
An Batsch auf dr Bauch: Das war zu Hause an der Schwäbischen Alb die typisch schwäbische Währung für Menschen, die mit ihrem Einsatz anderen so richtig geholfen haben. Anerkennung durch einen Klaps – warum auf den Bauch, dürfen Sie mich nicht fragen. Aber dann war auch gut. Gotteslohn ist der weniger dialektgefärbte Begriff für eine Vergütung, die irgendwann bestimmt kommen wird – aber doch nicht gerade hier und jetzt.
Eine Kolumne von PZ-Redakteur Alexander Heilemann
Ein bisschen von dieser Haltung lebt noch in der Tatsache, dass Baden-Württemberg im Vergleich zu anderen Bundesländern spät dran ist mit einer Ehrenamtskarte. Einer Art Ausweis, die ehrenamtlich Aktiven, die sich mindestens 200 Stunden im Jahr für die Allgemeinheit einsetzen, mit Rabatten vor allem auf Eintritte etwas Gutes tut. Im Kreis Calw wird die Karte seit 2023 sehr erfolgreich getestet.

Aber wie hält es der Enzkreis nun mit der Möglichkeit, da auch mitzumachen? Das hat Grünen-Fraktionschef Peter Pförsich, wie berichtet, diese Woche im Kreistag gefragt. Und Landrat Bastian Rosenau hatte klargemacht, dass die Verwaltung selbst eine Ehrenamtskarte nicht anstoßen werde. Nicht, weil er zur „Batsch auf dr Bauch“-Fraktion gehört.


Modell im Kreis Calw wird verlängert: Ehrenamtskarte erhält aufs Neue Schub
„Das Ehrenamt ist aller Ehren Wert und verdient, gestärkt zu werden“, hatte Rosenau gesagt. Das würden Städte und Gemeinden aber sehr gut machen. Außerdem habe der Enzkreis selbst keine eigenen Freizeiteinrichtungen für Rabatte: „Wir würden über das Geld von Dritten bestimmen.“ Und wo wir von Geld sprechen: die rund fünf Millionen Euro des Landes für dieses und nächstes Jahr würden wieder mal nicht reichen.


Hier gibt es weiter Rabatte für Ehrenamtliche
Das ist aber noch nicht das letzte Wort über die Ehrenamtskarte. Denn es hatte natürlich einen Grund, dass Pförsich nachgefragt hat. Seine Grünen, die zusammen mit der CDU das Konzept im Land aufs Gleis gehoben haben, wollen einen Antrag stellen, dass der Enzkreis doch mitzieht. Die Unionsfraktion im Kreistag hat das am Freitag sogar schon getan. Anders als Rosenau sieht CDU-Fraktionschef Günter Bächle die Karte als echtes Plus für verdiente Freiwillige. Der Lienzinger hatte sich mit dem Illinger Pförsich abgestimmt, um das Projekt voranzutreiben. Die schwarz-grüne Landeskoalition im Östlichen-Enzkreis-Format gewissermaßen. Beide Fraktionen stehen im Kreistag für 21 von 60 möglichen Stimmen. Fehlen nur noch zehn für eine Mehrheit.


Land will Ehrenamtskarte 2025 flächendeckend einführen
Beide sehen die Rabattkarte als zusätzliche Wertschätzung für ehrenamtlich Aktive. Die Calwer Erfahrungen hätten das durchaus bestätigt. Da gebe es keinen Ansatzpunkt für die Sorge, Städte und Gemeinden könnten sich vom Kreis übergangen fühlen. Da haben Bächle und Pförsich Recht. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Kommunen im Kreis Calw bei Rabatten für die eigenen Bäder lieber nicht mitgezogen haben. Personell zu aufwendig. Ex-Fußball-Profi Eberhard Carl hat für den Kreis Calw andere Partner gefunden. Bei Einrichtungen auf Bad Wildbads Sommerberg genauso wie in einer Bad Herrenalber Therme, einem Hochseilgarten oder den Skiliften Kaltenbronn. Dazu kommen über die Region hinaus Museen, Klöster und Schlösser. Dazu kommt ein Rabatt aufs Deutschlandticket. Viel mehr als ein „Batsch auf dr Bauch“. Mal sehen, was der Kreistag sagt.

