Die DLRG hat meist in Freibädern und Badeseen ein wachsames Auge – nun werden vermehrt Wasserratten an Flüssen wahrgenommen. Symbolbilkd: dpa-Archiv (Seeger)
Region
Achtung: Flüsse und Seen in der Region sehr beliebt – doch die Gefahr schwimmt mit
  • Carolin Kraus

Enzkreis/Pforzheim. Ein Junge kann sich gerade noch an einem Ast festhalten, als er mit viel Kraft gegen die Strömung der Enz kämpft. Das beobachtet eine PZ-Leserin nahe des Pforzheimer Messplatzes, hält an, um notfalls zu helfen. Diesmal geht es gut aus. Doch fast täglich sieht sie Kinder ohne Aufsicht von Erwachsenen an der Stelle baden. Sie macht sich Sorgen, nachdem in jüngster Vergangenheit Menschen anderswo ertrunken sind.

Obwohl sich die Nachrichten über Badeunglücke mit Todesfolge aus aller Welt mehren, gibt es in der Region immer mehr Menschen, die die Abkühlung statt im Freibad lieber am Fluss suchen. Das bemerkt auch die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), Bezirk Enz: „Es hält sich zwar noch in Grenzen, aber die Tendenz dazu ist seit Jahren steigend“, sagt Einsatzleiter Jens Kühn. Seine Mitstreiter bei der DLRG unterstützen die Gemeinden in der Regel bei der Badeaufsicht in Freibädern wie im Nagoldbad oder in Remchingen und vielen mehr sowie beispielsweise auch am Tiefen See in Maulbronn. Dennoch beobachtet Kühn an Enz, Würm und Nagold, wie insbesondere an den dort gelegenen Grillwiesen die Gelegenheit genutzt wird, ins Wasser zu gehen. Und er sieht das ebenfalls mit Sorge: „Selbst wo es flach scheint, können im Flussbett Untiefen sein. Man kann auf Steine treten, sich verletzten. Und für Anfänger oder gar Nichtschwimmer sind Strömungen ein Risiko.“ Wer im Würmtal an den Staustufen plötzlich in den rückwärtigen Sog und ins Tiefe gezogen werde, dem helfe häufig auch nicht, ein geübter Schwimmer zu sein. Zudem können in Flüssen und Seen Bakterien oder Fäkalien mitschwimmen, die gesundheitsgefährdend sein können. Aus gutem Grund sei das Baden in Flüssen und Seen an vielen Stellen verboten, so Kühn. Teils fehlen jedoch Warnschilder, wie auch die PZ-Leserin an der Stelle an der Enz bemerkt hat. Dass die Pforzheimer Flüsse und Seen keine Badegewässer seien, betont der städtische Pressesprecher Michael Strohmayer: „Gleichwohl gibt es kein generelles Badeverbot. Baden geschieht auf eigene Gefahr hin.“

Dass Schwimmer gerade in Corona-Zeiten vermehrt Flüsse oder Seen aufsuchen, kann Kühn nachvollziehen – kein Eintritt, kein Gedränge, alles schön auf Abstand. Dass sie dabei Risiken außer Acht lassen, versteht der DLRG-Mann jedoch nicht. Neben dem Unterschätzen der Strömung und dem Überschätzen der eigenen Fähigkeiten komme hinzu, dass viele ungekühlt ins Wasser gehen. „Der Kältereiz wirkt sofort und kann auf den Kreislauf schlagen bis hin zum Herzinfarkt“, rät Kühn, den Körper vor dem Baden mit dem Wasser abzureiben, um ihn langsam an die kältere Temperatur zu gewöhnen: „Das gilt am See genauso wie im Freibad. Dort gibt es extra Duschen am Beckenrand.“