
Pforzheim. Joachim Schäfer sprach von stürmischen Monaten – „und der Sturm ist noch nicht vorbei“. Als gewiefter Immobilienmanager – sein Büro verwaltet bundesweit mehr als eine Million Quadratmeter Gewerbeflächen und 250 000 Quadratmeter Wohn- und Handelsflächen - hat er konkrete Vorstellungen von den „alternativen Konzepten“, die unsere Handelslandschaft in Zukunft braucht. Denn: „Das Einkaufserlebnis wird ein anderes sein!“ Eine Innenstadt müsse bessere Gründe als nur den Konsum bieten. Folglich brauche es – herausgefordert durch die Digitalisierung - Überlegungen zur Stabilisierung des Einzelhandels.
Mit ihm diskutierten am Donnerstag drei weitere Experten. Sie spannten einen weiten Bogen, den Oliver Reitz, Direktor Wirtschaft und Stadtmarketing, zum Thema „Corona-Zäsur: Die Gewinner und Verlierer der Immobilienbranche“ vorgegeben hatte. Dabei ist Pforzheim – wie jede Stadt – nicht nur mit dem Strukturwandel des innerstädtischen Handels konfrontiert, sondern auch mit dem gravierenden Mangel an weiteren Gewerbeflächen.


Ämter kontrollieren Billigfriseure in Pforzheim – doch Belege für Illegales fehlen
Für Dr. Stefan Leuninger – Büroleiter der in Handelsfragen beratend aktiven CIMA – ist klar, dass man sich trotz der Corona-Krise den Veränderungen stellen muss und der Moment gekommen ist, wo die Städte über ihre Zukunft nachdenken müssen. Gewinner in diesem Prozess, so Leuninger, seien die Mittelstädte wie Esslingen und Ludwigsburg, aber auch Pforzheim habe in seiner Sandwichlage zwischen Stuttgart und Karlsruhe „das richtige Potential“.
Das sieht auch Sven Eisele so. Als Geschäftsführer der Sparkassen-Immobilien GmbH hat er die Hand am Puls der Region. Diese sei durch ein „gesundes Preisniveau im Immobilienmarkt“ stabilisiert. Mehr noch:
„Im bundesweiten Preisvergleich sind bei uns die Immobilien sogar eher günstiger geworden“.
Für vergleichbare Objekte müsse man in Karlsruhe und Stuttgart einen zwei- bis dreimal höheren Preis zahlen. Sven Eisele machte aber auch deutlich, man dürfe das Thema Gewerbeflächen und Wohnraum nicht entkoppeln; letztendlich gehe es darum, Fachkräfte – und damit Kaufkraft - in die Stadt zu bringen und ihnen bezahlbares und zugleich hochwertiges Wohnen zu bieten.


Hoffnungsschimmer an der Leopoldstraße: Das tut sich aktuell im Herzen von Pforzheims City
Ralph Scheer sieht in der Immobilienwirtschaft einen klaren Trend zu unterschiedlichen, gemischten Miet- und Nutzungseinheiten, eine Kombination von Handel und Wohnen, so wie es in Pforzheimer neuer Mitte konzipiert ist. Der Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Drees & Sommer sagt: „Wohnen und Einkaufen rücken zusammen“. Auch für Dr. Stefan Leuninger ist klar, dass man in der Innenstadt fußläufige Nutzungen auf engem Raum schaffen muss, „denn der Einzelhandel schafft die Innenstadtentwicklung alleine nicht“.
Im Rahmen eines Frühstücks im CCP hatte OB Peter Boch etwa sechzig Unternehmer aus unterschiedlichen Branchen begrüßt und auch deutlich gemacht, dass man die Weiterentwicklung im Immobilienbereich fest im Visier habe, man denke gar an die Einrichtung einer Stadtentwicklung-Gesellschaft.

