Viele Fragezeichen gibt es rund um die Wahl.
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Politik
Wahl mit vielen Unbekannten: Woher kommt die Unsicherheit?

Im Wahlkampfendspurt geben sie noch einmal alles – die Spitzenkandidaten der Parteien, die Fernsehsender, die sie alle vor die Kameras bekommen wollen, die Helferinnen und Helfer vor Ort, die für ihre Sache werben. Kaum ein Abend wird in der kommenden Woche vergehen, ohne dass die Kanzlerkandidaten nicht in irgendeinem TV-Studio wahlweise ihren Konkurrenten, einem Moderatorenteam oder einem fragenden Publikum gegenüberstehen. Ob’s bei der Wahlentscheidung hilft, muss jede und jeder für sich entscheiden. Die Verunsicherung jedoch wirkt groß.

Ein Kommentar von PZ-Redakteurin Lisa Scharf

Je nach Umfrageinstitut und Art der Erhebung haben zwischen 30 und 40 Prozent der Deutschen noch nicht entschieden, wem sie am kommenden Sonntag ihre Stimme geben wollen. Das ist erst einmal nicht ungewöhnlich. Zugleich jedoch verzeichnet der Wahl-O-Mat, die wohl populärste Entscheidungshilfe im Netz, Rekordzugriffe. Woher rührt diese Unsicherheit?

Zum einen setzt sich ein jahrzehntelanger Trend in Deutschland fort. Die Parteibindungen lassen nach, vor allem weil sich die Gesellschaft nicht mehr in die Gruppen einteilen lässt, die einst prägend für das deutsche Parteiensystem waren.

Zum anderen – so beobachtet es unter anderem der Meinungsforscher Wolfgang Gibowski – sei die Bereitschaft zum Wechsel in der Wählerschaft geringer, weil das Misstrauen in andere Parteien und deren Spitzenpersonal groß sei. Das ist keine gute Nachricht, für keine Partei. Eine Wahl nicht aus Überzeugung, sondern für das vermeintlich geringste Übel – das kann man durchaus als ein Symptom der Politikverdrossenheit sehen. Und als ein Mangel an Vertrauen und Zuversicht. Von Begeisterung mal ganz zu schweigen.

Hinzu kommt laut Demoskopen eine zusätzliche Verunsicherung, weil gleich mehrere Parteien an der Fünf-Prozent-Hürde kratzen. Es gibt also viele Unbekannte – wer schafft es ins Parlament? Wer wird Kanzler? Wer regiert mit? All das ist offen.

Zugleich gibt es im Umfrage-Dschungel dieser Tage auch gute Nachrichten: Laut Politbarometer ist das Interesse an dieser Bundestagswahl riesig, noch größer als bei der vergangenen. Das macht Hoffnung, umso mehr in dieser diffusen Ausgangslage.

Die Aufgabe für die nächste Legislaturperiode ist deshalb schon jetzt klar: mehr Überzeugungsarbeit leisten. Ein engagierter Wahlkampf reicht da nicht aus. Am wichtigsten, und das ist kein Geheimnis, ist gute Arbeit. Egal ob auf der Regierungs- oder der Oppositionsbank