
Zeichen gegen Gewalt und für Toleranz: Programm rund um den 23. Februar vorgestellt
Pforzheim. Mit einem umfangreichen Programm vor dem, am und nach dem 23. Februar – dem 75. Jahrestag der Bombardierung Pforzheims mit über 18.000 Toten – will die Stadt zum wiederholten Mal ein Ausrufezeichen setzen. Es geht um Gedenken und Auseinandersetzen mit der Geschichte; Erinnerung, wie es zum Grauen von Naziherrschaft und Zweitem Weltkrieg kommen konnte – und Engagement für Demokratie, Frieden, Toleranz und Achtung der Menschenwürde und -rechte.
In diesem Zeichen steht unter anderem die Neuinszenierung des Konzerts „Requiem 23. Februar 1945 – für Tote und Lebende“. 1995 war die Auftragsarbeit der Stadt, vergeben an ihren Ehrenbürger, Kirchenmusikdirektor Professor Rolf Schweizer, uraufgeführt worden. Mitwirkende unter der musikalischen Leitung von Heike Hastedt werden der Motettenchor, der Oratorienchor, die Jugendkantorei, das Südwestdeutsche Kammerorchester und das Bachorchester sein.
Erstmals wird am Theater Goethes „Faust II“ inszeniert. In dem epochalen Werk würden unter anderem Allmachtsphantasien thematisiert, so Intendant Thomas Münstermann bei der gestrigen Vorstellung des Programms – passend zum Größenwahn der Nazis, der in den Untergang führte.
Die zentralen Punkte werden die offizielle Gedenkfeier auf dem Hauptfriedhof sein (ausnahmsweise um 15 statt um 16 Uhr) sowie die Gedenkveranstaltung „Lichtermeer“, der Kundgebung für Frieden und Verständigung, am Abend auf dem Marktplatz. Nach der Ansprache von Oberbürgermeister Peter Boch wird 20 Minuten lang Stille herrschen – so lange dauerte der Luftangriff am 23. Februar 1945. Die Veranstaltung klingt mit dem gemeinsamen Segen der verschiedenen Religionen aus. Am Vormittag findet der zentrale ökumenischen Gottesdienst der Arbeitsgemeinschaft der Christlichen Gemeinden (ACG) in der Stadtkirche statt.
Lieder des Protests
Mit – von Künstlern wie Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer oder den Toten Hosen freigegebenen – Musiktiteln will man es von der Protestbühne vor dem „Café Hasenmayer“ aus den Rechtsextremen, die sich mit Fackeln auf dem Wartberg-Plateau versammeln, auf die Ohren geben. Mehr Annäherung ist nicht drin, da die Polizei mit Einheiten aus ganz Baden-Württemberg – auch das ist seit vielen Jahren traurige Realität – den Wartberg abriegeln wird, um ein Aufeinanderprallen von Neonazis und Demonstranten zu verhindern.
Weitere Bestandteile des Programms sind unter anderem von über 200 Schülern gestaltete Bildtafeln mit der Fragestellung „Wie setzt sich die junge Generation mit dem 23. Februar auseinander?“, Vorführungen im und vom Kommunalen Kino, Ausstellungen im Stadtlabor, der Stadtbibliothek und dem Stadtarchiv, Vorträge – unter anderem von William Grant über seinen Großvater John Wynne, den Piloten des abgeschossenen englischen Flugzeugs (fünf seiner Kameraden wurden in Huchenfeld und Dillweißenstein ermordet) – Friedensandachten in Kindergärten, Poetry- und Preacher-Slams, Führungen und am 4. März die Verlegung weiterer 26 „Stolpersteine“ zur Erinnerung an Verfolgte und Ermordete des Nazi-Regimes mit Pforzheimer Bezügen.
Das ganze Programm mit Orten und Uhrzeiten gibt es auf www.pforzheim.de/gedenktag. Dort findet sich auch eine Resolution, die man durch eine Unterschrift unterstützen kann.