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Friedrich Merz (CDU), Kanzlerkandidat der Union, muss sich von der SPD anhören, er sei nicht fähig, auf Augenhöhe zu verhandeln, sondern wolle die anderen Fraktionen erpressen, damit sie seine Vorschläge zur Migrationspolitik unverändert abnicken.
Hannes P. Albert/dpa
Politik
Merz' Asylpaket scheitert: Das sagen CDU-Mitglieder aus der Region über die Debatte im Bundestag

Nach stundenlangen Gesprächen in den Fluren des Bundestages und einer hitzigen Debatte ist der Gesetzentwurf der Union für eine Begrenzung der Migration im Bundestag abgelehnt worden.

Worüber hat der Bundestag entschieden?

Der umstrittenste Punkt des Gesetzentwurfs der Unionsfraktion, zu dem vorab auch Abgeordnete von FDP, AfD und BSW Zustimmung signalisiert hatten, ist die Aussetzung des Familiennachzugs zu Geflüchteten mit eingeschränktem Schutzstatus. Zu dieser Gruppe gehören in Deutschland aktuell viele Syrerinnen und Syrer. 

Außerdem sollten nach den Vorstellungen der Union die Befugnisse der Bundespolizei erweitert werden. Sie solle künftig, wenn sie in ihrem Zuständigkeitsbereich - also etwa an Bahnhöfen - Ausreisepflichtige antrifft, selbst für eine Abschiebung sorgen können, schlug die CDU/CSU vor. 

Die Union forderte in ihrem nun gescheiterten Entwurf überdies, das Ziel einer „Begrenzung" des Zuzugs von Ausländern wieder ins Aufenthaltsgesetz aufzunehmen. Das hatte die inzwischen auf Rot-Grün reduzierte Ampel-Koalition Ende 2022 gestrichen.

War das Vorhaben neu?

Nein. Der Innenausschuss hatte über den Entwurf bereits im Herbst beraten, kurz vor dem Auseinanderbrechen der Ampel-Koalition. Auch die Idee, den Familiennachzug für Menschen mit eingeschränktem Schutzstatus nicht zu erlauben, war nicht neu. 

Von März 2016 bis Juli 2018 war der Familiennachzug für subsidiär Schutzberechtigte von der damaligen schwarz-roten Koalition ausgesetzt worden. Begründet wurde dies damals mit der Absicht, eine Überlastung bei der Aufnahme und Integration zu vermeiden. Seit August 2018 dürfen monatlich insgesamt 1.000 Menschen als Angehörige von Menschen mit diesem Schutzstatus einreisen. Der Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP sah zwar eigentlich vor, dass der Familiennachzug auch zu Menschen aus dieser Gruppe wieder unbegrenzt möglich werden soll. Umgesetzt wurde dieses Vorhaben aber nicht.

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Die AfD-Fraktionsvorsitzende, Alice Weidel, hatte sich am Mittwoch über das Ergebnis der Abstimmung zum 5-Punkte-Plan von Merz gefreut. Am Freitag blieb ihrer Fraktion nur Abwarten, während Abgeordnete anderer Fraktionen miteinander berieten.
Hannes P. Albert/dpa

In dem nun abgelehnten Gesetzentwurf der Union steht wörtlich: „Angesichts der Aufnahme von mehr als 1,8 Millionen Asylbewerbern und Ukraine-Flüchtlingen seit Anfang 2022 sind die Integrationskapazitäten in Deutschland auf absehbare Zeit in einem Maße erschöpft, dass der Familiennachzug zu Personen mit subsidiärem Schutz bis auf weiteres zu beenden ist." 

Auch die Idee, der Bundespolizei neue Befugnisse für Abschiebungen zu geben war nicht neu. Einen entsprechenden Gesetzentwurf der schwarz-roten Bundesregierung hatte der Bundestag 2021 gebilligt. Im Bundesrat fand er damals jedoch keine Mehrheit.

Welche Abstimmungen hat es vorher bereits gegeben?

Am Mittwoch war ein Antrag der Union zu umfassenden Zurückweisungen an deutschen Grenzen im Bundestag beschlossen worden, weil die AfD sowie zahlreiche Abgeordnete der FDP und einige Fraktionslose zugestimmt hatten. Politiker und Politikerinnen von SPD, Grünen und Linke kritisierten Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) dafür scharf. Sie sprachen von einer „Schande" und einem „Sündenfall". Anders als der am Mittwoch angenommene 5-Punkte-Plan hätte der am Freitag abgelehnte Gesetzentwurf rechtliche Konsequenzen gehabt. Die Bundesregierung hätte - wenn er angenommen worden wäre - die darin vorgeschlagenen Änderungen umsetzen müssen.

Wie geht es jetzt weiter?

Das Vorhaben ist erst einmal beerdigt. Es steht der Union natürlich frei, die Vorschläge nach der Bundestagswahl erneut auf die Tagesordnung zu heben und - im Falle einer Regierungsbeteiligung - auch umzusetzen.

Bundestag
Christian Dürr, Fraktionsvorsitzender der FDP, rechnet ab mit der Migrationspolitik der Grünen.
Michael Kappeler/dpa

Das sagen CDU-Mitglieder aus der Region

„Ich habe lange über das Abstimmungsverhalten am Mittwoch nachgedacht“, sagt Sandra Bugglé von der Frauen Union der CDU Enzkreis/Pforzheim. Aber letztlich finde sie es „okay“, dass CDU-Chef Friedrich Merz die Mehrheitsbeschaffung für seinen Fünf-Punkte-Plan durch die AfD in Kauf genommen habe. „Das muss Demokratie können“, sagt Bugglé, „die AfD ist demokratisch gewählt, sitzt im Bundestag und darf abstimmen.“ Sie fände es aber „traurig“, dass SPD und Grüne dem Antrag ihre Stimmen verweigert hätten.

Theo Bellon, langjähriger CDU-Gemeinderat in Mühlacker, blickte mit Erstaunen auf die Sitzungswoche in Berlin und die Manöver seiner Partei. „Positiv ist es nicht“, was im Bundestag über die Bühne gegangen sei. „So kurz vor der Wahl hätte man sich das Theater ersparen können“, so Bellon. „Das bringt den gesamten Verband nicht weiter.“ Aber da müsse man jetzt durch.

Mit Material von DPA

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