Lehrer sind Mangelware im Südwesten. Jetzt wird klar: Es sind noch viel weniger als gedacht. 1.440 Stellen gibt es nur auf dem Papier - und jahrelang hat's niemand gemerkt. PZ-Redakteur Alexander Heilemann nimmt das Problem in seiner Kolumne aufs Korn.
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1440 fehlender Lehrerstellen im Land - Pädagogen gibt es nicht in Scheiben

Hand aufs Herz, wie halten Sie es mit der Mathematik? Haben Sie auch eine Art Hassliebe zu dem Fach? Es gibt ja Menschen, die einen damit begeistern können, wie viel Mathematik mit dem wahren Leben zu tun hat. Wie wichtig sie dafür ist. Aber dann kommt zuverlässig irgendeine Statistik ums Eck und versaut dieses Bild.

Eine Kolumne von PZ-Chefreporter Alexander Heilemann

Und zwar so richtig. Gell, liebe Schüler, Lehrer und Eltern? In dieser Woche mit Baden-Württembergs 1440 Geisterlehrern, die nur im Computer existieren, ganz besonders. Der unfassbare Fall zeigt, wie Rechenexempel und statistische Daten ein fürchterliches Eigenleben führen können.

Das beginnt bei der Unterrichtsversorgung der Schulen. Wird die bei 100 Prozent angesetzt, klingt das toll. Auf dem Papier. Ein Grundschulrektor aus dem Enzkreis rechnet aber vor, warum das nicht bedeutet, dass an jeder einzelnen Schule alles hundertprozentig in Butter ist. Wenn Lehraufträge auf mehrere Köpfe verteilt sind, bleibt immer ein Rest, der nicht passt. „Ich kann dann aber keinen Viertellehrer aus der Nachbarschule holen, damit die Differenz ausgeglichen wird“, sagt der Rektor. Pädagogen gibt es eben nicht in Scheiben. Zum Glück. Wer würde sonst den Kopf kriegen und wer nur den Arm für den Sportunterricht? Aufs Land gerechnet, kommt durch diese kleinen Lücken aber ein stattliches Loch zusammen. Das sagt jedenfalls die Gewerkschaft GEW – auf Grundlage reiner Mathematik.

Klar, Zahlen helfen. Nur sollte man genau wissen, womit man rechnet. Also nicht wie das Land. Dort ist nie aufgefallen, dass eine Menge Lehrer gar kein Geld erhalten haben – weil man beim Etat, der Ausgaben und Einnahmen regelt, nie von den tatsächlichen Lehrkräften ausgegangen sei. Stattdessen wurde das Gehaltsbudget immer ins nächste Jahr übertragen – und nur angepasst. Bequemlichkeit aber hat sich bei Mathe schon immer gerächt.