches bei 2,81 Meter. Von einem zehnjährlichen Hochwasser spricht man, wenn die Pegelhöhe einen Stand erreicht, der im Schnitt nur alle zehn Jahre überschritten wird.
Die Nagold stand bei Dillweißenstein am Montagnachmittag bei 1,58 Meter - zwei Tage zuvor war es noch rund ein Meter gewesen.
Die Nagold in Pforzheim am Montagmorgen:
Verkehrsprobleme im Südwesten
Das Wetter brachte auch Verkehrsprobleme mit sich. Bei Oppenau (Ortenaukreis) stürzten nach Angaben der Bundespolizei am Montag Bäume auf die Gleise der Renchtalbahn. Ein Zug kollidierte mit dem Hindernis und konnte die Fahrt nicht fortsetzen. In Simonswald (Kreis Emmendingen)beschädigten abgerutschte Erdmassen ein Haus. Aus dem Kreis Lörrach meldete die Polizei Verkehrsbehinderungen durch umgestürzte Bäume. In Schramberg (Kreis Rottweil) weckte die Polizei in der Nacht die Besitzer von vier geparkten Autos, weil das steigende Wasser der Kinzig die Fahrzeuge zu beschädigen drohte.
Der Rhein bei Karlsruhe sollte seinen höchsten Stand am Dienstag erreichen. Für den Pegel Maxau prognostizierte die HVZ einen maximalen Stand zwischen etwas über 7,00 Metern und knapp 8,00 Metern. Ab 7,50 Metern wird die Schifffahrt unterbrochen. Auch der Wasserstand des Neckars in Heidelberg soll sich bis Dienstag weiter erhöhen.
Unwetterartige Regenfälle in Baden-Württemberg
Von Samstagmittag bis Montagmittag gab es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) Regenfälle von zum Teil deutlich mehr als 100 Litern je Quadratmeter. Am Ruhestein, der Wasserscheide zwischen Acher und Murg im nördlichen Schwarzwald, fielen in der Staulage 161 Liter. In Forbach (Kreis Rastatt) waren es 102 Liter, in Baden-Baden 87 Liter. Im Südschwarzwald fielen verbreitet 50 bis 80 Liter Regen je Quadratmeter, in Todtmoos (Kreis Waldshut) waren es 113 Liter.

Starke Regenfälle sorgen für Hochwasser und einen Erdrutsch
Bis zum Abend sollten in weiten Teilen Baden-Württembergs noch ein paar Liter hinzukommen, sagte DWD-Meteorologe Kai-Uwe Nerding. Vom Abend an sei dann wieder mit kräftigen und anhaltenden Regenfällen zu rechnen, die bis Dienstag weitere 50 bis 60 Liter Regen bringen können, in Staulagen auch bis zu 80 Liter.
Für Pforzheim liegt derzeit folgende Unwetterwarnung vor:
- Es tritt Dauerregen auf. Dabei werden Niederschlagsmengen zwischen 40 l/m² und 60 l/m² erwartet.
- Es treten schwere Sturmböen mit Geschwindigkeiten zwischen 85 km/h (24m/s, 47kn, Bft 9) und 100 km/h (28m/s, 55kn, Bft 10) anfangs aus westlicher, später aus nordwestlicher Richtung auf.
- ACHTUNG! Hinweis auf mögliche Gefahren: Vereinzelt können Bäume entwurzelt und Dächer beschädigt werden. Achten Sie besonders auf herabstürzende Äste, Dachziegel oder Gegenstände.
Aktuelle Infos und Vorhersagen gibt es auf der Internetseite der Hochwasserzentrale.
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