Alt zu werden und dann noch im Pflegeheim zu landen, ist an sich schon nicht vergnügungssteuerpflichtig. So richtig teuer könnte es aber in Zukunft werden, wenn es mehr Pflegebedürtige und weniger Pflegefachkräfte gibt und die Pflegeversicherung nicht aus der Finanzierungskrise kommt.
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Politik
Alt werden ist nichts für Feiglinge: PZ-Redakteur sieht die Pflege als echten Pflegefall

Alt werden ist kein Spaß. Vor allem alt werden und dann im Pflegeheim landen. Aber wenn es nötig ist, muss es eben sein. Dann aber wird es so richtig teuer. PZ-Redakteur Thomas Kurtz geht in der PZ-Leserbrief-Kolumne "WOCHEN-ENDE" – mal ganz subjektiv – auf dieses Thema ein.

Alt werden ist nichts für Feiglinge. Wenn nichts mehr so geht wie früher, muss man sich wieder doppelt anstrengen oder gleich alles neu lernen. Die Tücken des Alltags werden tückischer. Der Kampf gegen Einsamkeit und Langeweile wird zum Ritt gegen Windmühlen. Lebensfreude? Wo noch ein Wille ist, muss im Alter noch lange kein Weg sein.

Aber es kommt noch schlimmer: Alt werden ist nichts für Arme. Wer im Musterländle ein Pflegeheim in Anspruch nimmt, zahlt den vierthöchsten Eigenanteil im Ländervergleich. Bei den hohen Beträgen, die Senioren für die Pflege bezahlen müssen, fragt man sich doch, wozu es eine Pflegeversicherung gibt. Die übliche Rente plus das Pflegegeld reichen bei vielen Hilfsbedürftigen hinten und vorne nicht für einen Platz im Pflegeheim.

Wo kommt dann das Geld her, wenn man lange auf einen Platz gewartet und das Sparbüchle schon geplündert hat? Pforzheim gab 2024 zehn Millionen Euro für Heimhilfen aus und verzeichnete im Vorjahr 9,4 Prozent, also 629 mehr Fälle. Dabei fehlt ein Drittel des städtischen Personals, das die langwierigen Prüfungsverfahren für die Bewilligung der dringend benötigten Sozialgelder abarbeitet. Das bringt Betreiber der Pflegeheime in Not, die die Pflegebedürftigen versorgen und dafür Kosten vorschießen müssen.

Ein Erfolgsmodell ist die Pflege sicherlich nicht. Erst recht nicht, wenn man in die Zukunft schaut. Uns drohen mehr Pflegebedürftige bei weniger Pflegefachkräften und das alles mit einer Pflegeversicherung in der Krise. Für Peer-Michael Dick, Alternierender Vorsitzender des Verwaltungsrats der AOK Baden-Württemberg auf Arbeitgeberseite, klingeln schon die Alarmglocken: „Trotz mehrerer Beitragserhöhungen, zuletzt im Januar 2025, musste eine erste Pflegekasse bereits Finanzhilfe aus dem Ausgleichsfonds der Pflegeversicherung beantragen, um zahlungsfähig zu bleiben.“ Woanders führt Zahlungsunfähigkeit zur Insolvenz.

Einmal mehr sind hier Politiker mit Herz und Hirn gefordert. Und nicht populistische Schreihälse, die gleich wieder den Sozialstaat blindwütig streichen wollen. Nicht bei Menschen, die gearbeitet haben und nun im Alter auf die Unterstützung anderer angewiesen sind. Und auch nicht bei Menschen, die aus was für Gründen und Schicksalen auch immer nicht ganz so produktiv sein konnten und unsere Hilfe brauchen. Vor allem macht das offenbar populäre und dennoch unsägliche wie einäugige Sozialstaat-Bashing keinen Sinn, so lange andere und keine Altersarmut fürchtende Mitmenschen zum Beispiel auf Karibikinseln Briefkastenfirmen eingerichtet haben, um ungestört Steuern hinterziehen zu können. Um die Pflege finanziell sichern zu können, müssen nicht unbedingt die Beiträge für den einfachen Bürger erhöht werden. Hier muss sich die Politik endlich einmal kreativ zeigen und ein solidarisches Prinzip der Steuergerechtigkeit verfolgen. Sonst wird am Ende die Pflege zum Pflegefall auf der Intensivstation.