
- pm
Pforzheim. Der Film „Bildungsgang“ ist ein verzweifelter Abgesang junger Leute auf das von vielen als verkrustet wahrgenommene Bildungssystem und zugleich ein Aufruf, Bildung grundlegend neu zu denken. Auf Einladung des Kommunalen Kinos, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und des Vereins Goldader Bildung waren zwei der Macher Kolja Feierabend und der Regisseur Simon Marian Hoffmann im Koki zu Gast, um ihren Film in einer Vorpremiere vorzustellen.
Eine Gruppe junger Menschen hat ihre Bildung selbst in die Hand genommen und demonstriert im Film eindrucksvoll, was das bestehende Schulsystem mit den Schülern macht, aber auch, was möglich ist, wenn man diese Strukturen durchbricht. Sehr emotional sprechen darin Schüler von ihren Erfahrungen und Emotionen in der Schule, vom Gefühl des Eingesperrtseins, vom Gefühl, nur oberflächlich gesehen zu werden und agieren zu können. Sie bezeichnen die übergroßen Klassen und die immerwährende Paukerei von Unnützem provokativ als „Massenschülerhaltung“.
Es geht um Selbstbestimmung
Aber sie setzen auch etwas dagegen, gründen den Verein „Demokratische Stimme der Jugend“ und zeigen, wie Lernen Spaß macht und was zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit wichtig ist. Kultur spielt dabei eine wichtige Rolle, sie entwickeln Performances, um ihre Gefühle auszudrücken, und setzen ihre Gedanken in Musik um. Sie entwickeln die Idee eines Schulsystems, das so vielfältig ist, dass jeder das findet, was zu ihm passt. Bundesweiter Filmstart ist am 11. Mai. „Bildungsgang“ wird bis dahin noch mehrmals im Koki zu sehen sein und ist als Sondervorstellung für Schulklassen buchbar.
In der anschließenden Diskussion war sofort zu erkennen, wie sehr dieser Film das Publikum berührte. Dietrich Gerhards, Rektor der Grundschule Eisingen, und Maren Günther, die pädagogische Leiterin der „element-i“-Schulen in Karlsruhe, waren sich einig, dass auch im bestehenden System Selbstbestimmtheit und Eigenverantwortung der Schüler im Mittelpunkt stehen müssen.
Jugendgemeinderätin Hannah Wolff, die gerade ihr Abitur macht, sowie Stimmen von Lehrerinnen aus dem Publikum zeigten noch einmal den Druck auf, den das aktuelle Schulsystem für alle Beteiligten bedeute. Regisseur Hoffmann erklärte eine Idee des Teams, die Zahlen des Abschlusszeugnisses durch Bildungsbriefe zu ersetzen, in denen die Schüler selbst eintragen, was sie können, was sie noch lernen möchten und wie sie ihre Fortschritte einschätzen. Dies könnten sie dann durch Gutachter ergänzen lassen. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Leon Meyer, der auch Präsidiumsvorsitzender des Jugendgemeinderats ist.