
Pforzheim. Mit steigendem Alten nehmen bei Fahrzeugen auch die Mängel zu, sagt die Statistik. Die EU-Kommission in Brüssel hat deshalb den Vorschlag auf den Weg gebracht, dass Autos, die älter als zehn Jahre sind, künftig jährlich zum TÜV sollen - statt wie bisher in Deutschland alle zwei Jahre. Doch bringt das wirklich den erhofften Zugewinn für die Sicherheit und die Umwelt - oder bläht das nicht nur die Bürokratie und die Kosten für Autobesitzer auf? Darüber kann man trefflich streiten - und das tun die PZ-Redakteure Lothar Neff und Sven Bernhagen in ihrem Pro und Kontra.
Pro: PZ-Redakteur Lothar Neff
„Der Rost an den Türschwellern sollte dabei keine Rolle spielen.“
Jährliche Kontrollen älterer Fahrzeuge sind sinnvoll - wenn sie sich auf das Wesentliche konzentrieren, sagt PZ-Redakteur Lothar Neff.
Längst nicht alles, was aus Brüssel kommt, ist unbedingt sinnvoll. Man denke an bürokratische Hürden und überzogene Vorgaben. Doch der Vorschlag der EU-Kommission, ältere Autos häufiger zum TÜV zu schicken, könnte durchaus zur höheren Verkehrssicherheit beitragen. Manch alte Rostlaube ist auf deutschen Straßen unterwegs, bei der man sich fragt, wie das Auto überhaupt noch einmal durch die Hauptuntersuchung gekommen ist. Viele Kfz-Besitzer überziehen bewusst den fälligen TÜV-Termin um mehrere Monate, auch um notwendige Instandsetzungen aufzuschieben. Ein jährlicher Prüfzyklus für ältere Fahrzeuge wäre sicherlich sinnvoll. Das würde auch den regionalen Kfz-Werkstätten mehr Reparaturaufträge verschaffen. Allerdings könnte die jährliche Untersuchung auf sicherheitstechnisch relevante Teile wie Bremsen, Reifen und Lenkung beschränkt werden und der Rost an den Türschwellern sollte dabei keine Rolle spielen. Das würde auch zu günstigeren TÜV-Gebühren führen.
Kontra: PZ-Redakteur Sven Bernhagen
„Umwelt und Sicherheit bringt das nichts – das bläht nur die Kosten auf.“
Das bisherige System mit Kontrollen alle zwei Jahre funktioniert gut in Deutschland, sagt PZ-Redakteur Sven Bernhagen.
Alle reden ständig vom Bürokratieabbau – und dann sowas: Statt wie bisher alle zwei Jahre sollen Autobesitzer künftig jährlich zum TÜV, wenn die Karre mal älter als zehn Jahre ist. Das fordert die EU-Kommission in Brüssel. Zudem sollen Kilometerstände in nationalen Datenbanken erfasst werden. Für die Verkehrssicherheit. Und die Umwelt. Kann man da widersprechen? Ja!
Denn die Brüsseler Behörde gibt selbst zu, dass „technische Defekte nur einen relativ geringen Anteil an den Unfallursachen ausmachen“ – da gäbe es also ganz andere Stellschrauben.
Und: Dass ältere Fahrzeuge teils einen höheren Schadstoffausstoß haben als neue, stimmt zwar – aber daran ändert auch eine jährliche Kontrolle nichts.
Die bläht nur die Kosten für Fahrzeugbesitzer unnötig auf. Der Anreiz, im Sinne der Nachhaltigkeit das Auto möglichst lange zu nutzen, sinkt. Der Umwelt wäre ein Bärendienst erwiesen.
Und: Der zweijährige TÜV-Rhythmus funktioniert – so viele Schrottmühlen sind gar nicht unterwegs. Schauen Sie sich doch einfach mal um.