Kamera läuft? Und bitte: Unter der fachkundigen Anleitung von Tobi Einrich (links) kümmert sich PZ-Verleger, Albert Esslinger-Kiefer, um die Panade der Putenschnitzel, die beim Video-Dreh im Jugendhaus Enz Zone in der Pfanne landeten. Das Video wird auf Youtube zu sehen sein. Foto: Meyer
Region
Jugendhaus Enz Zone bringt Jugendlichen das Kochen näher - PZ-Verleger kocht mit

Niefern-Öschelbronn. „Ok, ihr könnt starten.“ Die Anweisung von Benjamin Denk, Jugendpfleger im Nieferner Jugendhaus Enz Zone richtet sich an sein Kamerateam. Kasim Alokla und Nimah Azimi, beide 15 Jahre alt, stehen hinter den Kamerastativen und drücken jeweils einen Knopf – es kann losgehen. Tobi Einwich ist als ehrenamtlicher Betreuer in der professionell ausgestatteten Küche des Jugendhauses gerade dabei, den Gast des Tages in seine Aufgaben als Küchenhelfer einzuweisen. Der hieß am Mittwoch Albert Esslinger-Kiefer, Verleger der Pforzheimer Zeitung und – wie er selbst zugibt – eine „Niete“ am Herd.

Während Corona sei es nötig gewesen, das Angebot für die Jugendlichen anzupassen, berichtet Denk, während der PZ-Verleger gerade Paprika und Tomaten für die Soße in kleine Stücke schneidet. Als die Lockdownphase Einzug hielt und plötzlich keine Jugendlichen mehr kommen durften, habe man sich zunächst um die Einrichtung selbst gekümmert. Aufgaben, die man sonst nicht in Ruhe erledigen kann, wurden angegangen, putzen und ausmisten etwa. Aber man habe den Mädchen und Jungs trotzdem Abwechslung bieten wollen.

Alternative zu Döner, Pizza und Co.

Also habe man einen Küchen-Video-Stream ins Internet gestellt, den die Jugendlichen zuhause verfolgen konnten. Damit wollte man der Jugend Alternativen zu Fastfood nahebringen. In wechselnder Besetzung filmen die Jugendlichen mittlerweile nicht mehr für einen Live-Stream, ein eigener Youtube-Kanal ist im Aufbau. Geplant sei, Grundlagen des Kochens zu vermitteln, wie Einwich berichtet: „Unsere Jugendlichen sollen auch lernen, wie man Reis oder Nudeln kocht.“ Während Kasim und Nimah konzentriert filmen, parliert Einwich mit dem Gast.

„Die Gäste in der ‚Koch-Zeit‘ im Jugendhaus sollen informieren und die Jugendlichen neugierig machen“

Birgit Förster, Bügermeisterin der Gemeinde Niefern-Öschelbronn

Wie ein Fernsehkoch, der seit Jahrzehnten nichts anderes gemacht hat, fragt der hauptberufliche Finanzbeamte seinen Küchenhelfer aus. Der ist gerade mit dem nächsten Schritt der Soße für die Putenschnitzel Piccata-Milanese zugange, haut Eier in eine Schüssel und beantwortet die Fragen Einwichs. Es geht um die Wertschöpfungskette einer Zeitung, das Medienhaus, den digitalen Wandel der PZ und um die Ausbildungsmöglichkeiten, die sich für junge Menschen im Medienhaus bieten.

Abwechslung auch bei den Gesprächspartnern

„Was ich auf meine alten Tage noch lernen darf!“, stellt Esslinger-Kiefer fest, als er die Soße umrührt – man meint, ein wenig Stolz in seinem Blick zu erkennen. Es sei toll, dass die Gemeinde ein solches Projekt unterstützt, sagt der PZ-Verleger. Zu verdanken sei das den Betreuern aber auch der Bürgermeisterin von Niefern-Öschelbronn, Birgit Förster, der „Powerfrau aus Niefern“, wie Esslinger-Kiefer sie nennt. Deren Kontakte seien wiederholt zum Tragen gekommen. Denn die „Prominenz aus der Region“, so Denk, sei mittlerweile ein wichtiger Bestandteil der Videos.

So war unter anderem der Landrat des Enzkreises, Bastian Rosenau zu Gast und auch die Nieferner Rathauschefin selbst hatte ihren Auftritt: „Die Gäste in der ‚Koch-Zeit‘ im Jugendhaus sollen informieren und die Jugendlichen neugierig machen“, so Förster. In den Überlegungen mit Denk und Einwich, wer hier als Gast in Frage käme, habe sie vorgeschlagen, auf Herrn Esslinger-Kiefer zuzugehen, denn ein Verleger im Dialog sei spannend und sicher auch für Jugendliche interessant. Das Projekt finanziere sich laut Förster über Spenden und das Budget des Jugendhauses.

„Die Enzköche“ heißt der Youtube-Kanal, auf dem künftig alle Videos abrufbar sein werden. Die vorherigen Streams findet man auf der Facebookseite des Jugendhauses.