
Kennen Sie Markus Söder? Der Foodfluencer – so sagt man zu Internetpersönlichkeiten, die ihren Auftritt gerne mit Essbarem verbinden – ist nebenbei ja noch CSU-Chef und bayerischer Ministerpräsident. Mal teilt er online also politische Inhalte, mal seine Mahlzeiten unter dem Hashtag #Söderisst. Was die einen wie Robert Habeck als „fetischhaftes Wurstgefresse“ bezeichnen, finden die anderen eine unterhaltsame Abwechslung zum sonst so ernsten Politikbetrieb. Ein Erfolgsmodell ist es allemal: Posts mit essbarem Inhalt treffen deutlich häufiger auf Gegenliebe als jene, die unappetitlich seriös daherkommen.
Eine Glosse von PZ-Redakteurin Catherina Arndt
Kein Wunder, dass die Kollegen in Berlin auch ein Stück von diesem Influencer-Kuchen abhaben wollen. Kanzler Friedrich Merz von der Schwesterpartei CDU hat da aber noch Hemmungen – und streut nur selten mal ein lockeres Video zwischen dem typischen Politik-Content ein. Die Beantwortung lustiger Zuschauer-Kommentare à la „Mach bitte mal Führerschein-Preisbremse“ ist da das höchste der Gefühle. Analog zu #Söderisst ein #KaffeeklatschmitdemKanzler? Fehlanzeige.
Zum Glück haben die Christdemokraten noch einen Bundesaußenminister, der dem Kanzler contentmäßig den Rücken stärken kann. Johann „Jo“ Wadephul muss sich in Bayern ein paar Tipps geholt haben – denn der digitale Shootingstar punktet bei Internetnutzern ebenfalls mit Inhalten zum Thema Essen. In der passend benannten Rubrik „Wadefood – Snack Corner“ probiert Wadephul auf seiner jüngsten Dienstreise nach Japan Süßigkeiten – und bewertet diese natürlich auch.
In der ersten Wadefood-Folge gibt es japanische Gummibärchen. Und wie schmecken die, Herr Außenminister? „Joa, mhm“, bilanziert er. Sein Gesichtsausdruck verrät ähnlich viel. Aber halt, da kommt noch was: „Wirklich sauer!“

Die Reaktionen auf diese erste Bewertung sind eher verhalten – einige Zuschauer fühlen sich naturgemäß an den CSU-Kollegen Söder erinnert. Zeit also, sich mit Folge zwei von der Konkurrenz abzusetzen. Der Snack: ein Schokoriegel in der Trendgeschmacksrichtung Matcha. Die Reaktion: „Mhm, joa!“


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Okay, da verrät er ähnlich viel über die Süßigkeit, wie in der ersten Folge. Aber Jo ist eben Norddeutscher, da gilt diese Reaktion schon als überschwänglich! Und ein einheitlicher Stil sorgt eben auch für Wiedererkennungswert. Ein kluger Schachzug, denn nun fremdeln die Zuschauer auch nicht mehr mit dem Format. „Bester Außenminister, den wir je hatten“, kommentiert ein Internetnutzer begeistert. Ein anderer schreibt: „Wir brauchen mehr!“ In den Kreis der kommentierenden Fans reiht sich sogar das baden-württembergische Finanzministerium mit einem witzigen Bildchen ein.


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Wadephul ist aber nicht nur Außenminister und Foodfluencer, sondern eben auch Orakel. So suggeriert es zumindest ein anderes Video auf dem Tiktok-Account des CDU-Politikers – geschnitten und bearbeitet im Stil einer Wahrsager-Sendung, wie sie spätnachts auf den hinteren TV-Kanälen laufen könnte. Das Zuschauertelefon klingelt, der Anrufer fragt: „Kann jeder zum Tag der offenen Tür im Auswärtigen Amt kommen?“ Der Außenminister legt bedächtig die Karten. Und was sagen die Sterne? „Ja“, bestätigt Wadephul nickend.
Ob diese Art, sich im Internet zu präsentieren, eines Ministers würdig ist – darüber lässt sich streiten. Klar ist aber: Die Tiktok-Nutzer finden’s ziemlich wadecool!