Zwei PZ-Redaktionsmitglieder haben unterschiedliche Ansichten.
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Politik
Hitzefrei für Arbeitnehmer? So denken zwei PZ-Redakteure darüber

Pforzheim. In den vergangenen Jahren kommt es immer wieder zu Hitzewellen: Temperaturen von über 35 bis 39 Grad sind dann, selbst in Deutschland, keine Seltenheit. Bei vielen hört da der Spaß auf. Konzentrations- und Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Hitzestress und weitere negative körperliche Empfindungen können einen belasten. Viele Menschen empfinden das Arbeiten bei so einer Hitze als sehr unangenehm. Vor allem für Menschen, die im Freien arbeiten oder so schon Hitze im Job ausgesetzt sind, kann es gefährlich werden. Wäre hitzefrei für Arbeitnehmer eine Lösung? Zwei PZ-Redakteure sind sich uneinig.

Pro: PZ-Redaktionsmitglied Marion Dühnen

„In der Not greift man zu drastischen Mitteln. Es ist einfach zu heiß.“

Bauarbeiter, Landschaftsgärtner oder Dachdecker sind im Sommer sowieso schon am Schwitzen und der Sonne ausgesetzt – dazu kommen noch Temperaturen bis zu 39 Grad. Das ist komplett unzumutbar und gefährlich. Wer in den vergangenen Tagen bei der Extremhitze draußen war, weiß, dass man vom einfachen Schlendern im Schatten schon an seine Grenzen gekommen ist. Wie kann man von einigen Menschen dann noch verlangen, sich unter diesen Umständen körperlich zu verausgaben?

Klar wäre der wirtschaftliche Schaden enorm, würden ganze Berufsgruppen ab einer bestimmten Temperatur ausfallen – aber in der Not greift man zu drastischen Mitteln. Am 2. Juli hatten mehrere Orte in Deutschland um die 39 Grad und ab 35 Grad sehen einige Experten die kritische Stufe erreicht. Hitzestress, Dehydrierung, Konzentrationsstörungen oder ein Hitzeschlag können folgen. Arbeitgeber sollten die Arbeitsbedingungen an den Klimawandel anpassen: Hitzefrei für Berufe im Freien und Klimaanlagen-Pflicht für Büroräume.

Umfrage der Woche: Hitzefrei für Arbeitnehmer?
Ja
77%
Nein
23%
Teilnehmer: 4536

Kontra: PZ-Redakteur Peter Marx

„Siesta-Wirtschaft wäre womöglich eine Lösung: Doch wer will das?“

Die Beschäftigten in Deutschland müssen sich ehrlich machen. Im globalen Wettbewerb wird hierzulande ohnehin zu wenig gearbeitet und das bei einer Produktivität, die mittlerweile zu wünschen übrig lässt. Grundsätzlich darf wohl festgestellt werden: Wer ohnehin im klimatisierten Büro arbeitet oder die Vorzüge von Homeoffice genießt, sollte nicht mit Hitzefrei-Forderungen aufwarten.

Mehr Flexibilität wäre womöglich Trumpf: Zumindest bestimmte Dinge ließen sich in weniger hitzeintensive Tageszeiten verschieben. Deutschland als Siesta-Wirtschaft mit morgendlichen und abendlichen Arbeitsschwerpunkten wäre dann für bestimmte Berufe die denkbare Folge. Doch mal ehrlich: So mancher schwitzt doch lieber, statt am geheiligten Feierabend auf den kühlenden Sundowner im Straßencafé oder auf der heimischen Terrasse zu verzichten. Keine Frage: Der Arbeitgeber muss seiner Fürsorgepflicht nachkommen. Aber der Hinweis sei erlaubt: Am Urlaubsstrand schwitzt man gerne. Und so mancher fliegt um den halben Globus, damit es garantiert heiß ist.