
Laut einer Studie der Deutschen Krankenversicherung bewegen sich die Deutschen nicht genug. Sie sitzen zu viel – und zwar über zehn Stunden an einem Werktag. Und nur 30 Prozent der „Vielsitzer“ schaffen es durch ausreichend körperliche Aktivität, das lange Sitzen zu kompensieren. Das ist gefährlich und schadet der Gesundheit. Sind die Deutschen also zu träge?
Pro: PZ-Redakteurin Petra Joos
„Die Deutschen leben quasi im Sitzen: mehr als zehn Stunden pro Tag.“
Knapp jeder fünfte bewegt sich in Deutschland so gut wie gar nicht. Das geht aus dem aktuellen Report „Wie gesund lebt Deutschland?“ hervor, den die Deutsche Krankenversicherung jährlich erhebt. Ein weiteres Ergebnis: Die Deutschen leben quasi im Sitzen: Im Schnitt sind es der Befragung zufolge pro Werktag mehr als zehn Stunden. Zum einen liegt das an den vielen Bürojobs, zum anderen aber auch an einem inaktiven Freizeitverhalten. Stundenlang läuft der Fernseher, der durch Streamingdienste immer mehr zum Kinoersatz wird. Auch das Smartphone ist im Dauereinsatz, dank Whatsapp, Instagram, Tiktok. Die Mobilität beschränkt sich häufig aufs Auto, unabhängig von der Jahreszeit und der Weglänge. Bezieht man noch den Faktor Ernährung mit ein – Stichwort üppige deutsche Küche – dann überraschen auch diese Zahlen nicht: Zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen sind hierzulande übergewichtig, ein Viertel der Erwachsenen sogar schwer. Die Trägheit der Deutschen wird zunehmend sichtbar.
Kontra: PZ-Redaktionsmitglied Marion Dühnen
„Menschen würden sich mehr bewegen, aber das System steht im Weg.“
Sind die Deutschen zu träge oder erschwert das System, in dem sie funktionieren müssen, ein gesundes ausgeglichenes Leben? Darauf sollte man sich eher konzentrieren, als die Schuld beim Bürger zu suchen. Der ist nämlich alles andere als träge: Im Durchschnitt arbeitet er acht Stunden pro Tag, macht danach noch Haushalt und Erledigungen und hat vielleicht Kinder, um die er sich kümmern, oder pflegebedürftige Familienmitglieder, die er versorgen muss. Da bleibt nun mal wenig Zeit für Sport. Viele würden das gerne machen, aber haben dafür keine Zeit oder Energie. Fakt ist: Viele sitzen zu viel, aber der Witz ist ja, selbst zwei bis drei Sporteinheiten pro Woche gleichen das nur bedingt aus. Nötig seien laut der Deutschen Krankenversicherung mindestens 60 Minuten körperlicher Aktivität pro Tag. Wie bei allen Dingen sollte man das Problem an der Wurzel packen und sehen, der Mensch ist nicht faul, sondern zur Bewegung gemacht. Er würde aufblühen, wenn der Alltag entlasten und die Arbeit mehr Bewegung zulassen würde, statt einem die nötige Energie zu rauben.