
Pforzheim/Maulbronn-Schmie. Der Fall hat im Frühjahr für Schlagzeilen gesorgt: Aus einem als Asylunterkunft genutzten Nebengebäude von „Haus Schmie“ wurde Ende März ein Mann abgeführt. Aus der Nachbarschaft war die Polizei alarmiert worden, weil man Geschrei gehört und ein Kind gefährlich weit aus einem der Fenster im zweiten Stock hatte ragen sehen. Am Donnerstag begann nun der Schöffenprozess im Pforzheimer Amtsgericht.
Mit Fuß- und Handfesseln wurde der 38-Jährige aus der Untersuchungshaft vorgeführt. Vorgeworfen wurde dem Syrer von Staatsanwalt Harald Lustig, dass er im Zuge eines lautstarken Streits seine Ehefrau und eines der gemeinsamen vier Kinder gewaltsam aus dem Fenster gedrückt habe, um seine Überlegenheit zu demonstrieren. Außerdem soll er die 25-jährige Mutter geschlagen und gewürgt haben.
Verteidigerin Sylvia Schwaben verlas eine umfangreiche Erklärung des Angeklagten, in der der 38-Jährige alle Vorwürfe bestreitet und sich selbst als guten Vater sowie Opfer einer Intrige seiner Frau darstellt, die zum Ziel habe, ihn ins Gefängnis zu bringen. Übersetzt von einem Dolmetscher äußerte sich der Mann gesten- und wortreich zu Vorhaltungen von Amtsgerichtsdirektor Oliver Weik.
Junge Mutter in Panik
Die junge Mutter selbst sollte gestern ebenfalls vernommen werden. Dazu kam es aber nicht, denn die Syrerin sei bei der Aussicht, ihrem Ehemann im Gerichtssaal zu begegnen, von Panik überwältigt worden, so die Anwältin der Nebenklägerin, Sabine Arneth. Nach einem Ausschluss des Angeklagten kam die 25-Jährige kurz in den Saal, um unterstützt von einer Dolmetscherin mit sehr leiser Stimme und niedergeschlagenen Augen von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch zu machen. Nach PZ-Informationen sind Mutter und Kinder derzeit gemeinsam an einem sicheren Ort außerhalb der Region untergebracht.
An ihrer statt wurde am Donnerstag dann der Ermittlungsrichter, von dem die Frau im Zuge des Verfahrens bereits vernommen worden war, befragt. Er berichtete von glaubhaften Schilderungen und einem dringenden Tatverdacht bezüglich der Gewalttätigkeiten des Ehemanns. Allerdings: Wochen nach der Tat habe sich die 25-Jährige in der Dramatik der Schilderung deutlich von dem distanziert, was sie bei der Polizei direkt nach dem Vorfall mit dem offenen Fenster ausgesagt hat. Anfangs sei es um Tötungsabsichten gegangen, nun stand im Mittelpunkt, dass ihr Mann ihr wohl nur habe Angst machen wollen.
Gehört wurden ebenfalls zwei Polizisten, die am Tatort in Schmie im Einsatz waren. Sie berichteten von einem äußert aggressiv auftretenden Mann, der sowohl die Beamten verbal bedroht als auch die Tat eines Landsmanns – der in Mühlacker seine Frau erstochen hat – als richtige Vorgehensweise dargestellt habe. Auch das bestritt der Angeklagte. Der Prozess wird im November fortgesetzt.
Mehr über den Prozess lesen Sie am Freitag in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news.

