
- Peter Hepfer
Maulbronn-Schmie. Der Zeitpunkt hätte kaum besser gewählt sein können. Während in der Coronakrise weltweit die wildesten Verschwörungstheorien kursieren, beschäftigt sich auch die Sonderausstellung mit dem Titel „Alltagsmagie – Riten, Schutzzauber und Bauopfer“ in der Steinhauerstube im Maulbronner Teilort Schmie mit unsichtbaren Kräften, Aberglauben und mystischen Praktiken. Gestern ist die Ausstellung vor rund dreißig geladenen Gästen eröffnet worden. Die zum Teil außergewöhnlichen Exponate sind noch bis zum 6. Dezember jeweils am ersten und dritten Sonntag jeden Monats in der Steinhauerstube zu sehen.

„Diese Eröffnung ist sozusagen der Neustart, was öffentliche Kulturveranstaltungen seit März in der Stadt Maulbronn anbelangt“, hielt Bürgermeister Andreas Felchle in seiner Begrüßungsrede fest und dankte dem Bürgerverein Schmie für sein großes Engagement bei der Vorbereitung der Schau. In vielen Ausstellungsstücken, die mit Hexenwahn zu tun hätten, spiegle sich auch die „Abgrenzung des Christentums zum Teufelswerk“, so Felchle weiter. Auch wies er darauf hin, dass Aberglaube und die Suche nach einem Sündenbock in schlechten Zeiten heute noch präsent sei. Ulrich Klotz, Vorsitzender des Bürgervereins Schmie, legte dem Publikum besonders auch die „Faustecke“ ans Herz, durch welche die Ausstellung über die legendäre Figur des geheimnisvollen Magiers und Alchemisten Doktor Faust aus Knittlingen eine lokale Facette erhalte. Frank Dähling von der Raußmühle Eppingen, der zahlreiche Stücke aus seiner eigenen Sammlung beigesteuert hat – wie etwa ein Beil mit Pentagramm-Symbol, das böse Einflüsse abhalten soll – ging auf die sich verändernde Weltsicht in den vergangenen Jahrhunderten ein. Früher sei diese durch magische Riten, Schutzzauber sowie vom Glauben an Kobolde, Dämonen und Elfen geprägt gewesen. Das äußere sich in Schutzsymbolen, wie etwa dem „Bauopfer“ einer mumifizierten Katze, Ornamenten auf Ziegeln oder gottähnlichen Figuren gegen negative Kräfte. Das römische Tränenkrüglein für den Liebeszauber aus seinem „Zauberschrank“ oder magische Tinkturen wie das ausgelassene Fett von Gehängten sei ebenfalls benutzt worden, um Unheil fernzuhalten.
Der Maulbronner Stadtarchivar Martin Ehlers sprach sogar von einem „verwegenen“ Ausstellungsthema. „Unser Anliegen ist es, sich mit Phänomenen der Vergangenheit zu befassen und diese der Öffentlichkeit so darzustellen, dass man sich dafür interessiert“, so Ehlers. „Es geht hier keineswegs um eine okkulte Spielwiese, sondern darum zu zeigen, wie unsere Vorfahren mit alltäglichen Bedrohungen umgegangen sind.“
Weitere Informationen zur Sonderausstellung „Alltagsmagie“ in Schmie gibt es im Internet unter www.steinhauerstube.de