Kanzler Friedrich Merz ist so unbeliebt wie nie: Gut zwei Drittel der Bürger sind unzufrieden mit seiner Arbeit. Wäre am Sonntag Wahl, käme die Union laut Insa-Umfrage gerade mal noch auf 25 Prozent – die AfD auf 26. Schockstarre. Wieder mal.
Den Konservativen laufen die Wähler davon – nach rechts. Und was macht die Union? Sie läuft ihnen programmatisch nach – und ist damit auf dem Holzweg. Genau wie die AfD-Wähler, die sich von ihrer Stimme erhoffen, dass Deutschland wieder konservativer wird. Das Gegenteil ist der Fall.
Aus gutem Grund schließen alle anderen Parteien Koalitionen mit der AfD aus. Zu weit haben sich diese und ihr Personal von solidem demokratischen Boden entfernt – zu viel Wirres steht im Kleingedruckten des Programms, das nicht mal ihre Wähler und Vertreter bei klarer Betrachtung wollen können. Je mehr aber die CDU durch AfD-Protestwahl geschwächt wird, desto wahrscheinlicher werden ein Regierungsbündnis und Kompromisse links der Mitte. Das gilt auch für die Landtagswahl am 8. März 2026.
Wie aber kann die Union ihre enttäuschten Wähler von der AfD zurückgewinnen? Sie muss aufhören, so zu tun, als ob man die BRD von 1990 zurückholen könnte. Das gelobte Land, in das die DDR-Bürger strebten, gibt es nicht mehr. Die Welt ist eine andere geworden – gesellschaftspolitisch, wirtschaftlich, von der internationalen Bedrohungslage her. Das sollten die Union und alle anderen Parteien der Mitte klar anerkennen – und mit einer modernen Politik die Situation für die breite Mehrheit lebbar machen.
Man nehme nur die Migrationsdebatte, die der AfD massenhaft Zulauf verschafft. Statt darüber zu lamentieren, müssten Merz und die Union ehrlicherweise sagen: Egal wie viele Flüchtlinge wir versuchen, mühsam wieder rauszuschmeißen – das „Stadtbild“ in Deutschland wird sich nicht mehr entscheidend ändern. Also lasst uns das akzeptieren und schauen, wie wir Zuwanderer möglicht gut zum Nutzen der Gesellschaft einbinden. Das wäre moderne Politik, die das Land wieder voranbringt. Schließlich sind wir längst nicht mehr Innovationsmotor und Denkfabrik der Welt.
Wer solche Schwierigkeiten anerkennt und einen Umgang damit sucht, macht den Wählern keine falschen Hoffnungen mehr – und stellt damit gleichzeitig die AfD. Denn auch die kann das Rad der Zeit nicht zurückdrehen – egal wie lautstark sie das behauptet. Auch Donald Trump schafft das trotz aller Macht in den USA nicht – er stiftet nur Chaos und Aufruhr. Denn: Gesellschaftlicher Friede lässt sich mit autokratischer Härte nicht erzwingen.


Merz empfängt Selenskyj am Montag - Europäer kommen zusammen



