760_0900_80209_A8_Bau_der_Enztalquerung.jpg
Erbaut von 1935 bis 1938, gilt die A8 im Enztal als schlechter Verlauf einer Trasse – sie sei wie ein Bügelbrett in die Landschaft gelegt worden, urteilte ein Straßenbaufachmann. 

Die alte A8 wird 80 Jahre alt – und verschwindet

Jetzt geht’s der alten A8 im Enztal an den Kragen. Nach 80 Jahren. So alt ist die Autobahntrasse, die bei Pforzheim, Kieselbronn und Niefern-Öschelbronn noch immer so verläuft, wie sie vor acht Jahrzehnten gebaut worden ist. Nun wird dieses Nadelöhr, der letzte vierspurige Abschnitt zwischen Karlsruhe und Stuttgart, auf sechs Streifen ausgebaut. Erster Schritt ist die Erneuerung der Bahnbrücke. Dafür wird Ende April die A8 bei Pforzheim-Ost übers Wochenende gesperrt, um zunächst neben der Bahnlinie die Gemeindebrücke bei Niefern abzubrechen (die PZ berichtete).


Testen Sie Ihr Wissen im großen A8-Quiz! Einfach hier klicken!


Mitte November bis Mitte Dezember wird die neue Bahnüberführung, die im kommenden halben Jahr auf freiem Feld neben der A8 erstellt wird, eingesetzt. Anfang oder Mitte 2019 wird dann die Großbaustelle für den rund fünf Jahre dauernden Umbau der A 8 eingerichtet. Das Verkehrsministerium des Landes eröffnet die heiße Phase des A 8-Ausbaus mit einem symbolischen Spatenstich am Samstag, 28. April, um 15 Uhr auf den gerodeten Feldern neben der A 8 bei Niefern, wie eine Sprecherin auf Anfrage bestätigte. Rund 150 Millionen Euro kostet das Ganze. Am Ende soll die heutige Staufalle Geschichte sein. Der festliche Startschuss kündigt den Autofahrern freilich zunächst eine nervenaufreibende Zeit über mehrere Jahre an – mit den üblichen Staus auf Autobahn-Baustellenspuren und der Sorge vor Ausweichverkehr in Niefern, Eutingen oder Pforzheim.

1938 gab es kaum private Autos

Wo heute täglich rund 80 000 bis 90 000 Fahrer das Enztal passieren, herrschten vor 80 Jahren in der Geburtsstunde der A 8 noch idyllische Verhältnisse. Damals hatte in Deutschland nur einer von hundert Bürgern ein privates Auto, schrieb die Zeitschrift „Die Autobahn“ 1934. Die meisten Wagen waren im Besitz von Firmen und Verwaltungen.

In Niefern begann am Samstag, 5. November 1938, das Autobahnzeitalter. Ein großer Tag für die wenigen Autobesitzer: Sie konnten probieren, ob die neue Schnellstraße hält, was man sich von ihr versprochen hatte. In nur vier Jahren erbaut, wurde die A 8 von der Auffahrt Pforzheim-Ost bis Stuttgart eingeweiht. Einen Monat später, am 10. Dezember 1938, wurde auch die Autobahnstrecke von Pforzheim-West bis Karlsruhe eröffnet. Eine durchgängige Verbindung von Karlsruhe bis Stuttgart gab es noch nicht: Das Viadukt bei Ispringen wurde erst 1941 fertig. Auf den A 8-Fahrbahnen bei Pforzheim-Nord gingen die Leute derweil spazieren. Die Autobahn im Enztal hat sich seitdem kaum verändert: Das anfängliche Kopfsteinpflaster ist seit 1960 weg. Neue Beläge ersetzten mehrmals alten Asphalt. Aber die Trasse mit ihrem starken Gefälle ist immer noch so wie 1938. Im Jahr der Einweihung warf übrigens der Zweite Weltkrieg schon seine Schatten voraus. Die Bauwirtschaft habe die Autobahnen geschafft, obwohl sie durch die Arbeiten am Westwall, einem 600 Kilometer langen Verteidigungssystem, „ungeheuer stark in Anspruch genommen wurde“, sagte bei der Einweihung der Generalinspektor für das Straßenwesen, Fritz Todt aus Pforzheim – ein Bauingenieur an führender Stelle, aber auch ein glühender Nationalsozialist.

Mehr lesen Sie am Samstag auf einer Panoramaseite in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news oder über die Apps auf iPhone/iPad und Android-Smartphones/Tablet-PCs.