Regelmäßig finden Großveranstaltungen, wie der Jugendgebetstag in Bad Liebenzell, statt. Foto: Liebenzeller Mission
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Der Berg und die Mission: Seit 120 Jahren ziehen Christen von Bad Liebenzell aus in die Welt
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Bad Liebenzell. Eine ungewöhnliche Prozession bewegte sich am Samstag, 5. April 1902, den Nonnenbuckel, den heutigen Missionsberg, in Bad Liebenzell hinauf: Pfarrer Heinrich Coerper, der Leiter des deutschen Zweiges der „China-Inland-Mission“, siedelte mit seiner Familie sowie sechs Missionskandidaten und vier Diakonissen von der Weltstadt Hamburg ins idyllische Schwarzwaldstädtchen Bad Liebenzell über.

Bei der Suche nach einer neuen Bleibe kam Coerper mit der Diakonisse Lina Stahl in Kontakt, die in der Schlayerburg in Bad Liebenzell wohnte. Die Diakonisse betete seit über elf Jahren dafür, dass sich eine Missionsgesellschaft auf dem Berg ansiedelt und empfahl ihm die freigewordene „Villa Lioba“. Die wohlhabende und kinderlose Hilda von Diest erklärte sich bereit, den Großteil der Jahresmiete zu übernehmen. Später kaufte sie den ganzen Berg mit allen damaligen Gebäuden und überließ alles mietfrei der Mission. Bedienung: Es sollten hier künftig Menschen die weltweite Missionsarbeit ausgebildet werden.

Ein Hilfsteam der Liebenzeller Mission war im Einsatz in Nordrhein-Westfalen. Foto: Niklas Ebert

Beim Einzug an diesem Frühlingssamstag spielten die Liebenzeller Stadtmusikanten vom Turm der Schlayerburg das Lied: „Der Pilger aus der Ferne zieht seiner Heimat zu“. Der Umzug war mühsam, die Möbelwagen konnten nur bis zum Ende der schmalen Straße fahren. Von dort musste alles Umzugsgut über einen Grasweg die Anhöhe zur „Villa Lioba“ hinaufgeschleppt werden.

Dass der Theologe und seine Mitarbeiter sich rasch im Schwarzwald wohlfühlte, zeigte sich auch daran, dass 1906 der deutsche Zweig der „China-Inland-Mission“ in „Liebenzeller Mission“ umbenannt wurde.

So sah der Missionsberg im Jahr 1902 aus, als die kleine Missionsgesellschaft aus Hamburg nach Liebenzell kam.Foto: Liebenzeller Mission

Heute ist die Liebenzeller Mission mit rund 250 Missionarinnen und Missionaren in etwa 20 Ländern tätig. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gründen christliche Gemeinden, bilden aus, sind in sozialen Projekten aktiv und helfen in akuten Notlagen. Als freies Missionswerk innerhalb der Evangelischen Landeskirche in Württemberg finanziert sie diese Arbeit größtenteils durch Spenden. Weltweit arbeitet die Missionsgesellschaft überkonfessionell mit mehr als 60 Kirchen und Organisationen zusammen. Bewusst achtet es auf eine nachhaltige Entwicklung der Projekte. Weltmission und Bildung gehören zudem seit jeher zusammen: Die Internationale Hochschule Liebenzell und die Interkulturelle Theologische Akademie bilden zurzeit rund 300 Studierende aus – für Mission, Gemeinde und soziale Dienste in aller Welt.

Missionar Tobias Schuckert hilft Einheimischen beim Reisanbau. Foto: Schuckert

Zur Liebenzeller Mission gehört auch die Schwesternschaft – eine Lebens- und Dienstgemeinschaft. Die meisten der 93 Missionsschwestern leben zwar im Ruhestand, setzen sich aber immer noch mit ganzem Herzen für die Mission ein. Ebenfalls gehören die Christlichen Gästehäuser Monbachtal zur Liebenzeller Mission sowie die Liebenzeller Mission Freizeiten und Reisen, einer der größten christlichen Veranstalter von Gruppenreisen und Freizeiten in rund 40 Ländern.