Arnold Tölg an einem seiner Lieblingsplätze: Auf der Terrasse seines Hauses in Möttlingen genießt er gerne den Blick über den ländlichen Bad Liebenzeller Stadtteil. Foto: Schabert
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Arnold Tölg wird 85 – zu Besuch bei einem Mann, der viel bewegt hat
  • Hans Schabert

Bad Liebenzell-Möttlingen/Pforzheim. Arnold Tölg feiert heute seinen 85. Geburtstag. Wer ihm gegenüber sitzt, hat einen geistig frischen, von einem reichhaltigen Lebensweg geprägten Menschen vor sich. Seine Erfahrungen und Erlebnisse aus dem Berufsleben, als Politiker, Verbandsfunktionär oder Mensch gibt er kurzweilig plaudernd weiter. „Ich nehme heute alles gelassen“, sagt der Möttlinger. Damit mag zusammenhängen, dass seine vielschichtigen Erzählungen aus älteren und jüngeren Zeiten nichts Belehrendes, aber viel Informatives beinhalten.

Eine große Feier ist zum Fünfundachtzigsten nicht geplant. „In familiärem Kreis werden wir zusammensitzen“, sagt Tölg. Zur Runde gehören vor allem seine beiden Söhne, die Tochter und deren zweieinhalbjähriger Nachwuchs. Wenn Tölg von seiner lebendigen Enkelin erzählt, umspielt automatisch ein freudiges Lächeln seine Gesichtszüge. Ein Einschnitt war für den heute allein Lebenden, als vor elf Jahren seine Frau Heidi starb.

„Repräsentant des Volkes“

Von 1977 an war Arnold Tölg 24 Jahre lang Abgeordneter des Wahlkreises Calw in der CDU-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg. Anlässlich seines Scheidens aus der Volksvertretung hielt in einer Festschrift zur Verabschiedung in der Calwer Aula 2001 der damalige Landrat Hans-Werner Köblitz fest: „Er war für mich und viele hier im Kreis ein wahrer Repräsentant des Volkes, einer von uns, aber keiner, der sich mit jedem gemein macht, ein freundlicher Mensch. Aber: So konziliant er im Umgang ist, so unnachgiebig hält er an Überzeugungen fest.“ Beständigkeit, Verlässlichkeit, Engagement, Sachverstand oder eine besondere Bindung zur alten und neuen Heimat sind Attribute, die sich in der gleichen Schrift durch die Grußworte eines Ministerpräsidenten Erwin Teufel, CDU-Fraktionschefs Günther Oettinger, Innenministers Thomas Schäuble oder des für den ländlichen Raum damals zuständigen Ressortchefs Willi Stächele ziehen. Von 1969 bis 1991 war Tölg Vorsitzender des CDU-Kreisverbands. In Würdigung seiner dabei erworbenen Verdienste zum Ehrenvorsitzenden ernannte ihn nach einstimmigem Vorstandsbeschluss der heutige stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende im Stuttgarter Landtag, Thomas Blenke, der sein Nachfolger als Kreis-Parteichef wie als Mandatsträger ist. Eine entsprechende Auszeichnung wurde dem Jubilar auch seitens des Turngaus Nordschwarzwald – an dessen Spitze er von 1979 bis 2014 stand – und des Bundes der Vertriebenen Baden-Württemberg zuteil. Diesen Landesverband leitete er von 1999 bis 2017. Von 1979 bis 2014 vertrat er im Kreistag von Calw die Interessen der Bürger.

Aus Schlesien vertrieben

Aus der Grafschaft Glatz in Schlesien vertrieben kam Arnold Tölg 1945 als Kind mit seiner Familie in den Raum Braunschweig. Nach anderen Stationen wurde er 1957 als Sekretär des Reutlinger Bundestagsabgeordneten Gustav-Adolf Gedat Technischer Leiter (bis 1964) des „Internationalen Forums Burg Liebenzell und Burg Hornberg“ und kam so in die Badestadt im Nagoldtal. Für zwei Jahre stand er nach eingeschobenem Studium als Stellvertreter des damaligen neuen Kurdirektors Günter Weise ab 1967 im Dienst der Kurverwaltung Bad Liebenzell. Landtagsmandat und Ehrenämter bekleidete der graduierte Betriebswirt neben seinem parallel ausgeübten Hauptberuf.

Von 1969 bis 1998 wirkte Tölg als Geschäftsführer der Pforzheimer Reise- und Verkehrs-GmbH. Er gründete die Stadtinformation Pforzheim und konnte mit Unterstützung des ehemaligen Oberbürgermeisters Willi Weigelt die Gebietsgemeinschaft Nördlicher Schwarzwald von Baden-Baden in die Goldstadt holen. Diese leitete er als nebenamtlicher Geschäftsführer. Wen sollte es bei all den Verdiensten wundern, dass der Jubilar 1982 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und 1992 mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse dekoriert wurde.