
Dass Veranstaltungen streng nach traditionellen Geschlechtern getrennt stattfinden, gibt es kaum noch. Selbst bei Junggesellenabschieden sind häufig gemischte Gruppen unterwegs. Eine Abkehr von Klischees und stereotypem Rollendenken. Sollte man meinen. Das ist aber scheinbar noch nicht bei allen angekommen. Zum Beispiel nicht bei der Liebenzeller Mission.
Eine Kolumne von PZ-Redakteurin Lisa Belle
Die evangelische Missionsgesellschaft plant gerade eine Veranstaltung, die derart exklusiv für Männer ist – davon kann selbst die Löbliche Singergesellschaft Pforzheim heute nur noch träumen.
Am nächsten Samstag findet der „Männeraktionstag“ im Monbachtal statt – veranstaltet unter anderem von der Männerarbeit der Mission mit dem vielsagenden Namen „Stronger“. Bleibt die Frage: Stärker als wer? Als Frauen? Oder nur stärker interessiert an „Energie, Technik und Tiefgang“? Darum soll’s am Aktionstag schließlich gehen. Die Veranstalter versprechen handwerkliche Herausforderungen, Wettkämpfe, Ritterspiele, Radlader, Bagger – und Stammtischrunden zu so innovativen Themen wie „Vatersein heute: Rolle, Herausforderung oder Berufung?“. Und Burger von der Grilltonne. Die gibt es auch. 800 Menschen – pardon: Männer – sollen die Veranstaltung 2024 besucht haben. Ziehen Klischees also doch wieder? Wenn das so ist: Vielleicht will die Projektgruppe „Weaker“ ja nächstes Jahr mal was für Frauen anbieten – so mit Häkeln, Abwasch und Zöpfchenflechten? Die haben ja sicher auf keinen Fall Interesse daran, mal Bagger zu fahren, eine Brücke ohne Nägel und Schrauben zu bauen – oder ähnlichem Männerkram. Und statt Stammtisch ein Kaffeekränzchen zum innovativen Thema „Frauen in der Berufswelt – geht das überhaupt?“. Vielleicht wäre es aber auch einfach mal Zeit, die Mission zu missionieren. Mithilfe eines Besuchs im aktuellen Jahrtausend zum Beispiel.