




Bombenalarm in Mühlacker-Großglattbach: Panzergranate per Hand übers Feld getragen und im zweiten Anlauf gesprengt
Mühlacker. Bombenalarm in Mühlacker-Großglattbach. Zuerst wurden die Bewohner von Kopernikus-, Gallier-, Kepler-, Lichtholz-, St.-Markus-, Oskar-Schlemmer- und Schwarzwaldstraße sowie von Euler- und Kapellenweg sowie Gerlinde-Beck-Ring von Polizei und Feuerwehr gebeten, bis 14.30 Uhr ihre Häuser zu verlassen. Dann wurde es still im Areal zwischen der Sportanlage des TSV Großglattbach und der Markuskirche bevor es kurz vor 16 Uhr zwei Detonationen gab.

Granate per Hand übers Feld getragen
Eine 8,8-Panzergranate wurde von einem Mann bei Gartenarbeiten an seinem Haus an der Willi-Baumeister-Straße im Neubaugebiet von Großglattbach entdeckt. Er verständigte am Samstag gegen 9 Uhr die Polizei darüber. Vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg konnte das Fundstück als Panzersprenggranate identifiziert werden.
Der Bauherr und Finder hatte die Granate beim Anlegen seines Gartens entdeckt. Die Einsatzkräfte erklärten, dass der Mann großes Glück hatte. Bereits unsanfte Erschütterungen oder auch nur Hitze hätten zur Detonation führen können.
Die Spezialisten haben sich dann dazu entschlossen, den nicht zu entschärfenden Blindgänger, der sich als komplizierter Fall erwies, am Samstagnachmittag zu sprengen. Deshalb wurden im Radius von 300 Metern um den Sprengkörper herum rund 180 Menschen angewiesen, sich in der Großglattbacher Turnhalle zu sammeln oder andere Zufluchtsorte aufzusuchen. Die Evakuierungsmaßnahmen waren um 15.15 Uhr beendet. Ein Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera überflog mehrfach das gesperrte Gebiet um auszuschließen, dass sich noch Personen im Freien aufhielten.

Zuvor jedoch hatten zwei Sprengmeister sich dazu entschlossen, die Panzergranate übers Feld und weg von den nahen Wohnhäusern zu tragen. Hinter einem natürlichen Erdwall wurde ein Loch gegraben und die Sprengmeister trugen den Blindgänger von Hand dort hin. Natürlich unter größter Vorsicht und mit viel Gefühl, denn es war zu keinem Zeitpunkt sicher, ob die Panzergranate nicht doch noch explodieren würde.
Zwei Sprengversuche waren nötig
Zuerst wollten die Sprengmeister den Zünder mit einer kleinen Landung Sprengstoff absprengen, um den Rest der Granate auf dem Sprenggelände bei Stuttgart entsorgen zu können, doch der erste Versuch misslang. Dann verkabelten sie die Panzergranate erneut, um eine zweite und dieses Mal erfolgreiche Sprengung einzuleiten. Die war dann auch wesentlich lauter in Großglattbach zu vernehmen.
Um 15.55 Uhr war der Spuk vorbei. Durch das Wegtragen und Zünden hinter dem natürlichen Erdwall wurde niemand verletzt und es entstand auch kein Sachschaden im Neubaugebiet. Kurz nach 16 Uhr konnten die Anwohner in ihre Häuser zurückkehren.
Im Einsatz waren neben neun Dienstwagen-Besatzungen der Polizei rund 100 Feuerwehrleute aus allen Mühlacker Abteilungen, wobei 30 davon als Reserve auf der Wache warteten, sowie das Rote Kreuz mit drei Fahrzeugen und sechs Mann. Drei Menschen mit eingeschränkter Mobilität musste bei der Evakuierung geholfen werden. Wenige Minuten nach der erfolgreichen zweiten Sprengung konnten die ersten Feuerwehreinheiten und das Rote Kreuz schon abrücken.
Evakuierte schwanken zwischen Frust und geduldiger Ruhe
Laut Mühlackers Ordnungsamtsleiter Ulrich Saur war dies der erste Bombenfund in Großglattbach unter seiner Ägide. Er konnte sich auf das Teamwork aller Einsatz- und Rettungskräfte verlassen. Während unweit der Fundstelle die Einsatzkräfte die Straßen sicherten und herannahende Fahrzeuge bereits frühzeitig umleiteten, versammelten sich viele der 180 evakuierten Bürger im Vereinsheim des TSV Großglattbach. Unter ihnen waren vor allem auch junge Familien, die ihre im Neubaugebiet gelegenen oder angrenzenden Häuser verlassen mussten.
Die Stimmung unter den Betroffenen schwankte zwischen Frust und geduldiger Ruhe. „Wir haben ja keine Wahl“, kommentierte eine Anwohnerin. Ihr Nebensitzer ergänzte: „Aber schön, dass wir hierher können.“ Wieder andere wollten sich zu dem Vorfall gar nicht erst äußern. Allen war nach den zähen Stunden Warterei die Erleichterung über das Ende der Maßnahme anzusehen, als die Evakuierten gegen kurz nach 16 Uhr den Nachhauseweg antraten.