
Keltern-Weiler. Die Fraktionen wollen noch einmal in sich gehen und die Betreiberin der Pizzeria „Bei Giulio“, Caterina Di Giorgio, soll eine letzte Gnadenfrist erhalten: Die Rede ist vom höchst umstrittenen Gebäude an der Hauptstraße 24. Umstritten deshalb, weil der goldene Zügel des Landes lockt.
Lässt die Gemeinde Keltern die ehemalige Bahnhofsgaststätte und das dahinter liegende, frühere Schlachthaus im Rahmen des Ortskernsanierungsprogramms abreißen, gibt es 100 Prozent der Abbruchkosten erstattet. Das ist finanziell zu verlockend, als dass sich die Mehrheit des Gemeinderats diese Chance entgehen lassen will. Und der Platz wäre frei für ein neues Sozialquartier. Doch in der Sitzung wurde klar: So richtig wohl ist vielen nicht. Denn es geht auch um sozialen Sprengstoff: Nicht nur, dass der auf Ende Januar gekündigten Pächterin in Ermangelung eines Ersatzstandorts das wirtschaftliche Aus droht, auch ein sozial bedeutsamer Anlaufpunkt würde zunächst verschwinden (PZ hat berichtet). Darauf wies auch Käthe Augenstein-Röder in der Bürgerfragestunde hin.
Karin Becker (CDU), Susanne Nittel (SPD) und Manfred Dengler (Grüne) stellten – durchaus mit Bauchschmerzen – die Chancen heraus, die nach einem Abriss durch einen Investor beim Aufbau eines neuen Sozialquartiers entstünden. Oliver Weik (SPD) sprach von einer „schwierigen Abwägung“, manche Dinge schmerzten, aber es handele sich auch um eine „große Chance“. Weik plädierte schließlich dafür, dass sich die Fraktionen mit der sozialen Konzeption noch einmal intensiv beschäftigen sollten und die Pächterin einen befristeten Neuvertrag (statt einer Duldung) bis zum Abriss erhält. Dem konnten sich alle im Gremium anschließen.
Zuvor hatte sich Johannes Riegsinger (FWG) dafür stark gemacht, die Planung zu modifizieren. Womöglich könne das vordere Gebäude doch erhalten bleiben. Eine Gaststätte im Erdgeschoss sei sinnvoll und oben könne ein Bahnmuseum entstehen. Auch Vereinsräume seien sinnvoll. Mehr Fantasie sei gefragt. So könne dort ein tagestouristischer Magnet seine Wirkung entfalten und eine sozial bedeutsame Anlaufstelle noch im Wert gesteigert werden. Wichtig sei es, das von den Bürgern entwickelte Leitbild im Auge zu behalten. Claus Bischoff (FWG) forderte ebenfalls ein zukunftsweisendes Konzept. Rolf Mertz (Grüne) und Michael Sengle (CDU) räumten ein, dass alle Vorredner gute Argumente vorgebracht hätten. Das entsprach der Stimmungslage im Gremium. Und deshalb wurde die Entscheidung vertagt.