
Pforzheim/Enzkreis. Als Florian Oser im Mai 2019 das Pfarramt in der katholischen Seelsorgeeinheit, bestehend aus den Pfarreien Liebfrauen in Niefern-Öschelbronn, St. Josef in Eutingen und Kieselbronn sowie St. Johannes in Neulingen und Dürrn, übernahm, trat er in große Fußstapfen. Sein Vorgänger, Bernd Walter, war beliebt in der Gemeinde. Oser aber brachte Neuerungen ein, die nicht allen gefielen. Mittlerweile stehe die Gemeinde vor einer regelrechten Spaltung. Zumindest laut einer Gruppe kritischer Gläubiger aus allen drei Kirchengemeinden — darunter auch drei ehemalige Pfarrgemeinderäte.
Im Gespräch mit der „Pforzheimer Zeitung“ berichten die Kritiker von schwierigen bis „untragbaren“ Verhältnissen. Die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates (PGR), Carolin Beck, versteht die Aufregung dagegen nicht. Sie hält zu Oser: „Ich bin der Meinung, er ist der richtige Pfarrer für uns.“ Wenn ein neuer Chef kommt, gebe es immer Menschen, die eben nicht mit ihm klar kämen, so Beck. Die Kritik an Pfarrer Oser gehe laut der Pfarrgemeinderätin von einer einzelnen Gruppe aus.
Zankapfel Seelsorge
Die Vorwürfe der Kritiker sind zahlreich und konzentrieren sich vor allem auf eine vermeintlich mangelnde Kommunikation und den Umgang des Pfarrers mit den Ehrenamtlichen. So sei es von Anfang an schwierig gewesen, auf Oser zuzugehen. Er habe häufig ablehnend reagiert. Inzwischen seien gar keine Gespräche mehr möglich. Auch zeige der Pfarrer kaum Interesse an den ehrenamtlichen und seelsorgerischen Bemühungen Einzelner. „Pfarrer Oser hat deutlich gemacht, dass der seelsorgerische Bereich seine Sache wäre“, so ein Kritiker, der aus Furcht vor Repressalien anonym bleiben möchte. Diese habe es gegenüber Kritikern Osers mehrfach gegeben. So habe der Pfarrer es einem Gemeindemitglied kurz vor einer Messe untersagt, Altardienst zu leisten. „Das Gefüge und die sozialen Kontakte, die in der Gemeinde gewachsen sind, gehen alle den Bach herunter“, so der Kritiker.
Zur Presse sei man gegangen, weil man sich einfach seit langem nicht mehr gehört fühle. Pfarrer Oser empfindet es hingegen als „grotesk“, wie die Kritik nach außen getragen werde: „Der ordentliche Weg in einer Kirchengemeinde ist erst einmal der Weg über den PGR, der hier gänzlich übergangen wurde. Wer also anderen mangelnde Kommunikationsfähigkeiten vorwirft, sollte erst einmal schauen, ob er den richtigen Weg beschreitet“, so Oser. Als Theologe wisse er, dass es in der Natur des Menschen liege, den falschen Weg zu beschreiten. „Wir leben gegenwärtig in einer Zeit, die Sensationen sucht. Und wenn es keine gibt, werden einfach selbst Sensationen geschaffen.“ Man müsse dazu nur auf die vielen Verschwörungstheorien schauen, die nicht erst seit Corona im Netz kursieren würden.
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