
Neuenbürg/Remchingen-Wilferdingen. Die Angst vor Waldbränden steigt auch im Enzkreis – besonders nachdem sowohl am Dienstagabend im Neuenbürger Forst als auch am Mittwochnachmittag im Wald beim Remchinger Freibad die Einsatzkräfte der zuständigen Feuerwehren in Sekundenschnelle anrücken mussten. Flammen, viel trockenes Totholz und steiles Gelände – die insgesamt sieben Brände, die die Feuerwehren in Neuenbürg und Wilferdingen bekämpften, hatten das Potenzial, sich gefährlich weit auszubreiten.
Konzeptionell seien die Feuerwehren in der Region gut auf solche Ereignisse vorbereitet, betont Manfred Wankmüller als stellvertretender Kreisbrandmeister. Einfach gesagt: Je größer der Brand, desto mehr Einsatzkräfte aus den umliegenden Orten werden alarmiert. Dasselbe gilt in schwer zugänglichen Bereichen beispielsweise für Wassertransportfahrzeuge oder Schlauchmaterial. Über die hinterlegte Alarmierung hinaus ist es der Einsatzleiter, der nach seiner Einschätzung gezielt anfordern kann. Beim Einsatz vom Dienstagabend kam in der Integrierten Leitstelle in Pforzheim an, dass zu den 42 Kräften aus den Abteilungen Arnbach, Neuenbürg und Waldrennach keine zusätzliche Hilfe aus Pforzheim benötigt werde. Eine richtige Einschätzung, wie das Ergebnis zeigt.
Unwahrscheinliches Szenario
Doch es gibt auch andere Szenarien: Um Glutnester und weitere Brandstellen im Wald in Wilferdingen ausschließen zu können, setzte die Rettungshundestaffel auf Anforderung der Feuerwehr am Mittwochnachmittag eine Drohne ein und die Feuerwehr wässerte noch längere Zeit nach. Mit Unterstützung aus Birkenfeld und Keltern waren dort insgesamt 33 Kräfte der Feuerwehr im Einsatz, berichtet die Polizei. Gegen 14.50 Uhr wurden dort an insgesamt drei Stellen Flächenbrände ausgemacht, wobei der größte rund 100 Quadratmeter einnahm. Die Schadenshöhe ist bislang noch nicht bekannt. Doch die Polizei geht auch bei diesem Vorfall von Brandstiftung aus, „da die Brandherde unabhängig voneinander und in einer Entfernung von bis zu 500 Metern festgestellt wurden“, erklärt die Polizei. Was wäre aber, wenn die Flammen wie jüngst in den Wäldern Mecklenburg-Vorpommerns über mehrere Quadratkilometer wüteten?
Aufgrund anderer Vegetationsstruktur und Topografie ein für die Region unwahrscheinliches Szenario, so der stellvertretende Feuerwehrkommandant Guido Lobermann von der Berufsfeuerwehr Pforzheim – „so etwas hat es im Schwarzwald noch nicht gegeben.“ Die anhaltende Trockenheit macht aber Schutzmaßnahmen in den Wäldern der Region notwendig, wie Jürgen Hörstmann, Sprecher des Landratsamts, bestätigt: Vor allem im nord-östlichen Enzkreis sei dies der Fall. Dort seien bereits einige Grillplätze wie beispielsweise in Mühlacker gesperrt. Derartige Maßnahmen würden die Förster in Absprache mit den jeweiligen Gemeinden treffen.


Remchingen: Verdacht auf Brandstiftung im Wald
In Illingen seien zudem Waldwege gesperrt worden. „Die kranken und bereits abgestorbenen Buchen werfen plötzlich Äste ab, die zum Teil sehr groß und schwer sind“, warnt beispielsweise Revierleiter Rolf Esslinger. Viele der alten und hohen Buchen des Bannwaldes Burg bei Illingen tragen kein Laub, Rindenabplatzungen lassen sich bereits in den Kronen erkennen und erste große, herabgefallene Äste liegen auf dem Boden. Aufgrund der Trockenheit bestehe dadurch etwa eine Gefahr für Spaziergänger.
Würde allerdings ein Waldbrand außer Kontrolle geraten, müssten Einsatzkräfte aus immer größerem Umkreis zusammengezogen werden, umreißt Wankmüller. Ein großflächiger Brand könnte aus der Luft dann genauso wie vom Boden aus bekämpft werden.
Der Neuenbürger Feuerwehrkommandant skizziert Maßnahmen, die die Einsatzkräfte ergreifen könnten. Wie beispielsweise die Flammen quasi einzusperren, also Gräben, Wälle oder bewässerte Schneisen um den Brand herum zu errichten, um dann auch im größeren Stil zu erreichen, was im Kleinen am Dienstag geglückt ist: zu löschen und die Ausbreitung des Brandes zu verhindern.
Sowohl in Neuenbürg als auch in Wilferdingen gehen die Ermittler nun von vorsätzlicher Brandlegung aus. Hierfür sprechen sowohl weite Entfernungen der einzelnen Kleinbrände als auch ein sichergestelltes Fahrzeug. Deshalb sollen sich Hinweisgeber bei der Polizei in Neuenbürg telefonisch unter (0 70 82) 7 91 20 melden.