John P. Kopp aus Ohio – hier beim diesjährigen Treffen in Mönsheim – ist es zu verdanken, dass die Familientreffen ins Leben gerufen wurden. Nach seinem Studium unternahm er 1976 eine Europareise und machte auch einen Abstecher ins Heckengäu.
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Anfang August trifft die amerikanische auf die deutsche Verwandtschaft und unternimmt neben einem gemeinsamen Gottesdienstbesuch zahlreiche Ausflüge – unter anderem nach Freiburg, Tübingen und auf den Rhein.
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Will und Bill Kopp aus Amerika mit den geliebten Landjägern (von links).
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Die Kopps: Transatlantische Familienbande zwischen Mönsheim und dem Mittleren Westen

Mönsheim. Zwei Jahre ist Henrike Stahl alt, als das allererste einer ganzen Reihe ungewöhnlicher Familientreffen stattfindet. Weit über hundert Menschen waren am 11. Mai 1980 im beschaulichen Mönsheim zusammengekommen, darunter 14 Besucher aus den USA. Was 1980 begann, jährte sich 2023 zum 15. Mal: die Treffen der Kopps, deren gemeinsame Geschichte 150 Jahre zurückreicht.

Und auch diesmal war die 45-jährige Mönsheimerin, deren Mutter eine geborene Kopp ist, wieder dabei. „Fast 90 Personen waren wir, rund 20 davon aus den USA“, erzählt Stahl. „Es ist ein sehr enges Verhältnis, das wir zueinander haben. Es ist selten, dass solche Treffen so gut funktionieren. Unser Wir-Gefühl ist sehr stark.“

„Ach, eure Kopps sind wieder da“: So reagieren laut Stahl nicht wenige Mönsheimer, wenn mal wieder eines der alle drei Jahre stattfindenden Familientreffen ansteht. Dabei war es längst keine ausgemachte Sache, dass die Familienzweige, die vor 150 Jahren auseinanderstrebten, wieder zueinanderfinden würden.

Von Söhnen, die auswandern

Andreas Kopp wird – so steht es in der Chronik zur Familiengeschichte, die die Nachkommen in selbstständiger Fleißarbeit zusammengetragen haben – 1821 in Mönsheim geboren, wo er auch 1890 stirbt. Kopp hat fünf Söhne. Zwei davon, der Älteste, Leonhard, und der Mittlere, Andreas, wandern, wie es in jener Zeit nicht ungewöhnlich ist, im Jahr 1873 in die Vereinigten Staaten von Amerika aus. Jakob, Wilhelm und Christian bleiben zurück. Trotz der räumlichen Distanz gibt es weiterhin teils losen Kontakt zwischen den durch den Atlantischen Ozean getrennten Familien. Nach dem Zweiten Weltkrieg besteht Briefkontakt zwischen amerikanischen Verwandten, die sich im Tuscarawas County in Ohio niedergelassen haben, und jenen aus dem Heckengäu. Doch irgendwann schläft der Briefverkehr ein.

Und hätte John P. Kopp im Jahr 1976 nach Beenden des Studiums keinen Europa-Trip unternommen und hätte er in London keinen deutschen Reisenden kennengelernt, der ihm anbot, ihn in Karlsruhe zu besuchen, um gemeinsam einen Abstecher nach Mönsheim zu unternehmen, und hätte er dort nicht Emma Kopp getroffen, die kein Englisch sprach, ihn aber wiederum an fremdsprachenkundige Verwandtschaft in Wurmberg weiterverwies, so wäre die Tradition der Kopp-Familientreffen wohl nie entstanden.

Neue und alte Heimat

Doch aus den Begebenheiten des Jahres 1976 erwuchs die Idee zu einem ersten Zusammenkommen, das im Jahr 1980 erstmalig stattfinden konnte. Seitdem besuchen sich die Familien alle drei Jahre abwechselnd in den USA und in Deutschland, unternehmen Ausflüge. Anfang August standen bei der Zusammenkunft im Heckengäu unter anderem ein gemeinsamer Gottesdienstbesuch, eine Gartenparty samt Neu-Interpretation des selbstgedichteten Kopp-Songs sowie Ausflüge nach Bad Wildbad, Freiburg, Tübingen und eine Rheinschifffahrt auf dem Programm. 17 amerikanische und 70 deutsche Verwandte waren zeitweise dabei.

„Es sind zwei intensive Wochen“, sagt Henrike Stahl über den Besuch. „Man verbringt Zeit mit Verwandten, die man sonst kaum sieht. Selbst wenn es Leute sind, die ein, zwei Orte entfernt wohnen.“ Und: „Es ist ein sehr enges Verhältnis zwischen uns. Jeder ist stolz darauf, zu der Familie zu gehören.“

Stahl schwärmt auch von ihren Gastbesuchen in den USA, der tollen Landschaft, den einschüchternd großen Städten. Als Kind hat die 45-Jährige auch Tuscarawas besucht, einer der Orte im Mittleren Westen der USA, wo sich die Nachfahren von Andreas Kopp einst niedergelassen haben. Die Landschaft dort kam Stahl vertraut vor. „Vielleicht haben sich die Verwandten damals deswegen dieses Flecken Erde als neue Heimat ausgesucht, vermutet sie. „Es sieht dort ein bisschen aus wie die Gegend um Mönsheim.“

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