Pforzheim. Warum schläft man schlechter, wenn man gestresst ist? Und wieso ist man produktiver, wenn man zu Fuß zur Arbeit geht? Die Hirnforschung kennt die Antworten – und darüber schreibt der Journalist Bent Freiwald, der Kognitionswissenschaften studiert hat in seinem neuen Buch, das er am 13. November im PZ-Autorenforum vorstellt.
Wer ist Bent Freiwald?
Bent Freiwald wurde 1993 geboren, hat Kognitionswissenschaften in Osnabrück studiert und schreibt als Journalist für das Onlinemagazin Krautreporter. 2023 wurde der Hamburger beim Goldenen Blogger als „Newsletter des Jahres“ ausgezeichnet. Seine Arbeit wurde neben dem Goldenen Blogger bereits mit dem Grimme Online Award und dem Fast-Forward-Science-Preis ausgezeichnet. Außerdem wurde er 2023 unter die Top 30 bis 30 Journalist des Medium Magazins gewählt.
„Pforzheimer Zeitung“: Kann ich mein Gehirn trainieren?
Bent Freiwald: Dafür gibt es kein allgemeines Rezept. Es kann Schritt für Schritt mit vielen kleinen Aufgaben trainiert werden.

Könnte ich mich so auch ans frühe Aufstehen gewöhnen?
Ja, indem der Wecker eben jeden Tag etwas früher klingelt. Dadurch baut sich eine Routine auf. Drei Wissenschaftler aus China haben in einem Experiment aufgezeigt, dass man Dinge machen sollte, die einen aus der eigenen Komfortzone rausbringen, wenn man seine Willenskraft stärken möchte. Dadurch entwickeln sich Gehirnregionen, die mit Willenskraft zusammenhängen.
Sie schreiben am Anfang Ihres Buches: „Manchmal kann ein einziges Buch das ganze Leben verändern.“ Hat es das bei Ihnen auch gegeben?
In der elften Klasse musste ich eine Stunde lang ein Referat halten. Es hat eine komplette Klausur ersetzt. Ich durfte mir nicht nur das Fach aussuchen, sondern auch das Thema. So viel Freiheit war ich nicht gewohnt. Ich habe meine ganze Jugend in der Basketball-Halle verbracht, mein Kopf war eigentlich nur voll mit diesem Sport. Beim Durchforsten des Bücherregals meiner Eltern fand ich ein Buch mit dem Titel „Medizin für die Bildung. Ein Weg aus der Krise“ von Manfred Spitzer. Ich schlug das Buch auf und wusste nach den ersten 20 Seiten, worüber ich mein Referat halten möchte. Ich las das Buch, hielt das Referat und brannte plötzlich nicht mehr nur für Basketball, sondern auch für Kognitionswissenschaften. Auch wenn Spitzer umstritten ist, habe ich unter anderem seinetwegen angefangen, Bücher über Neurowissenschaften und Psychologie zu lesen. Des Weiteren bin ich deswegen nach Osnabrück gezogen, um Kognitionswissenschaften zu studieren.

Sie widmen sich in Ihrem Buch auch dem luziden Träumen. Ein Zustand indem einem bewusst ist, dass man träumt. Ist das wirklich erlernbar?
Ja, mit gewissen Kniffen und Tricks. Es ist wichtig, zu betonen, dass diese Hilfestellungen keine Erfolgsgarantie bieten. Das erste von drei Verfahren heißt „Wake Back To Bed“-Methode, übersetzt etwa „Aufwachen und zurück ins Bett“. Dabei wird zunächst wie gewohnt geschlafen, ein Wecker nach viereinhalb bis sechs Stunden gestellt und nach dem Aufwachen 20 bis 60 Minuten wach geblieben, bevor der Schlaf fortgesetzt wird. Dieser Rhythmus lässt sich mit der sogenannten MILD-Methode verbinden. Das steht für „Mnemonic Induction of Lucid Dreams“, also für die gedächtnisgestützte Auslösung luzider Träume. Die Idee dahinter ist, dass sich die schlafende Person beim Aufwachen nach etwa fünf Stunden vorsagt: „Das nächste Mal, wenn ich träume, werde ich mich daran erinnern, dass ich träume.“
Wie lautet der letzte Trick?
Die „Reality Check“-Methode. Hierbei wird tagsüber immer wieder getestet, ob man wach ist oder nicht. Beispielsweise soll tagsüber immer wieder auf die Innenfläche der Hand und wieder weggeschaut werden. Im wachen Zustand sind Linien, wie auch in der Realität auf der Hand zu sehen. Im Traum schafft es das Gehirn nicht, so ein komplexes Muster zweimal hintereinander gleich aussehen zu lassen. Wird diese Routine tagsüber etabliert, steigt die Wahrscheinlichkeit, ihr auch im Traum zu folgen. Blickt die träumende Person im Traum auf ihre Hand und erkennt kein exaktes Muster, wird deutlich: Sie träumt.
Hat es bei Ihnen funktioniert?
Ich habe es ein paar Mal versucht, aber leider hat es nicht geklappt. (lacht) Meine Träume habe ich jedoch intensiver wahrgenommen.
Am Donnerstag, 13. November, kommt Bent Freiwald mit seinem Buch „Wer denkt, ist klar im Vorteil“ ins PZ-Autorenforum. Karten (10,50 Euro/mit PZ-AboCard 6,50 Euro) gibt’s bei der „Pforzheimer Zeitung“ (Poststraße 5), unter Telefon (0 72 31) 93 31 25 oder unter www.pz-forum.de.

