
Stellen Sie sich das nur mal für einen Moment vor: Sie starten ohne Zeitung in den Tag. Das Autoradio auf dem Weg zur Arbeit bleibt stumm. Niemand warnt Sie, dass Sie auf direktem Weg in einen riesigen Stau fahren. Mittags läuft mitten in der Stadt ein Großeinsatz, sie können sich aber nirgendwo online darüber informieren, ob dadurch Gefahr für die Bevölkerung besteht. Abends bleibt der Fernseher schwarz, Sie wissen nicht, wie die Lage in der Welt ist. Nicht in Gaza, nicht in der Ukraine, nicht in den USA.
Ein Kommentar von PZ-Chefredakteurin Anke Baumgärtel
Nicht umsonst bilden die Medien die vierte Säule unserer Demokratie. Die Bürger über wichtige Ereignisse zu informieren, ist dabei nur eine Aufgabe. Zugleich ist es Auftrag der Journalisten, Missstände aufzudecken und Amtsträgern auf die Finger zu schauen. Andernfalls würde schnell die Kontrollinstanz fehlen.
Welche Relevanz Zeitung, Radio, Fernsehen und digitale Nachrichtenkanäle haben, hatte zuletzt die Corona-Pandemie eindrücklich vor Augen geführt. Während die persönlichen Kontakte auf ein Minimum reduziert waren und sich Regelungen laufend änderten, waren es die Medien und ihre Reichweite, auf die die Behörden setzten. Sprachrohr sind wir dadurch nicht geworden – eben weil wir unabhängig sind und die Dinge stets kritisch hinterfragen.


Reporter ohne Grenzen: Doppelt so viele Attacken auf Presse
Und doch wurde die Kritik an den Medienschaffenden gerade in dieser Zeit zunehmend heftiger. Die Rufe „Lügenpresse“ wurden lauter, der Rechtsruck in Stadt und Land tut sein Übriges. Um so notwendiger ist es, dass wir klare Kante zeigen und mit geprüften Fakten dagegenhalten. Dass wir falsche Narrative, mit denen Propaganda gemacht wird, entlarven. Denn die Welt ist voll von Fake News. Für den Laien wird es immer schwieriger, Wahrheit von falschen Behauptungen zu unterscheiden. Zumal der Algorithmus, gesteuert von Big-Tech-Unternehmen wie Google und Meta, vieles dafür tut, unsere Meinung zu manipulieren. Es gefährdet die Pressefreiheit massiv, wenn ein paar Milliardäre die Meinungshoheit für sich beanspruchen – während die Mächtigen wie Trump und Putin ihre eigene Realität erschaffen.
Wenn Sie sich in dieser unsicheren Zeit fragen: Wem kann ich da noch glauben? Uns können Sie vertrauen! Denn ein Grundsatz gilt für alle Journalisten: Wir sind der Wahrheit verpflichtet. Auch, wenn die oft unbequem ist. Das ist eine immense Verantwortung, der wir uns stets bewusst sind. Genauso wie der Tatsache, dass es ein Privileg ist, diesem Beruf in Deutschland nachgehen zu dürfen – ohne Repressalien fürchten zu müssen. Damit das so bleibt, sind alle gefordert.