Im Kreistag wird nicht mehr per Handzeichen abgestimmt, sondern per Tastendruck.
Kettert (Archiv)
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Kreistag stimmt per Tastendruck ab: Das muss geübt werden

Nein, in der digitalen Welt aufgewachsen ist niemand an diesem Montag im Sitzungssaal des Kreistags. Nicht die Verwaltungsfachleute, nicht die Medienvertreter und auch nicht die Kreisrätinnen und -räte. Letztere aber testen seit Kurzem ein Programm, mit dem sie vom Tablet-Computer aus per Tastendruck abstimmen können.

Eine Glosse von PZ-Redakteur Alexander Heilemann

Nicht weil es zu mühsam wäre, wie bisher einfach die Hand zu heben. Nein, eher weil es übersichtlicher ist und sich niemand im Meer der Arme verzählen kann. Wenn aber analoge Generationen in die digitale Welt aufbrechen, ist das ein Abenteuer. Derzeit in allen Sitzungen im Landratsamt zu bewundern. Diese Woche etwa blockieren sich zwei Ausschussmitglieder selbst, weil sie zu oft das falsche Passwort für ihr Tablet eingegeben haben. Die Verwaltung eilt zu Hilfe. Andere kämpfen mit der Internetverbindung. Wieder wartet das Gremium. Minutenlang kann eine Abstimmung dann dauern. Ein Rat ruft einem Kollegen lachend zu:

„Geh schnell aufs Klo, dann giltst Du protokollarisch als nicht anwesend, und wir können weiter machen.“

Stöhnend fragt ein anderer, ob man nicht zumindest bei Themen, über die Einigkeit herrscht, doch die Hand heben kann. Doch Landratstellvertreterin Hilde Neidhardt bleibt eisern: „Wir werden nur schneller, wenn wir das jetzt konsequent üben.“ Und wenn der Akku leer sein sollte? Verfällt dann die Stimme? Auch das ist keine Ausrede: Die Verwaltung hat Strom aus Power Banks in der Hinterhand. Und tatsächlich: Ab dem dritten Votum haben fast alle den Bogen raus. Nur wird jetzt ein Wettkampf daraus: Wer stimmt schneller ab als sein Schatten? „Erste!“, ruft die Bürgermeisterin einer Biet-Gemeinde begeistert. Das wollen die Kollegen nicht auf sich sitzenlassen. Noch wirkt das Ganze wie ein Computerspiel. Aber ernsthaft!