
- Ralf Steinert
Kreis Calw. Umweltschutz wird zur Herkulesaufgabe im Kreis Calw. Im Juli schlugen vier Schüler der Bewegung „Fridays for Future“ dem Kreistag vor, den Klimanotstand auszurufen. Die jungen Leute legten den Kreisräten ein 15-Punkte-Programm vor, um Treibhausgase zu verringern, wie die PZ berichtete. Dass allein die Abfallwirtschaft im Kreisgebiet bereits viel gegen den Klimawandel macht und über Zukunftsprojekte nachdenkt, stellte Christian Gmeiner als Chef der Abfallgesellschaft (AWG) jetzt im Umweltausschuss des Kreistags vor.
Mit seinen Anlagen spare die AWG im Kreis pro Jahr rund 8700 Tonnen CO2 ein – Kohlenstoffdioxid gilt als großer Faktor, der die wachsende Erderwärmung beschleunigt.
Dramatisches Klimabeispiel in diesem erneut heißen Sommer: die enorme Ausbreitung des Buchsbaumzünslers. Allein im Juli und August habe der Kreis rund 300 Tonnen Blättermaterial, das Raupen befallen hatten, verbrannt. Kosten: 45.000 Euro. „Ist das denn artgerecht?“, entfuhr dem Landrats-Vize Frank Wiehe da angesichts des heißen Problems spontan ein sarkastischer Kommentar. Gmeiner stellt sich auf weitere Ausgaben ein: „Wir rechnen in den nächsten Monaten mit weiteren Anlieferungen.“
Die Palette für mehr Umweltschutz sei breit angelegt, sagte der Leiter der Abfallwirtschaft. Mit der millionenteuren neuen Biovergärungsanlage, die demnächst in Neubulachs Ortsteil Oberhaug- stett in Betrieb gehe, gewinne der Kreis nicht nur Dünger, sondern auch Wärme und Strom. Einmalig in der Verarbeitung: Der Kompost, der auf Feldern ausgebracht wird, enthalte keine Kunststoffe, so Gmeiner. Damit sinke Mikroplastik im Kreis „allein schon um rund acht Prozent“. Seit vielen Jahren sammelt der Kreis auch wilden Müll ein – jedes Jahr rund 80 Tonnen. Dieses Jahr engagierten sich knapp 5000 Teilnehmer in 30 Aktionen für eine saubere Landschaft.
Der Landkreis erzeuge auch immer mehr erneuerbare Energiearten, zum Beispiel mit Sonnenstromzellen auf den Recyclinghöfen in Dobel und Bad Wildbad. Zurzeit werde eine Studie erstellt, ob die Gebäude der Abfallwirtschaft weitere Möglichkeiten etwa für die Erzeugung von Solarstrom bieten, so Gmeiner. Volker Schuler, Fraktionschef der Freien Wähler, schlug vor, den Einsatz von Sammelfahrzeugen mit Elektromotor zu prüfen.
Mehrwegbecher einführen
Offen ist noch die Einführung von wieder verwendbaren Kaffeebechern im ganzen Calwer Landkreis. In Deutschland werden laut Gmeiner jährlich fast drei Milliarden Einwegbecher für Coffee-to-go weggeworfen. Sollte die Alternative mit Mehrwegbechern klappen, werde die Abfallgesellschaft das Projekt unterstützen, versprach Gmeiner den Mitgliedern des Kreistags-Ausschusses.