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Niefern-Öschelbronn. Ein außergewöhnliches Konzert hat Dirigent Hubert Bürkle mit den drei Akkordeon-Orchestern aus Niefern-Öschelbronn, Huchenfeld-Würm und Stein präsentiert. Im Ameliussaal in Niefern haben die Musiker eine gruselige, alpenländische Sage interpretiert, die mit atmosphärischer Musik zum Leben erweckt worden ist.
„Wir sind wieder da und sie sind auch wieder da“, freute sich Verena Bürkle-Poschadel, die durch den musikalischen Abend führte, über den voll besetzten Ameliussaal nach zwei Jahren ohne Konzerte und Veranstaltungen. „Während der Zwangspause entstand auch die Idee für unser heutiges Programm, die Bergsaga ‚Das Sennentuntschi‘“.
Klänge wie ein Berg-Echo
Währen der Pandemie hatte sich Dirigent Bürkle auch intensiv mit dem Südtiroler Akkordeon-Virtuosen Herbert Pixner befasst, der traditionelle, alpenländische Musik mit Jazz, Blues Rock und Flamenco zu progressiver Volksmusik mischt und auch schon mit den Berliner Symphonikern auf Konzerttour war. Bevor der bekannte Multiinstrumentalist von seiner Musik leben konnte, hat er zeitweise auch als Senner gearbeitet, wobei er auf die Sage des „Sennentuntsch“ gestoßen ist. Bürkle-Poschadel erzählte am Abend die Geschichte, die mit passenden Musikstücken dargestellt wurde. Hubert Bürkle hat die Musik für das Konzert arrangiert.
Zu Beginn standen die Akkordeonspieler im Saal verteilt und spielten jeweils einzeln eine Melodie aus sechs Tönen. Von Akkordeon zu Akkordeon weitergegeben, hallten die Klänge wie ein Berg-Echo durch den Saal. Unterstützt wurde die Atmosphäre durch Lichttechnik, so dass je nach Stimmung mal fröhlich bunte Lichter oder dramatisches Rot den Saal durchwanderten.
Die Puppe auf der Bühne
„Die Sennen hatten nicht all zu viel zu tun, deshalb verbrachten sie ihre Zeit mit Träumereien“, erzählte die Moderatorin. „Eines Tages tauchte der Meistersenn mit einer Puppe auf.“ Aus einer Mistgabel und Stroh hatte er das Tuntschi gebastelt, das mit Haaren aus gelben Bändern und sogar mit weiblichen Formen ausgestattet war. Dirigent Bürkle holte eine entsprechende Puppe auf die Bühne. Alpenländische Musik untermalte die Leichtigkeit und Freude, die die Sennen mit dieser Idee verbanden.
Gruselfaktor im Saal
Bürkle-Poschadel erzählte weiter, dass die Puppe von Mann zu Mann weitergereicht wurde und die Sennen sie nachts auch mit ins Bett nahmen. „Doch ihnen war das Tuntschi noch nicht menschlich genug, es musste getauft werden“, sagte die Moderatorin. Prompt wurde der nächste Musikpart dramatisch, denn in der Sage öffnete das Tuntschi plötzlich die Augen.
Aufwühlende Musik deutete den Gruselfaktor der Sage an, denn nachdem die anderen Sennen auf der Flucht einen Blick zurückwarfen, hatte die belebte Puppe einem der Männer die Haut abgezogen und zum Trocknen aufs Dach genagelt. Eine tolle Inszenierung zum Ende: Von Dirigent Bürkle war plötzlich nur noch das blutrote Futter seines Jacketts auf der Bühne zurückgeblieben.