Tatkräftig: Beim Gipfel 2016 im Landratsamt melden sich Flüchtlingshelfer für Diskussionen an. Nun sollen Bürger mit Managern zusammenarbeiten. Seibel, Archiv
Region
Asylpolitik vor Wandel: Es kommen wieder mehr Asylbewerber in den Enzkreis
  • Ralf Steiner

Die Asylpolitik im Enzkreis steht vor einem Wandel. Im Mai seien 30 Flüchtlinge in den Enzkreis gekommen, so die Sozialdezernentin Katja Kreeb. Das war seit über einem Jahr ganz anders: Das Land wies der Kreisverwaltung monatlich fast keine Asylbewerber mehr zu.

Das Landratsamt profitierte davon, dass es seit 2015, dem Beginn des Andrangs, die Quoten für die vorläufige Unterbringung der Schutzsuchenden erfüllte – und zuletzt andere Kreise in die Pflicht genommen wurden, als die Zahlen zurückgingen. Von Juli an greife dieser Vorteil nicht mehr, so Kreeb.

Auf die Kreispolitiker kommt zudem eine andere Herausforderung zu. Die Landesregierung bezahlt für die Eingliederung von Zuwanderern, die hierbleiben, zwei Jahre lang Integrationsmanager. Offen ist allerdings, wie diese Sozialarbeiter zu der Betreuung passen, die die ehrenamtlichen Helfer bereits aufgebaut haben.

Die meisten Städte und Gemeinden übertragen die Suche nach den neuen Sozialmanagern der Kreisverwaltung. Das zeichne sich nach Beschlüssen in 15 der 28 Kommunen ab, sagt Kreeb. Aus dem Topf für den Pakt, den das baden-württembergische Sozialministerium mit dem Landkreistag und dem Städtebund geschlossen hat, fließen 2017 und 2018 jeweils 58 Millionen Euro in dieses Integrationsmanagement, wie die PZ bereits berichtete. Rund 1000 Sozialarbeiter seien damit finanzierbar, so die Landesregierung. Für den Enzkreis bedeutet das laut Kreeb: „Wir rechnen mit 15 bis 18 Integrationsmanagern.“ Das Land zahlt 64 000 Euro Jahresgehalt für Personen mit Hochschulabschluss, sonst 51 000 Euro. Noch fehle aber eine Verwaltungsvorschrift des Stuttgarter Ministeriums. Das Land kommt für die Gehälter der Sozialarbeiter auf – fraglich ist aber, ob der Markt so viele Bewerber überhaupt hergibt. Als kürzlich Ministerpräsident Winfried Kretschmann Pforzheim besuchte, kritisierte die Sozialbürgermeisterin Monika Müller, dass die auf zwei Jahre angelegte Aktion des Landes zu kurz greife.

Es ist aber auch möglich, Personen ohne akademische Qualifikationen einzustellen, so das Sozialministerium. Wer große Erfahrung in der Flüchtlingsbetreuung erworben habe, könne ebenfalls als Integrationsmanager arbeiten. Das wäre eine Chance für Bürger, die sich in den ehrenamtlichen Helferkreisen stark engagiert haben. An der Nahtstelle zwischen behördlich gelenkter Eingliederung und dem Einsatz der Bürger droht nun aber ein Konflikt – denn noch weiß keiner so recht, wie die verschiedenen Schienen zusammenpassen. Außerdem bezuschusst der Enzkreis bereits Flüchtlingsbeauftragte in den Städten und Gemeinden, damit die unterschiedlichen Angebote gut aufeinander abgestimmt werden. Die Bürgermeister haben bereits deutlich gemacht, dass sie parallele Strukturen nicht hinnehmen. Kreeb verspricht sich von den Sozialmanagern „einen Integrationsplan, der jeden Flüchtling durchgängig weiterbringt.“