Politik
Sportschützen entwaffnen? Das halten zwei PZ-Redakteure davon

Nach der Bluttat von Hanau ist die Debatte um Sportschützen und Waffen erneut entfacht. Sollte man Sportschützen entwaffnen? Darüber diskutieren zwei PZ-Redakteure.

PRO: Michael Schenk, PZ-Redakteur

„Wettschießen geht harmlos – etwa mit Lichtpunktpistolen.“

Seit 1990 sind etwa neun Menschen von Sportschützen getötet worden. Wohlgemerkt: durchschnittlich pro Jahr. Schon Erfurt und Winnenden und viele weitere Morde hätte Mahnung genug sein müssen. Aber nach dem Terror von Hanau sollte endlich das traurige Maß voll sein: Es muss gehandelt werden. Auch im Interesse des Sports selbst, denn die dort übliche Beschwichtigungen sind letztlich zynisch. Nun wird der Verfassungsschutz prüfen. Innenminister Horst Seehofer will zusätzlich Psychotests. Das alles bedeutet hohen Aufwand – Geld und Bürokratie – für vergleichsweise wenig Sicherheit.

Und Waffenbesitz zuhause verbieten? Problematisch, Depots wären für Diebe lukrative Ziele. Nur Waffen ohne Schlagbolzen – also kurzzeitig untauglich gemachte – daheim aufbewahren? Gute Idee, dürfte aber kaum zu kontrollieren sein. Einfach wirksamer: Sportschützen schießen nur noch mit harmloser Gerätschaft wie etwa Lichtpunktpistolen. Sammelt Waffen ein, Großbritannien hat’s 1997 erfolgreich vorgemacht.

CONTRA: Lothar Neff, PZ-Redakteur

„Sportschützen nichtunter Generalverdacht stellen.“

Sportschützen haben eine lange Tradition. Die Schützengesellschaft Pforzheim wurde im Jahr 1450 gegründet und ist damit die älteste Vereinigung der Stadt. Das war 42 Jahre bevor Kolumbus Amerika entdeckte. Warum sollte man Mitglieder von Schützenvereinen unter Generalverdacht stellen, nur weil einzelne Täter ihre Schusswaffen illegal einsetzen? Luftgewehr, Wurfscheiben und Bogenschießen sind sportliche Disziplinen, die viel Training erfordern. Wieso sollte man deren Freiheit beschränken? Kein Amokläufer wird mit einem historischen Vorderlader durch die Straßen marschieren. Wer ein Blutbad anrichten will, kann dies auch mit einem Fahrzeug oder einem Küchenmesser tun.

Sinnvoll ist es dennoch, den Waffenbesitz generell strenger zu regulieren. Pumpguns und automatische Feuerwaffen haben in Privatbesitz nichts verloren. Auch im Schießsport sollte der Einsatz von großkalibrigen Pistolen und Gewehren auf ein Minimum reduziert werden.