
Pleiten, Pech und Pannen – das Desaster rund um den Neubau der Herrenwaagbrücke zwischen Mühlacker und Dürrmenz wird mit jedem Hinweis, der durchsickert, noch ein Stück peinlicher. Und nicht nur das: Nach den neuerlichen Vorwürfen muss man sich ernsthaft die Frage stellen dürfen, ob das Regierungspräsidium (RP) und die Baufirma nicht einfach nur gründlich gepfuscht haben.
Ein Kommentar von Christoph Stäbler
Schon der Start des Brückenneubaus, der ursprünglich einmal im Jahr 2016 hätte über die Bühne gehen sollen, verhieß nichts Gutes. Nach jahrelanger Planung – immer wieder war es zu Verzögerungen gekommen – rollten im März 2021 schließlich erstmals die Bagger. Aus der angedachten Fertigstellung im Sommer 2022 wurde natürlich nichts. Erst gab es Materialengpässe, später sind unter anderem Mängel im Bauablauf dazugekommen.


Wie gefährlich sind die Risse im Stahlbeton der Herrenwaagbrücke?
Die Bombe platzen lassen musste das RP schließlich im September 2022: Vier Wochen vor der geplanten Fertigstellung hieß es, dass die Baufirma die Abhängigkeiten und den Zeitbedarf der Gewerke völlig falsch eingeschätzt habe – man benötige also ein weiteres halbes Jahr Bauzeit. Und dann noch die Risse im Beton: Im Oktober 2023 als völlig unbedenklich abgetan, sagt nun schon der zweite Ingenieur – unabhängig voneinander –, dass da etwas nicht stimmen kann. Dass es in einigen Jahren zu einem Tragfähigkeitsproblem kommen könnte, hat das RP ja nun selbst eingeräumt. Das ist beängstigend.

Ganz offensichtlich hat man aus der Vergangenheit nichts gelernt. Fundamentale Konstruktionsfehler bei Spannbetonbrücken der 1960er- und 1970er-Jahre haben schon zu Zusammenbrüchen wie im September 2024 bei der Carolabrücke in Dresden geführt. Ein ähnliches Desaster möchte in Mühlacker niemand erleben. Besteht nur der geringste Zweifel an der Tragfähigkeit, muss sofort nachgebessert werden – koste es, was es wolle. Die Sicherheit steht über allem.

