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Steffen Reiff und Alina Gengenbach verteilen Päckchen gefüllt mit Nüssen, Keksen, Gummibärchen, Bonbons und Schokolade.  Foto: Roller 
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Drei Russen, die gemeinsam auf Tour sind, kommen extra aus ihren Lastwagen und nehmen das Geschenk entgegen. Für die schlafenden Fahrer werden die Päckchen auf dem Trittbrett platziert. 

Lastwagenfahrern das Fest versüßt: Aktion der Friolzheimer Spedition Benzinger sorgt für viel Freude

Zwar hat es inzwischen aufgehört zu regnen, doch dunkle Wolken hängen immer noch am Himmel. Deswegen haben fast alle Autos das Licht eingeschaltet, die auf der Autobahn 8 an der Pforzheimer Raststätte vorbeirauschen. Der Verkehr läuft flüssig, aber längst nicht so flüssig wie man das am frühen Nachmittag des ersten Weihnachtsfeiertags erwarten würde.

Auf dem Parkplatz des Rasthofs sind Sarah Schmeissing, Alina Gengenbach und Steffen Reiff zu Fuß unterwegs. Reiff hält einen großen, braunen Karton in den Händen. Sein Inhalt: unzählige Päckchen, gefüllt mit Nüssen, Keksen, Gummibärchen, Bonbons und Schokolade. Es handelt sich um kleine Geschenke für die Lastwagen-Fahrer, die auch an den Feiertagen unterwegs sind und ihre Fahrzeuge auf dem Rasthof abgestellt haben. „Wir wollen den LKW-Fahrern Danke sagen, dass sie ihr Weihnachtsfest opfern und die Feiertage fernab von der Familie verbringen, damit die Lieferkette nicht unterbrochen wird und bei uns am Montag wieder alles läuft“, erklärt Schmeissing und sagt, in erster Linie gehe es um die Geste: „Wir geben eine Kleinigkeit, die aber für große Freude sorgt.“

Schmeissing ist Teamleiterin Personalmanagement bei der in Friolzheim ansässigen Spedition Benzinger, Gegenbach und Reiff absolvieren dort ihre Ausbildung. Eine Tüte nach der anderen verteilen sie an die Fahrer der Lastwagen. Die meisten tragen osteuropäische Kennzeichen, unter anderem aus Litauen, Bulgarien oder Polen. In vielen Führerhäuschen sind die Vorhänge zugezogen. Ein Indiz dafür, dass der Fahrer schläft. Reiff und Schmeissing wecken ihn dann nicht auf, sondern stellen die Geschenktüte auf das Trittbrett. Ist der Fahrer wach, klopfen sie vorsichtig an die Türe und überreichen ihm die Tüte persönlich mit den Worten „Merry Christmas“. Die Fahrer bedanken sich, die meisten in gebrochenem Englisch. Drei Russen klettern sogar aus ihren Lastwagen. Was sie sagen, ist zwar nicht zu verstehen, aber die Freude dafür kaum zu übersehen.

Herzliches Dankeschön

Ein anderer hat eine bunt verpackte Tafel Schokolade dabei, die er Schmeissing schenkt. „Das ist eine Reaktion, die man öfter bekommt.“ Ein fröhliches Lächeln gebe es fast immer. Vor Corona sei man auch in den Arm genommen worden. Einmal, erzählt Schmeissing, habe ein Fahrer sogar einen Videochat mit seiner Familie gestartet, um ihr die Geschenktüte zu zeigen. „Für mich ist das ein Herzensprojekt“, sagt Schmeissing, die die Aktion vor acht Jahren ins Leben gerufen hat. Gestartet ist man damals mit 100 Tüten, voriges Jahr waren es 300 und dieses Jahr sogar 500. Den Inhalt bezahlt die Spedition Benzinger: „Die Geschäftsführung unterstützt das sehr und steht zu 100 Prozent dahinter“, sagt Schmeissing, die den Inhalt der Päckchen bereits Ende Oktober, Anfang November bestellt. An einem Nachmittag im Dezember kümmern sich die Auszubildenden der Spedition um das Verpacken. Dann schreibt Schmeissing eine Rundmail, in der sie unter den Mitarbeitern fragt, wer beim Verteilen helfen will. „Die Resonanz ist immer sehr positiv“, erzählt Schmeissing: „Man merkt einfach, dass die Mitarbeiter etwas Gutes tun möchten.“ Sowohl Fahrer als auch Angestellte aus dem kaufmännischen Bereich beteiligen sich. Manche bilden untereinander kleine Gruppen, andere verteilen die Geschenktüten zusammen mit ihren Frauen und Kindern. Dabei stimmen sie sich untereinander ab, wer wohin fährt. Auf diese Weise kommen die Geschenktüten inzwischen zwar nicht in alle, aber in viele Winkel der Republik – etwa nach Bruchsal, zur Raststätte „Sindelfinger Wald“, ins Allgäu und ins Sauerland.

Insgesamt sind rund 20 Helfer in acht Gruppen im Einsatz, alle ehrenamtlich. Für sie steht fest: Auch im nächsten Jahr soll es die Aktion wieder geben. „Wir wissen, was für einen wichtigen Job die Fahrer machen und, dass er nicht immer einfach ist, gerade in Corona-Zeiten“, so Schmeissing.