

Einsatzkräfte im Dauerstress: Heftige Unwetter in der Region und ganz Baden-Württemberg
Pforzheim/Enzkreis/Kreis Calw/Stuttgart. Heftige Gewitter, Starkregen und Sturmböen: Hunderte Einsatzkräfte haben wegen des Unwetters in Teilen Deutschlands die Ärmel hochgekrempelt. Im Polizeipräsidium Pforzheim mussten die Beamten am Montagabend zu insgesamt 13 Einsätzen ausrücken, wie eine Pressesprecherin am Dienstagmorgen im Gespräch mit PZ-news bestätigte. Am Dienstagnachmittag waren die Einsatzkräfte in ganz Baden-Württemberg gefordert. Eine junge Frau kam bei einem tragischen Unfall ums Leben.
Im Kreis Calw waren Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei noch am Montagabend schwer beschäftigt. Ein Sprecher der Polizei Pforzheim bestätigte überflutete Straßen (siehe Video), überlaufende Gullys, vollgelaufene Keller und Erdrutsche in der Gemeinde Altensteig. Nach Angaben der Beamten habe es die Landstraße 362 besonders hart getroffen, da diese komplett überflutet wurde. Am Fluss Nagold wurde eine Mauer über einige Meter weggerissen.
In der Gemeinde Seewald, genauer in Besenfeld, wurde der Parkplatz eines Hotels komplett überflutet. Nach Angaben der Polizei drückte dort das Wasser der Kanalisationen Gullydeckel hoch. Straßen mussten komplett gesperrt werden, das Technische Hilswerk (THW) pumpte stundenlang Wasser ab.
Im Enzkreis wurde die Polizei zu insgesamt zwei Einsätzen gerufen: So ist es bei Heimsheim an der A8-Anschlussstelle zu zwei Verkehrsunfällen durch Aquaplaning gekommen und in Tiefenbronn wurde eine Kreisstraße mit Geröll verschüttet.
Baukran am Bodensee umgestürzt
Infolge starker Windböen kippte am Dienstag in Meersburg (Bodenseekreis) ein etwa 25 Meter hoher Baukran um. Der Kran schlug auf dem Dach eines dreigeschossigen Wohnhauses auf und beschädigte dadurch eine der Dachgeschosswohnungen erheblich. Während der Turm des Krans auf dem Wohnhaus zum Liegen kam, schlug der Kranausleger in den Gärten der dahinterliegenden Grundstücke ein. Hierbei beschädigte er mindestens drei weitere Wohngebäude. Niemand wurde verletzt, da die Bewohner der Dachgeschosswohnung zum Zeitpunkt des Unglücks nicht zu Hause waren. Eine Bergung des Baukrans dürfte nach Auskunft der Polizei aufwendig werden und wird längere Zeit in Anspruch nehmen.
Frau stirbt durch umstürzenden Baum
Tödlich verletzt wurde eine 23 Jahre alte Autofahrerin als am Dienstagnachmittag ein umstürzender Baum ihr Fahrzeug traf. Eine Sturmböe brachte in Oberteuringen im Bodenseekreis einen etwa 40 Meter hohen Baum zu Fall. Der Baum traf nach Auskunft der Polizei mit voller Wucht das Fahrzeug der Frau und klemmte diese in ihrem Fahrzeug ein. Sie starb noch an der Unfallstelle.
In der Landeshauptstadt rückte die Feuerwehr zu mehr als 330 Einsätzen aus. Heftige Böen deckten in der Nacht Teile des Stuttgarter Opernhauses ab. Mehrere Zehntausend Liter Wasser seien in das Gebäude eingedrungen, sagte der Geschäftsführende Intendant der Staatstheater Stuttgart, Marc-Oliver Hendriks, am Dienstag. Sowohl der Dachstuhl als auch Decken und Wände im Inneren wurden beschädigt.
Stuttgarter Staatsoper außer Betrieb
Der Betrieb an der unwettergeplagten Staatsoper in Stuttgart kann frühestens an diesem Samstag wieder aufgenommen werden. «Heute hat es einen weiteren heftigen Regenschauer gegeben, dabei ist erneut Wasser in das Haus eingedrungen, weil das Dach nur provisorisch abgedeckt ist», sagte Hendriks. Am Dienstagnachmittag seien Tausende Liter Wasser in das Haus eingedrungen. «Oberste Priorität ist es, das Dach so abzudichten, das kein weiteres Wasser eindringt», sagte Hendriks. Das Haus hat seit rund zwei Wochen wieder geöffnet.

Auch der Bahnverkehr in und um die Landeshauptstadt kam am Dienstag zeitweise zum Erliegen. Auf mehreren Strecken blieb der Regionalverkehr nach Stuttgart stehen. Fernzüge hielten zeitweise nicht am Hauptbahnhof. Auch die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) und die S-Bahn Stuttgart waren vom Unwetter beeinträchtigt. Im Bereich der SSB war mindestens eine Station überflutet und sorgte für Verzögerungen im Betriebsablauf.
Ein Mann wurde während des Unwetters in einem Wald bei Stuttgart schwer verletzt. Der 54 Jahre alte E-Bike-Fahrer war laut Polizei am Montagabend auf einem Waldweg unterwegs, der durch das Gewitter stark unterspült und durch herabfallende Äste versperrt war. Dabei stürzte der Mann und verletzte sich schwer. Ein anderer E-Biker fand ihn und holte Hilfe. Rettungskräfte brachten ihn ins Krankenhaus.
Die Polizei in Reutlingen berichtete am Dienstag von mehr als 540 Notrufen bis zum Morgen, zahlreiche Straßen wurden überflutet, und Keller liefen voll. Im Stadtteil Betzingen lief das Klärwerk über. Das Dach einer Firma in Metzingen brach unter den Wassermassen zusammen. Verletzt wurde dabei niemand.
Wohnhaus von Blitz getroffen
Ein Wohnhaus in Wüstenrot (Landkreis Heilbronn) ist zudem von einem Blitz getroffen worden. Zunächst war laut Polizei unklar, ob das Gebäude abgerissen werden muss. Der gesamte Dachstuhl habe am Montag gebrannt, die Feuerwehr habe das Feuer erst nach einigen Stunden unter Kontrolle bringen können. Die Bewohner des Hauses blieben unverletzt.
Bereits in den vergangenen Tagen waren mehrere schwere Gewitter über den Südwesten gezogen und hatten zahlreiche Schäden in weiten Teilen des Landes hinterlassen.
Unwetter auch am Dienstagnachmittag
Für Dienstag hat der DWD eine amtliche Unwetterwarnung für weite Teile Baden-Württembergs vor schwerem Gewitter herausgegeben. Die Unwetter zogen dann auch tatsächlich am Dienstagnachmittag über Pforzheim, dem Enzkreis und Kreis Calw. Größere Einsätze gab es nach PZ-Informationen aber nicht, allerdings wurden ebenfalls wieder Straßen überflutet, wie etwa in Dietenhausen (siehe Foto).
