Ab Montag hat auch wieder das Kaufhaus Sämann in der Mühlacker Bahnhofstraße geöffnet. Geschäftsführer Klaus Sämann bemängelt allerdings die räumlichen Beschränkungen auf nur 800 Quadratmeter. Foto: Hepfer
Region
Corona-Lockerungen: Ein kleiner Lichtblick für Mühlacker Geschäfte, mehr aber nicht

Mühlacker. Heiß ersehnt waren die Lockerungen der Corona-Maßnahmen durch die Bundesregierung. Doch nicht alle Branchen können nun auch im gewünschten Maß davon profitieren. Das gilt unter anderem auch für das Kaufhaus von Geschäftsführer Klaus Sämann in der Mühlacker Bahnhofstraße. Dass er seine Läden in der Senderstadt und in Vaihingen ab Montag wieder öffnen darf, sei zwar ein kleiner Lichtblick, mehr aber auch nicht.

Besonders sauer stößt dem Mühlacker Geschäftsmann auf, dass ihm lediglich eine Verkaufsfläche von maximal 800 Quadratmetern gewährt wird. Bei Supermärkten etwa würden solche Einschränkungen nicht gelten. „Das finde ich sehr bedenklich“, sagt Sämann, in dessen Geschäften gerade alle nötigen Hygiene- und Schutzmaßnahmen für die Wiedereröffnung eingerichtet werden. „Gerade uns Geschäftsleuten steht in der Corona-Krise noch ein weiter Weg bevor, der mit finanziellen Einbußen gepflastert sein wird“, prophezeit Klaus Sämann.

Ähnlich wird die Lage von Carsten Roman Bernauer eingeschätzt. Der Geschäftsführer der Mühlacker Parfümerie Just erinnert sich noch gut an den „Shutdown“ Mitte März. „Die Verordnungen haben uns förmlich den Boden unter den Füßen weggezogen. Jeder war geschockt“, schildert er die Stimmung. Alle neun Mitarbeiterinnen habe er heimschicken müssen und sei selbst sogar kurz in Lethargie verfallen. „Bevor wir dann einen eigenen Bestell- und Lieferservice aus dem Boden gestampft haben“, fügt er nicht ohne Stolz hinzu. Das mache täglich fünf bis zehn Bestellungen aus. Auch Bernauer bereitet sich im Eiltempo auf die bevorstehende Wiedereröffnung seiner Parfümerie vor. „Man darf jetzt aber nicht erwarten, dass alles schnell wieder normal läuft. Kurzarbeit wird sich nicht vermeiden lassen“, betont der Geschäftsführer.

Digitale Plattform ins Leben gerufen

Genauso wie Klaus Sämann hat sich auch Carsten Roman Bernauer im neuen „digitalen Schaufenster“ des Mühlacker City-Managements eingeklinkt. Um den Einzelhandel zu unterstützen, aber vor allem um Kunden einen Überblick über die jeweiligen Angebote der Händler während der Corona-Krise zu bieten, hat Citymanagerin Anna-Maria Fritz vor rund drei Wochen eine digitale Plattform (https://muehlacker.picnews.de) ins Leben gerufen. Dort präsentieren sich inzwischen 23 Unternehmen aus der Senderstadt, manche hochprofessionell, manche wiederum etwas spärlicher. Kunden können sich auf der Website beim jeweiligen Händler informieren, wie sie an die Produkte kommen, ob es womöglich einen Lieferdienst gibt oder einen Bestell- und Abholservice. Auch entsprechende Kontaktdaten sind auf der Plattform zu finden.

„Das Ziel, den Kunden eine Orientierung zu geben, ist sicherlich geglückt. Ich denke, wir können hier von einer sinnvoll effizienten Online-Strategie sprechen, die angenommen wird“, gibt Fritz ein erstes Resümee. „Doch es ist ausbaufähig.“ Denn bisher kann der Kunde nur nach Unternehmen suchen. „Wenn ich mir nun aber gerne ein Paar Markenturnschuhe kaufen will, hilft mir das als Kunde nicht.“ Es sei mit Blick auf die Zukunft besonders wichtig, dass man nach Produkten suchen könne. Mit der digitalen Plattform habe man aber fürs Erste ein Bewusstsein geschaffen. Und diese Online-Vermarktung ist in den Augen von Anna-Maria Fritz eine Chance für den Senderstädter Einzelhandel – auch über die Corona-Krise hinaus.

„Mühlacker war bisher sehr offline unterwegs“, sagt die Citymanagerin. Vielleicht steigt nun die Bereitschaft der Händler, sich online breiter aufzustellen. Dabei sei es nicht der Anspruch mit Amazon zu konkurrieren, sondern sich und seine Produkte zu präsentieren und eventuell einen Extra-Service wie persönliche Beratung oder einen lokalen Lieferdienst anzubieten. Denn: „Einen Run auf die Geschäfte wird es nach der Wiederöffnung wohl nicht geben“, glaubt Fritz, die vermutet, dass die Leute weiterhin eher spärlich einkaufen gehen. „Das hat zum Teil auch mit der generellen Verunsicherung in der Krisenzeit zu tun, die sich erst legen muss“, meint die Mühlacker Citymanagerin.