Sollten die Deutschen länger arbeiten, damit sich das Rentensystem erholt? Das sagen zwei PZ-Redakteure dazu.
sonate - stock.adobe.com (Symbolbild) / PZ
Politik
Arbeiten bis 70? Das sagen zwei PZ-Redakteure zur Erhöhung des Rentenalters

Wann kann man in Rente gehen und reicht das Geld für den Ruhestand? Diese Frage stellen sich viele Arbeitnehmer. Die Politik arbeitet an einer Rentenreform, die das System zukunftsfähig aufstellen soll. Wirtschaftsministerin Reiche plädiert für eine längere Lebensarbeitszeit. Das sehen die PZ-Redakteure Lothar Neff und Sven Bernhagen unterschiedlich.

Pro: PZ-Redakteur Lothar Neff

„Eine Rentengarantie gibt es leider nicht umsonst.“

Unser Rentensystem ist schon jetzt eine Mogelpackung: Der demografische Wandel und die steigende Lebenserwartung machen eine weitreichende Reform notwendig. Es kann nicht funktionieren, dass künftig Bundesbürger zwei Drittel ihres Erwachsenenlebens arbeiten und ein Drittel in Rente verbringen.

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas will mit ihrem Rentengesetzentwurf das Rentenniveau bei 48 Prozent sichern. Die SPD-Vorsitzende setzt damit ein Wahlkampfversprechen der Sozialdemokraten um. Allerdings gibt es diese Rentengarantie leider nicht umsonst: Neben Milliardenzuschüssen aus dem Bundeshaushalt bedarf es steigender Sozialabgaben für Arbeitnehmer und Arbeitgeber – das trifft alle.

Beamte in das Rentensystem zu integrieren, könnte langfristig zu noch höheren Belastungen führen, weil deren statistische Lebenserwartung höher ist. Ansetzen könnte eine Reform bei den Teilzeitkräften. Viele Frauen wollen länger arbeiten, können das aber nicht, weil es an Betreuungsplätzen fehlt.

Umfrage der Woche: Sollte das Rentenalter erhöht werden?
Ja
5%
Nein
95%
Teilnehmer: 8835

Kontra: PZ-Redakteur Sven Bernhagen

„Das Eintrittsalter hochzusetzen, ist nur eine versteckte Rentenkürzung.“

Das Rentenalter auf 70 hochzusetzen, ist doch nur ein Weg, um die Menschen mit noch größeren Abschlägen in den hart erarbeiteten Ruhestand schicken zu können. Eine Mogelpackung. Weil die Politik nicht ehrlich sein will. Denn wer will schon verkünden, dass er das Rentenniveau absenkt? Also behauptet man lieber, der Arbeitsmarkt bräuchte die vielen „erfahrenen“ Mitarbeiter. Aber selbst Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) dürfte kaum davon ausgehen, dass die Mehrheit am Ende tatsächlich länger arbeitet.

Mann muss sich nur mal umschauen: Bei denen, die körperlich hart anpacken müssen, steigen Verletzungsanfälligkeit und Regenerationszeit. Und wenn nicht der Körper leer ist, dann der Kopf. Schon heute gehen viele vorzeitig in Rente – trotz massiver finanzieller Einbußen. Nicht weil sie wollen, sondern, weil sie ausgebrannt sind. Weil sie mit dem zunehmenden Druck einer effizienzgetriebenen Wirtschaft nach einem langen Berufsleben nicht mehr klar kommen. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn man eine andere Zahl vors Rentenalter schreibt.