Die Kliniken mit Intensivbetten schlagen Alarm. Die Auslastung geht an die Grenzen des Machbaren. Foto: Robert Kneschke
Region
Kreis Calw hat beim Inzidenzwert Pforzheim bald überholt - Alarm in den Kliniken

Pforzheim/Enzkreis/Kreis Calw/Karlsruhe. Während es in diesen Lockdown-Tagen am Abend auf den Straßen in Pforzheim und der Region schon früh relativ ruhig zugeht, bleibt das Zählen der neuen, offiziell bestätigten Corona-Infizierten weiter in eine beunruhigende Aktion. Konnte man sich am Donnerstag in Pforzheim und im Enzkeis über leicht gesunkene Inzidenzwerte freuen, so hat der Freitag die Hoffnung auf einen positiven Trend schon wieder zunichtegemacht. Auch im Landkreis Calw gab es von heute an gerechnet in den vergangenen Tagen mehr Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner als noch am Donnerstag zuvor.

Die 7-Tage-Inzidenz beträgt landesweit 199,1 pro 100.000 Einwohner. Alle 44 Stadt- und Landkreise liegen über dem Grenzwert von 50 gemeldeten Fällen pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen. Und Pforzheim, der Enzkreis und der Kreis Calw liegen auch deutlich über dem durchschnittlichen Inzidenzwert des Landes.

Pforzheim bleibt Corona-Hotsport, Calw zieht nach

Bei Pforzheim ist er wieder auf 318,4 gestiegen (plus 88 Neuinfizierte am Freitag) und im Landkreis Calw (plus 117) auf noch nie zuvor erreichte 316,0 geklettert. Nur im Enzkreis (plus 122) sank er noch einmal ein wenig auf 264,1.

Allerdings liegen jetzt die Stadt Heilbronn mit 362,6 und der Neckar-Odenwald-Kreis mit 334,9 deutlich vor Pforzheim an der Spitze der baden-württembergischen Stadt- und Landkreise mit den höchsten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in den vergangenen sieben Tagen.

Vergleicht man allerdings die Anzahl der gesamten Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner, liegt Pforzheim wieder auf Rang zwei der Corona-Hotspots im Lande. 2676,3 offiziell bestätigte Infizierte gibt es hier pro 100.000 Einwohner, in Heilbronn sind es 2892,8, im Kreis Calw sind es erst noch 2232,4 und im Enzkreis gar nur 2085,6. Angesichts des Landesdurchschnitts von 1859,3 Corona-Fällen pro 100.000 Einwohnern erkennt man aber schon, dass unsere Region hart vom Coronavirus getroffen wurde.

Auch die Todesfälle nehmen nicht ab

Da drohen die Nachrichten von Corona-Todesfällen in diesen Tagen mit zweistelligen Zuwächsen in Pforzheim und im Enzkreis fast schon unterzugehen, wenn die Zahlen einmal deutlich geringer ausfallen. Vier neue Todesfälle wurden in der PZ-Region am Freitag vermeldet. Im Kreis Calw ist ein aus Calw kommender und mit dem Coronavirus infizierter Mann gestorben. Im Stadt- und Landkreis Karlsruhe gab es elf neue Corona-Todesfälle. 

Alarm in den Kliniken mit Intensivabteilung

Unverändert dramatisch ist die Situation in den Kliniken in der weiteren Region. Die kleine Intensivstation am RKH Krankenhaus Mühlacker ist seit Wochen voll ausgelastet, wobei vier der sechs Betten von Corona-Patienten belegt sind, die beatmet werden müssen. Dieser Kampf ums Überleben kann sich lange hinziehen – und unterdessen bleiben für medizinische Notfälle wie Herzinfarkt und Schlaganfall oder für Opfer von Verkehrsunfällen rechnerisch nur zwei Betten frei, wenn dort nicht schon andere Patienten in Lebensgefahr liegen.

Zu Beginn der zweiten Pandemie-Welle gab es im Helios Klinikum Pforzheim 20 betreibbare Intensiv- und 12 IMC-Betten (Intermediate Care) im Normalbetrieb. Von den 20 Intensivbetten sind nur 17 tatsächlich personell zu betreiben. Zehn der IMC-Betten sind mit Monitoren überwacht. Bei acht Covid-Patienten und weiteren 34 Kranken musste die Zahl der IMC-Betten deutlich erhöht werden, um die um ihr Leben kämpfenden Menschen aufzunehmen.

Im Pforzheimer Siloah St. Trudpert Klinikum liegen gerade 12 Patienten auf der Covid-19-Intensivstation, davon sind vier Patienten intubiert. Weitere 41 Covid-19-Patienten und 7 Verdachtsfälle werden auf den Covid-19-Stationen betreut. Aktuell stehen 16 Intensiv-Plätze zur Verfügung. Im Fall weiter ansteigender Zahlen kann die Anzahl der Beatmungsplätze auf bis zu 28 Intensivbetten erhöht werden. Um das dafür benötigte Fachpersonal bereitstellen zu können, müssen weniger wichtige Operationen verschoben werden.

Nur noch zwei der 14 Intensivbetten im Landkreis Calw sind aktuell verfügbar. Im Klinikverbund Südwest (KVSW), zu dem auch die Kliniken in Calw und Nagold gehören, ist man über die mangelnde Kapazität für die Intensiv-Versorgung beunruhigt.

Nach Daten des DIVI-Intensivregisters von Krankenhaus-Standorten mit Intensivbetten zur Akutbehandlung sind mit Datenstand vom 18. Dezember, 16 Uhr genau 568 COVID-19-Fälle in Baden-Württemberg in intensivmedizinischer Behandlung, davon werden 318 (55,99 %) invasiv beatmet. Insgesamt sind derzeit 2145 Intensivbetten von betreibbaren 2447 Betten (87,65 %) belegt. Das System der Gesundheitsversorgung stößt an seine Grenzen.

Stadt- und Landkreis Karlsruhe unterm Inzidenz-Durchschnitt

Im Stadt- und Landkreis Karlsruhe kann man sich über vergleichsweise niedrige Inzidenzwerte freuen. Knapp über dem Landesdurchschnitt von 199,1 liegt der Landkreis Karlsruhe mit 214,3. Der Stadtkreis Karlsruhe hat gar nur 134,9 Neuinfizierte pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Am Freitag kamen im Stadt- und Landkreis Karlsruhe 258 neue Corona-Fälle und elf neue Todesfälle hinzu.